Berlin . Eine Mutter nahm ihrem Sohn jede Woche einen halben Liter Blut ab. Für die lebensgefährliche Tat muss sie für vier Jahre ins Gefängnis.

Nachdem seine Mutter ihm jede Woche anderthalb Liter Blut abgenommen hatte, litt ihr Sohn unter akuter Blutarmut. Er musste mit über 100 Bluttransfusionen versorgt werden. Ein Gericht hat die Frau, die auch als Krankenschwester arbeitete, zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt. Sie leidet offenbar an dem Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom.

Seit ihr Sohn elf Monate alt war, musste das Kind den Eingriff über sich ergehen lassen. Da sich Ärzte den regelmäßigen Blutverlust nicht erklären konnten, wurde gegen die Mutter ermittelt und diese im September 2017 auf frischer Tat ertappt.

Mutter kann sich Tat selbst nicht erklären

Das Gericht kam zu der Auffassung, dass für den Jungen Todesgefahr bestanden habe. Neben der vierjährigen Haftstrafe und einer Geldstrafe in Höhe von 80.000 Dänischen Kronen wurde die Frau mit einem Berufsverbot belegt. Sie darf nicht mehr als Krankenschwester arbeiten.

Berufung gegen das Urteil legte die 36-Jährige nicht ein. Ihr Verteidiger habe laut „Berlingske“ erklärt, dass die Frau nicht die Kraft habe, den Fall erneut ausführen zu müssen.

Mutter leidet offenbar unter Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom

Warum sie ihrem Sohn regelmäßig Blut abgenommen hat, konnte die Angeklagte selbst nicht sagen. Das Blut habe sie anschließend in die Toilette gegossen. Die Mutter leide unter dem Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom, schreibt die dänische Zeitung „Berlingske“.

Diese Persönlichkeitsstörung bewirkt, dass ein Kind von einer Bezugsperson absichtlich verletzt wird. Dadurch erhofft sich die Person Aufmerksamkeit.

Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom – was ist das?

Das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom ist eine sehr selten auftretende Persönlichkeitsstörung. Dennoch kam es in den letzten Jahren immer wieder zu Verurteilungen gegen Bezugspersonen, die ihre Kinder quälten. Was sind die Folgen?

  • Mütter fügen Krankheiten ihren Kindern zu oder täuschen sie ihnen vor
  • Häufig stecken sie Kinder sogar ins Krankenhaus
  • Häufig behandeln sie Krankheiten, die die Kinder gar nicht haben, selbst mit Medikamenten, wodurch die Kinder häufig verletzt werden

Fälle vom Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom in Dänemark und Deutschland:

  • In Dänemark liegt der letzte Fall fast 20 Jahre zurück. 1999 musste eine 30-jährige Mutter für sechs Jahre ins Gefängnis, nachdem sie ihr Kind erstickt hatte. Ihr zweites Kind überlebte die Prozeduren, bei denen die Mutter den Kindern Plastiktüten über den Kopf stülpte.
  • In Deutschland wurde 2015 eine Mutter in Hamburg zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt, nachdem sie ihrem Sohn Spritzen injizierte, die mit Speichel, Fäkalien und Blumenwasser infiziert waren.
  • 2010 musste eine Mutter aus Friedberg für über drei Jahre in Haft, nachdem sie ihre Tochter mit Abführmittel fast umgebracht hatte.

(tki)