„Invasion“ hungriger Eisbären – Vertreibung hat begonnen
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Nowaja Semlja/Berlin. Auf der Suche nach Futter ziehen Eisbären in Sibirien durch die Dörfer. Die Behörden haben jetzt mit der Vertreibung begonnen.
Aggressive und dem Verhungern nahe Eisbären plagen derzeit die Bewohner mehrerer Siedlungen auf der sibirischen Arktis-Insel Nowaja Semlija. Mehr als 50 Tiere seien teilweise in Wohnhäuser und öffentliche Gebäude eingedrungen, wo sie nach Nahrung suchten. Das berichtet die Nachrichtenagentur Tass.
Regionale Behörden sprachen von einer „Invasion“ und riefen den Notstand aus. Die Behörden reagierten und haben nun mit der Vertreibung der Tiere begonnen.
Es werde Technik eingesetzt, die Geräusche mache, um die Tiere zu verscheuchen, sagte ein Vertreter der Ortsbehörde der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti zufolge. „Es gibt jetzt weniger Bären. Wir können sie aber wegen eines Schneesturms nicht zählen.“
Der Notstand bleibe aber weiter bestehen. Erlegt werden dürfen die Eisbären allerdings nicht, da sie auf der roten Liste gefährdeter Tierarten stehen.
Eisbären leiden unter dem Klimawandel
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Eisbären stehen plötzlich im Hausflur
Örtliche Medien wie etwa die „Siberian Times“ hatten zuvor berichteten, einige Eisbären hätten bereits Menschen angegriffen. Der Gouverneur der Region sagte, die Menschen hätten Angst und wollten ihre Häuser nicht mehr verlassen. Auf der Doppelinsel, auf der auch russisches Militär stationiert ist, leben rund 3000 Menschen.
Im Internet wurden Videos dazu veröffentlicht: Eisbären in einem Hausflur neben Kinderwagen, Bären, die durch ein Fester schauen oder auf einer Müllhalde nach Futter suchen.
Noch nie so viele Bären gesehen
Eltern wollten ihre Kinder nicht mehr in die Schule oder in den Kindergarten gehen lassen. In der Nähe von Kindergärten wurden bereits zusätzliche Zäune aufgestellt, um die Tiere abzuhalten.
Einige Bären würden regelrecht Jagd auf Menschen machen, sagte Schiganscha Musin, Chef einer örtlichen Behörde der Deutschen Presse-Agentur. Er lebe seit 1983 auf der Insel, aber einen Einmarsch so vieler Bären habe er noch nie erlebt.
Eisschmelze nimmt Bären den Lebensraum
Der Behördenvertreter führte die hohe Zahl der Eisbären in den Siedlungen der Insel auf den Klimawandel zurück: „In den 80er Jahren ist das Eis um Nowaja Semlja herum auch im Sommer nicht vollständig geschmolzen. Aber jetzt, wenn man Satellitenbilder betrachtet, gibt es kein Eis mehr. Im Winter bildet es sich vor der Küste erst spät.“
Auf der Suche nach Futter kämen die Bären zu den Mülldeponien, sagte er der Agentur Interfax zufolge. „Bis 2020 planen wir, alle Mülldeponien vollständig zu beseitigen und eine Verbrennungsanlage zu bauen.“
Zuletzt hatte die Geschichte eines Kreuzfahrt-Mitarbeiters für Aufsehen gesorgt, der auf Spitzbergen von einem Eisbär attackiert wurde. Dieser Bär war nach der Attacke erschossen worden.
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Die beschleunigte Eisschmelze in der Arktis führt dazu, dass Eisbären sich länger an Land aufhalten. Dort liefern sie sich einen Wettstreit um Nahrung, die immer knapper wird.
Laut WWF ist der Lebensraum der Eisbären im vergangenen Jahr wieder geschrumpft. Im vergangenen Oktober erreichte das Packeis des zugefrorenen Polarmeeres seine drittgeringste Ausdehnung seit 1979. (jb/aba/dpa)