Stockholm. Die Gegner heißen Korruption, Totalitarismus und Wüste: Für den Kampf gegen diese Probleme wurde der Alternative Nobelpreis vergeben.

Der Alternative Nobelpreis ehrt in diesem Jahr wieder Menschen, die sich gegen Korruption, Totalitarismus und die Ausbreitung der Wüsten in Afrika einsetzen. „In einer Zeit alarmierender Umweltzerstörung und des Versagens politischer Führung zeigen unsere Preisträger einen Weg in eine andere Zukunft“, erklärte Preisstifter Ole von Uexküll in Stockholm.

Der Right Livelihood Award – eine Auszeichnung in kritischer Distanz zu den traditionellen Nobelpreisen – geht 2018 nach Guatemala, Niger, Australien und erstmals auch nach Saudi-Arabien. Die bahnbrechende Arbeit der Preisträger gebe enorme Hoffnung und verdiene die höchste internationale Aufmerksamkeit, erklärte von Uexküll.

Anwälte aus Guatemala brachten Präsidenten in Bedrängnis

Ausgezeichnet mit dem undotierten Ehrenpreis wurden die Juristen Thelma Aldana und Ivan Velásquez, weil sie in Guatemala Machtmissbrauch aufdecken und Korruption verfolgen. Velásquez leitet die Internationale Kommission gegen Straflosigkeit der Vereinten Nationen (Cicig). Aldana war bis zum Frühjahr Generalstaatsanwältin in dem zentralamerikanischen Land und stieß zusammen mit Velásquez Ermittlungen gegen den inzwischen inhaftierten Präsidenten Otto Perez Molina an.

„Dieser Preis kommt zu einem besonders dramatischen Zeitpunkt im Kampf gegen Straflosigkeit und Korruption“, erklärte Velásquez. Guatemala verweigert ihm derzeit die Einreise, nachdem er Mitte August eine Aufhebung der Immunität von Präsident Jimmy Morales für ein Strafverfahren wegen illegaler Wahlkampffinanzierung gefordert hatte.

