Howard Carpendale feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bühnenjubiläum. Ein Gespräch über Erfolg, Zeitgeist und sein Privatleben.

Seine Songs sind Allgemeingut: „Hello Again“, „Tür an Tür mit Alice“ oder „Ti amo“ – Howard Carpendale (72) ist ein Stück deutsche Musikgeschichte. 1968 veröffentlichte der gebürtige Südafrikaner sein erstes Album und hat seitdem mehr als 25 Millionen Tonträger verkauft.

Herr Carpendale, Sie feiern 50-jähriges Bühnenjubiläum. Haben Sie eine so lange Karriere erwartet?

Howard Carpendale: Es ist schon eine Leistung, in dieser Branche so lange präsent zu sein. Und bis auf die kurze Pause, die ich gemacht habe, war ich immer mit einem Album, einer Tournee oder einer Single auf dem Markt. Das freut mich natürlich schon.

Was ist das Geheimnis? Muss man sich immer wieder neu erfinden?

Unbedingt! Ohne das geht’s gar nicht. Das ist sicherlich auch der Grund, warum ich über einen so langen Zeitraum erfolgreich bin. Wenn man meine Diskografie durchgeht, haben sich meine Lieder über die Jahre doch sehr gewandelt.

Der Sänger Howard Carpendale im November 2018.
Der Sänger Howard Carpendale im November 2018. © dpa | Axel Heimken

Wie wichtig ist es, Themen anzusprechen, die dem Zeitgeist entsprechen?

Ich bin nicht der Meinung, dass jeder alles kommentieren muss. Auch wenn es zum Beispiel neulich sehr lange hieß, Helene Fischer hätte sich zu politischen Vorgängen äußern müssen. Das fand ich überhaupt nicht, denn sie muss gar nichts.

Jeder Künstler muss selber entscheiden, ob er etwas zu einem bestimmten Thema sagen will oder nicht, erst dann ist er authentisch. So was macht man nicht nur, weil es von einem erwartet wird. Es gibt genügend Leute, die Politik überhaupt nicht interessiert. Das ist auch legitim.

Howard Carpendale bei einem Auftritt um 1968.
Howard Carpendale bei einem Auftritt um 1968. © imago/Rolf Hayo | imago stock

Heutzutage ist es beinahe eine Seltenheit, wenn sich jemand mal nicht zu irgendwas äußert.

So ist es. Von den wenigsten anderen Berufen erwartet man das, aber wenn jemand im Showbusiness eine gewisse Popularität erreicht hat, dann ist man schon fast dazu verpflichtet, etwas zu sagen, und dem kann ich einfach nicht zustimmen. Auch wenn ich selber meine Meinung sage, wenn Dinge mich beschäftigen. Aber es sollte kein Reflex sein.

Redet offen über alles

Was macht Sie glaubwürdig beim Publikum?

Ich glaube, man ist entweder authentisch oder man ist es nicht. Ich bin offen und rede über alles. Ich habe keine Hemmungen, etwas zu sagen. Und was ich sage, hat Hand und Fuß. Die Leute, die zu meinem engsten Kreis gehören, wie zum Beispiel mein Fanclub, die wissen, dass ich mal gute Tage habe und mal weniger gute, und das respektieren sie.

Wie schaffen Sie es bei Ihren vielen Auftritten, noch genügend Zeit für Ihr Privatleben und Ihre Frau zu haben?

Ich versuche mein Leben so aufzuteilen, dass genug Zeit für mein Privatleben bleibt. Darum hatte ich auch die Idee mit den kleineren Shows. Ich möchte einfach nicht mehr so viel Zeit im Auto verbringen, wie man das bei einer Tournee sonst üblicherweise macht, sondern einfach drei bis vier Tage am Stück in einer Stadt bleiben.

Tiefenentspannt - Ärger ist nichts für ihn

Anschließend ein paar Tage pausieren und dann wieder weiterreisen. Ich möchte ein bisschen mehr genießen. Und das Publikum hat auch mehr davon, wenn es keine Ferngläser braucht, um meine Konzerte zu sehen.

Sie haben so eine absolut tiefenentspannte Art. Woher haben Sie die?

Keine Ahnung. Ich freue mich, dass Sie das so empfinden, aber bevor mich etwas aufregt, muss schon viel passieren. Ärger ist überhaupt nicht mein Ding.