Newport/Sydney. Mit der „Endeavour“ segelte James Cook vor mehr als 200 Jahren um die Welt. Wissenschaftler wollen das Wrack nun lokalisiert haben.

Es war ein trauriges Ende für ein legendäres Schiff: Am 4. August 1778 wurde die „Endeavour“ vor der US-Ostküste versenkt. Das Segelschiff, einstmals der Stolz der britischen Krone und des Entdeckers James Cook, diente nur noch als Teil einer Unterwasserblockade, die die französische Flotte im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg an der Einfahrt in den Hafen von Newport hindern sollte.

Den Kampf an Land konnten die Wracks nicht aufhalten, und die „Endeavour“ blieb auf dem Grund des Meeres. Erst vergessen, dann verschollen.

Nun melden Wissenschaftler des Rhode Island Marine Archaeology Project (RIMAP) einen Durchbruch. Sie sind sich sicher, das Wrack der „Endeavour“ gefunden zu haben. „Wir können sagen, wir wissen, welches es ist“, sagte Kathy Abbass, die Direktorin von RIMAP, dem „Sydney Morning Herald“.

Kaum ein Schiff ist so legendär wie die „Endeavour“

Seit vielen Jahren sind Taucher und Wissenschaftler vor Rhode Island an der US-Ostküste im Einsatz. Vor zwei Jahren dann fanden sie eine Gruppe von Wracks, bei der es sich um die versenkten Schiffe von 1778 handeln soll. Nun also wurde die „Endeavour“ identifiziert.

„Wir wissen aus Aufzeichnungen, wie das Schiff aussah. Und wir haben nun ein Wrack lokalisiert, dass all dem entspricht, was wir von der ,Endeavour‘ wissen“, erläutert Kathy Abbass. Ein endgültiger Beweis könne allerdings nur erbracht werden, wenn das Wrack geborgen würde.

„Dieses Schiff hat für Menschen auf der ganzen Welt eine Bedeutung“, sagt Abbass. Und tatsächlich: Kaum ein Schiff der Menschheitsgeschichte ist derart legendär wie die „Endea­vour“ (zu deutsch: Anstrengung).

1764 in Großbritannien gebaut, machte sich der damals noch weitgehend unbekannte Offizier James Cook 1768 damit auf den Weg, die „Terra Australis“, die südliche Welt, zu entdecken.

James Cook: Erster Europäer, der Australien erreichte

Mit 94 Mann Besatzung war Cook auf dem 29 Meter langen Schiff drei Jahre lang unterwegs. Zwischendurch, im April 1770, segelte Cook durch eine enge Bucht, die er später als das „Paradies auf Erden“ beschrieb. Als erster Europäer erreichte er damit die Ostküste eines bis dahin noch unerforschten Kontinents: Australien.

Die Bucht nannte er dem wilden Bewuchs entsprechend Botany Bay. Heute ragt dort die Oper von Sydney in den Himmel. Für James Cook ging die Reise weiter über Neuseeland, Tahiti und Südamerika. Im Juli 1771 erreichte die „Endeavour“ wieder Großbritannien und beendete damit eine der größten Expeditionen der Menschheitsgeschichte.

Ein Gemälde des Weltumseglers James Cook.
Ein Gemälde des Weltumseglers James Cook. © akg-images | akg-images GmbH

Die Aufzeichnungen und mitgebrachten Pflanzen bedeuteten einen großen Fortschritt für die Wissenschaft. Die Inbesitznahme von Ländern vergrößerte das britische Weltreich immens.

Schiffswrack soll möglichst schnell geborgen werden

Cook selbst ging noch zweimal auf große Fahrt, ehe er 1779 auf Hawaii von Ureinwohnern gelyncht wurde. Die „Endeavour“ blieb aufgrund ihres schlechten Zustandes aber zunächst im Hafen und wurde 1775 verkauft, als Transport- und Gefängnisschiff genutzt.

Unter dem Namen „Lord Sandwich“ verschwand sie dann schließlich in den Fluten des Atlantiks – ein letzter Dienst für die britische Krone.

Ob sie ihr Grab jemals wieder verlässt, ist noch völlig unklar. Die Wissenschaftler des RIMAP warnen, dass die Schäden beträchtlich seien. Sie lassen aber keinen Zweifel daran, dass sie das Schiff heben wollen. „Am liebsten schon im kommenden Jahr“, sagt Kathy­ Abbass.

Wrack: Australische Museen melden schon jetzt Interesse an

Größte Hürde: das Geld. Schon jetzt melden australische Museen Interesse an. Denn die „Endeavour“ käme gerade gelegen, als Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 250. Jahrestag von James Cooks Ankunft, der 2020 begangenen werden soll.

Die Besitzverhältnisse sind offenbar schon länger geklärt. Vor fast 20 Jahren verkündete der damalige Generalstaatsanwalt von Rhode Island in weiser Voraussicht, dass alle historischen Wracks, die einmal an der dortigen Küste gefunden werden, dem Bundesstaat gehören. Ob das nun tatsächlich auch so ist, wird sicherlich noch einmal die Gerichte beschäftigen.