Alternativer Nobelpreis: Bekannte Träger

Oft fördert die Right Livelihood Award Stiftung mit dem Alternativen Nobelpreis weniger bekannte Kämpfer für Frieden, Menschenrechte und Umwelt. Einige Male haben seit 1980 aber auch bekannte Gesichter die Auszeichnung erhalten: Der US-amerikanische Whistleblower Edward Snowden bekam den Preis 2014, „weil er mit Mut und Kompetenz das beispiellose Ausmaßstaatlicher Überwachung enthüllt hat, die grundlegende demokratische Prozesse und verfassungsmäßige Rechte verletzt“.
Oft fördert die Right Livelihood Award Stiftung mit dem Alternativen Nobelpreis weniger bekannte Kämpfer für Frieden, Menschenrechte und Umwelt. Einige Male haben seit 1980 aber auch bekannte Gesichter die Auszeichnung erhalten: Der US-amerikanische Whistleblower Edward Snowden bekam den Preis 2014, „weil er mit Mut und Kompetenz das beispiellose Ausmaßstaatlicher Überwachung enthüllt hat, die grundlegende demokratische Prozesse und verfassungsmäßige Rechte verletzt“. © dpa | Ole Spata
In der schwedischen Regierung löste das große Aufregung aus. Abholen konnte Snowden, der seit 2013 in Russland im Exil lebt, die Auszeichnung nicht. Das sind weitere prominente Träger des Alternativen Nobelpreises:
In der schwedischen Regierung löste das große Aufregung aus. Abholen konnte Snowden, der seit 2013 in Russland im Exil lebt, die Auszeichnung nicht. Das sind weitere prominente Träger des Alternativen Nobelpreises: © imago | Kyodo News
Die weltweit wohl berühmteste Schwedin erhielt den Alternativen Nobelpreis 1994. Die Stiftung verlieh der Kinderbuchautorin Astrid Lindgren („Pippi Langstrumpf“) den nicht dotierten Ehrenpreis für ihren „lebenslangen Kampf für die Rechte von Kindern“.
Die weltweit wohl berühmteste Schwedin erhielt den Alternativen Nobelpreis 1994. Die Stiftung verlieh der Kinderbuchautorin Astrid Lindgren („Pippi Langstrumpf“) den nicht dotierten Ehrenpreis für ihren „lebenslangen Kampf für die Rechte von Kindern“. © dpa | Jörg Schmitt
Bianca Jagger – die frühere Ehefrau von Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger – bekam den Preis 2004 für ihren Einsatz für Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz.
Bianca Jagger – die frühere Ehefrau von Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger – bekam den Preis 2004 für ihren Einsatz für Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz. © REUTERS | REUTERS / DENIS BALIBOUSE
Sie habe gezeigt, „wie man Berühmtheit in den Dienst von Ausgebeuteten und Benachteiligten stellt“, begründete die Stiftung die Wahl. Dieses Foto zeigt die nicaraguanisch-britische Menschenrechtsaktivistin im Juni 2017 in Berlin beim Kongress der CDU/CSU-Bundestagsfraktion „Vergewaltigung ist eine Kriegswaffe – Schweigen beenden, Überlebende stark machen“.
Sie habe gezeigt, „wie man Berühmtheit in den Dienst von Ausgebeuteten und Benachteiligten stellt“, begründete die Stiftung die Wahl. Dieses Foto zeigt die nicaraguanisch-britische Menschenrechtsaktivistin im Juni 2017 in Berlin beim Kongress der CDU/CSU-Bundestagsfraktion „Vergewaltigung ist eine Kriegswaffe – Schweigen beenden, Überlebende stark machen“. © dpa | Monika Skolimowska
Auch vier Deutsche sind seit 1980 unter den Preisträgern. Darunter als erste die Mitbegründerin der Grünen, Petra Karin Kelly. 1971 wurde sie Mitarbeiterin der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel. Ab 1972 arbeitete Kelly beim Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) mit. Kelly, die bis 1979 Mitglied der SPD war, wurde 1980 Mitglied des Bundesvorstandes der Grünen, 1983 Mitglied des Bundestages. Kelly starb am 1. Oktober 1992 in Bonn, wahrscheinlich von ihrem Lebensgefährten Gert Bastian nachts erschossen, der sich anschließend auch selbst erschossen hatte.
Auch vier Deutsche sind seit 1980 unter den Preisträgern. Darunter als erste die Mitbegründerin der Grünen, Petra Karin Kelly. 1971 wurde sie Mitarbeiterin der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel. Ab 1972 arbeitete Kelly beim Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) mit. Kelly, die bis 1979 Mitglied der SPD war, wurde 1980 Mitglied des Bundesvorstandes der Grünen, 1983 Mitglied des Bundestages. Kelly starb am 1. Oktober 1992 in Bonn, wahrscheinlich von ihrem Lebensgefährten Gert Bastian nachts erschossen, der sich anschließend auch selbst erschossen hatte. © © epd-bild / Rüdiger Niemz | Niemz, Rüdiger
Zuletzt wurde 1999 der SPD-Politiker Hermann Scheer für sein Engagement für die Erneuerbaren Energien ausgezeichnet. Diese Aufnahme zeigt den Solarenergie-Experten im Dezember 1999 im Reichstag von Stockholm mit der Urkunde für den Alternativen Nobelpreis.
Zuletzt wurde 1999 der SPD-Politiker Hermann Scheer für sein Engagement für die Erneuerbaren Energien ausgezeichnet. Diese Aufnahme zeigt den Solarenergie-Experten im Dezember 1999 im Reichstag von Stockholm mit der Urkunde für den Alternativen Nobelpreis. © picture-alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Kay Nietfeld
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Die Kommission Cicig bemängelte, dass die Herkunft von rund 600.000 Dollar für die Wahl von 2015 unbekannt sei. Von Uexküll betonte, die von Aldana und Velásquez geleistete Arbeit sei einzigartig. „Wir fordern Präsident Jimmy Morales auf, diese guatemaltekische Erfolgsgeschichte nicht zu beenden.“

Furchtbare Böden sorgen für Befriedung der Sahel-Zone

Die mit je rund 96.000 Euro dotierten Geldpreise gehen an den Bauern Yacouba Sawadogo aus Burkina Faso und den Australier Tony Rinaudo, die sich beide dafür einsetzen, dass dürres, unfruchtbares Land in Afrika landwirtschaftlich genutzt werden kann. Sawadogo sei bekannt als „der Mann, der die Wüste aufhielt“, erklärte die Stiftung. Er habe Bauern in Afrika geholfen, ihr Land wieder fruchtbar zu machen – und damit den Frieden in der Sahel-Zone unterstützt.

Auch der Agrarwissenschaftler Rinaudo gilt demnach als „Waldmacher“, weil er eine Methode entwickelte, aus im Wüstensand verborgenen Wurzelsystemen Bäume heranzuziehen. So habe er nicht nur Wüstenbildung bekämpft, sondern auch Hunger und Verzweiflung.

Menschenrechtsaktivisten aus Saudi-Arabien

Zum ersten Mal werden mit dem Preis zudem Aktivisten aus Saudi-Arabien ausgezeichnet: Abdullah al-Hamid, Mohammed Fahad al-Kahtani, Walid Abu al-Chair bekommen ihn, weil sie friedlich das autoritäre System ihres Landes heraus- und Menschenrechte einfordern. Sie setzen sich für eine Gewaltenteilung und die Abschaffung männlicher Vormundschaft ein, die den Frauen grundlegendste Rechte vorenthält. Alle drei sitzen deshalb im Gefängnis.

Die Alternativen Nobelpreise werden seit 1980 an Kämpfer für Menschenrechte, Umweltschutz und Frieden vergeben. Er wird durch Spenden finanziert. (dpa)