Berlin. Der „Cicero“ kürte die 500 wichtigsten deutschen Intellektuellen. Unter den Top 10 sind auch Alice Schwarzer und Thilo Sarrazin.

Zum nunmehr sechsten Mal kürt die politische Zeitschrift „Cicero“ die „wichtigsten deutschsprachigen Intellektuellen“. 500 von ihnen werden in das Ranking aufgenommen, das alle zwei Jahre veröffentlicht wird.

Angeführt wird die Liste von dem Karlsruher Philosophen Peter Sloterdijk, es folgen der Soziologe Jürgen Habermas und der Autor Hans Magnus Enzensberger. Auf Platz 4 landet Schriftsteller Martin Walser, der noch vor zwei Jahren den 1. Platz belegte, gefolgt von Peter Handke, ebenfalls Schriftsteller.

„Cicero“: Schriftsteller sind out, Naturwissenschaftler in

Auf Platz 6 landet der Skandalautor und ehemalige Politiker Thilo Sarrazin (SPD, „Deutschland schafft sich ab“), gefolgt von Schriftstellerin Elfriede Jelinek, dem Ökonomen Hans-Werner Sinn, der Autorin und Feminismus-Ikone Alice Schwarzer und Schriftsteller Daniel Kehlmann. Unter den 500 Namen finden sich lediglich 85 Frauen.

Dem Magazin zufolge sei die Zeit der Dichter, der Publizisten und Journalisten vorbei. Stattdessen stünden Ökonomen und Naturwissenschaftler immer mehr im Fokus öffentlicher Debatten. Auch Neurologen (der Hirnforscher Manfred Spitzer) oder der EZB-Direktor Jens Weidmann finden sich auf der Liste wieder. Politikerinnen und Politiker sind im übrigen von dem Ranking ausgenommen.

Wie entsteht das Ranking?

Wie ermittelt der „Cicero“, wer ein wichtiger Intellektueller oder eine Intellektuelle ist und wer nicht? Das Verfahren ist dem Magazin zufolge orientiert an der Medienpräsenz der Intellektuellen in den vergangenen zehn Jahren. Um diese festzustellen, werden Internet-Zitationen, Nennungen bei Google und Google Scholar sowie in Zeitungen und im Munzinger Archiv ausgewertet.

War im medialen Diskurs 2010 überaus präsent: Der ehemalige Politiker und Autor Thilo Sarrazin, hier zum Zeitpunkt der Veröffentlichung seiner rechten Streitschrift „Deutschland schafft sich ab“. Das Buch hat auch schon einen Nachfolger.
War im medialen Diskurs 2010 überaus präsent: Der ehemalige Politiker und Autor Thilo Sarrazin, hier zum Zeitpunkt der Veröffentlichung seiner rechten Streitschrift „Deutschland schafft sich ab“. Das Buch hat auch schon einen Nachfolger. © imago stock&people | Thomas Lebie

Dem Verfahren des „Cicero“ zufolge werden also jene Namen als besonders einflussreich und wichtig gewertet, die sich häufig und zu verschiedensten Themen in öffentliche Debatten einmischen.

„Cicero“-Chefredakteur auf Platz 472

Da der Zeitraum die vergangenen zehn Jahre einschließt, ist es nicht überraschend, dass die Top 10 der Liste nahezu identisch mit jener aus dem Jahr 2017 ist. Die „Bild“-Zeitung hat bereits vorab über das Ranking berichtet.

Der „Cicero“ ist ein monatlich erscheinendes politisches Magazin mit konservativer Ausrichtung. Sein Chefredakteur Christoph Schwennicke steht übrigens selbst auf der Liste – auf Platz 472. (aba)