New York. Hohe Auszeichnung für die deutsche Schauspielerin Anna Schudt: Für ihre Rolle als deutsche Komikerin Gaby Köster gewann sie einen Emmy.

Bisschen zu chic alles. Und Hunde, die sie ja so sehr liebt, sieht man auch keine. Das Foyer im noblen Sofitel-Hotel in Manhattan ist nicht wirklich Gaby Kösters Wunschkonzert. Und doch ist die Kölner Humor-Ikone am Sonntagabend bester Dinge.

Deutschlands Generalkonsul in New York, David Gill, hat vor der Verleihung der internationalen Emmy-Filmpreise zum Empfang geladen. Da darf Köster nicht fehlen. „Ein Schnupfen hätte auch gereicht“, ihre Geschichte nach dem schweren Schlaganfall vor zehn Jahren, ist in der Kategorie „beste Hauptdarstellerin“ nominiert.

Zuschauer kennen Anna Schudt als Tatort-Kommissarin

Vor der Abfahrt muss die Rheinländerin, pink getönte Haare, schmaler im Gesicht geworden, aber unverändert diesen sympathischen Schalk in den Augen, „noch schnell eine rauchen“. In dem Moment kommt Anna Schudt die Treppe herunter.

Die Fernsehzuschauern als Dortmunder Tatort-Kommissarin Martina Bönisch bekannte Darstellerin hat sich Kösters Kampf um den Weg zurück ins Leben so eindrucksvoll und authentisch angeeignet, dass die „International Academy of Television Arts & Sciences“ sie gemeinsam mit einer Brasilianerin, einer Britin und einer Südafrikanerin in den engsten Kreis der Anwärterinnen aufnahm.

Die Freundschaft ist nicht zu übersehen

© dpa | Rolf Vennenbernd

Schudt ist mit Akribie, speziellem Sprachtraining, Osteopathen und literweise Herzblut in das Leben der anderen eingetaucht. Köster stand regelmäßig mit halbseitig gelähmten Rat und angeborenem Witz zur Seite.

Es ist nicht zu übersehen, dass sich die beiden Frauen während der Dreharbeiten mehr als angefreundet haben müssen. Der Fernsehfilm „Ein Schnupfen hätte auch gereicht“ wurde von „Zeitsprung Pictures“ für den Sender RTL produziert.

„Ich liebe sie so sehr“

Schudt schiebt den Rollstuhl mit Köster behutsam vor die Tür. Es wird gelacht, herzlich, laut. Und rührend. Dann raucht frau gemeinsam mit dem dänischen Star-Schauspieler Lars Mikkelsen („House of Cards“) eine Zigarette. Und schwatzt. In der Hocke. Schudt will auf Augenhöhe sein mit der 56-Jährigen, über die sie später mit leicht feuchten Augen sagen wird: „Ich liebe sie so sehr.“

Das war kurz nach dem unerwarteten Augenblick im Ballsaal des Hilton-Hotels in Midtown. Da, wo 2016 Donald Trump seinen Sieg bei der Präsidentschaftswahl feierte. Zum zweiten Mal nach 2016, damals war Christiane Paul („Unter dem Radar“) die Ausgezeichnet, ging der bedeutendste Fernsehpreis für außeramerikanische Produktionen, der International Emmy Award („iemmy“), nach Deutschland.

Eine der „größten und lehrreichsten Herausforderungen“

Als Laudatorin Conny Nielsen bei der 46. Zeremonie den Namen Anna Schudt vorlas und nicht den der berühmten Britin Emily Watson, stieß Gaby Köster im Publikum einen spitzen Schrei aus. In ihrer Dankesrede gab die 44-Jährige stolz zurück: „Gaby, wir haben es endlich nach New York geschafft!“.

Für die mit ihrem Mann, dem Schauspieler Moritz Führmann, und drei Söhnen in Düsseldorf lebende Anna Schudt, war die Übernahme der Rolle eine der „größten und lehrreichsten Herausforderungen“ in ihrer 25-jährigen Karriere, sagte sie dieser Zeitung.

Wie lernt man rauchiges Köster-Kölschparlieren?

Täglich zu trainieren, wie man vor der Kamera eine Körperhälfte ausschaltet, wie man Arme und Beine koordiniert, die sich wie tot anfühlen müssen, wie man Laufenlernen lernt und rauchiges Köster-Kölschparlieren, das verlangte der vom Bodensee stammenden Schauspielerin alles ab.

Der Lebenswille Kösters, die wenige Tag nach dem Schlaganfall im Krankenhaus erklärte: „Scheißegal, was auch passiert, du gehst hier zu Fuß wieder raus!“, hat Schudt zutiefst beeindruckt. Groß waren darum die Manschetten davor, dass sich das Original im Film nicht richtig getroffen fühlen könnte.

Unbegründeter Gedanke. Gaby Köster hält ihre Wesensverwandte für die „beste Verkörperung“. Und Anna Schudt? Spricht über sich und den seltenen Preis nur im Plural: „Wir sind beide wahnsinnig glücklich. Ich fühle mich so geehrt, dass Gaby Kösters dabei ist“, sagt sie dieser Zeitung, „dass wir zusammen in New York sein können, das ist etwas ganz besonders Schönes.“

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes hatte es geheißen, der Film über das Leben von Gaby Köster heiße „Ein Schnupfen hätte es auch getan“. Wir haben den Fehler korrigiert und den richtigen Titel ergänzt.