Manila/Peking. Der Super-Taifun „Mangkhut“ wütet auf den Philippinen und in China. Viele Menschen wurden getötet und verletzt. Die Schäden sind groß.

Viele Todesopfer und Verletzte, erhebliche Schäden an Gebäuden und Straßen: Taifun „Mangkhut“ hat am Wochenende auf seinem Weg durch Südostasien seine Zerstörungskraft voll entfaltet. Besonders hart traf der bisher stärkste Wirbelsturm des Jahres die Philippinen.

Dort hat der Sturm mindestens 74 Menschen das Leben gekostet, teilte die Polizei am Dienstag mit. Die meisten der Todesopfer und Vermissten stammen demnach aus der nördlichen Region Cordillera. Dort liegt auch die Stadt Itogon, wo eine Schlammlawine eine Unterkunft von Bergarbeitern unter sich begrub. Hunderte Polizisten, Soldaten und Rettungskräfte suchten auch am Dienstag weiter nach bis zu 50 Menschen, die in dem Gebäude eingeschlossen sind, sagte der hochrangige Polizeibeamte Benigno Durana.

Bürgermeister hat nur noch wenig Hoffnung

Der Bürgermeister der Stadt, Victorio Palangdan, geht nicht mehr von einer Rettung der Verschütteten aus: „Wir glauben zu 99 Prozent, dass die eingesperrten Leute tot sind“, so Palangdan. „Wir machen weiter, bis wir alle Körper gefunden haben.“ 32 weitere Bewohner seiner Stadt seien wahrscheinlich ebenfalls ums Leben gekommen.

Mehr als 200.000 Menschen mussten auf den Philippinen nach Angaben des Katastrophenschutzes wegen des Taifuns ihre Heimat verlassen. Knapp 300 Flüge wurden abgesagt.

Auch in China hielt „Mangkhut“ die Menschen in Atem: Große Teile der Südküste sowie die Millionenmetropole Hongkong kamen am Sonntag beinahe vollständig zum Stillstand. Hunderte Flüge wurden gestrichen, der Nahverkehr eingeschränkt und mehr als 2,4 Millionen Menschen in Sicherheit gebracht, wie chinesische Staatsmedien berichteten.

200 Verletzte in Hongkong

Fernsehsender zeigten Bilder von überfluteten Straßen und starken Regenfällen, die sich über der Region entluden. Heftiger Wind riss Bäume um, zerstörte Fensterscheiben und brachte Baugerüste zum Einsturz.

Die Hongkonger Zeitung „South China Morning Post“ zeigte auf ihrer Website Bilder einer geräumten Hotellobby in der Stadt, die von Wasser überflutet wurde. Allein in Hongkong wurden demnach mehr als 200 Menschen mit Verletzungen behandelt. Auch fiel für etwa 7000 Haushalte in der Stadt zeitweise der Strom aus.

Taifun reißt vier Menschen in den Tod

Die Zahl der Todesopfer in China ist mittlerweile auf vier gestiegen. Drei Menschen wurden von umstürzenden Bäumen erschlagen, ein Mensch starb, weil ein Gebäude einstürzte. Die schlimmsten Schäden hinterließ der Sturm in der Provinz Guangdong, so die chinesische Katastrophenschutzbehörde. Die Aufräumarbeiten liefen noch in der Nacht an, wie staatliche Medien berichteten. Entwarnung wurde wegen anhaltender starker Regenfälle noch nicht gegeben.

Super-Taifun wütete in Südostasien

Taifun „Mangkhut“ hat im September auf seinem Weg durch China und den Philippinen seine Zerstörungskraft voll entfaltet. Diese Aufnahme zeigt die Nachwirkungen in Hongkong.
Taifun „Mangkhut“ hat im September auf seinem Weg durch China und den Philippinen seine Zerstörungskraft voll entfaltet. Diese Aufnahme zeigt die Nachwirkungen in Hongkong. © Getty Images | Lam Yik Fei
An diesem Gebäude waren fast alle Fensterscheiben durch den Sturm zerstört worden.
An diesem Gebäude waren fast alle Fensterscheiben durch den Sturm zerstört worden. © Getty Images | Lam Yik Fei
Polizisten in Manila packten Kisten mit Hilfsgütern.
Polizisten in Manila packten Kisten mit Hilfsgütern. © REUTERS | ELOISA LOPEZ
In Hongkong halfen viele Menschen bei den Aufräumarbeiten.
In Hongkong halfen viele Menschen bei den Aufräumarbeiten. © Getty Images | Lam Yik Fei
In Itogon suchten Rettungshelfer nach Opfern. Dort hatte eine Schlammlawine eine Unterkunft von Bergarbeitern unter sich begraben.
In Itogon suchten Rettungshelfer nach Opfern. Dort hatte eine Schlammlawine eine Unterkunft von Bergarbeitern unter sich begraben. © dpa | Aaron Favila
In Hongkong räumten Menschen mit bloßen Händen Steine, Dreck, Äste und Schlamm beiseite, die durch den Taifun „Mangkhut“ im Hafenviertel gelandet sind.
In Hongkong räumten Menschen mit bloßen Händen Steine, Dreck, Äste und Schlamm beiseite, die durch den Taifun „Mangkhut“ im Hafenviertel gelandet sind. © dpa | Vincent Yu
Dutzende Helfer beteilitgen sich an den Rettungsarbeiten in Itogon.
Dutzende Helfer beteilitgen sich an den Rettungsarbeiten in Itogon. © REUTERS | ERIK DE CASTRO
Rettungshelfer bargen ein Opfer in Itogon.
Rettungshelfer bargen ein Opfer in Itogon. © dpa | Aaron Favila
Spuren des Sturms: umgekippte Bäume auf einer Straße in der chinesischen Provinz Guangdong.
Spuren des Sturms: umgekippte Bäume auf einer Straße in der chinesischen Provinz Guangdong. © REUTERS | JASON LEE
Der Sturm hatte in Hongkong jede Menge Unrat an Land gespült.
Der Sturm hatte in Hongkong jede Menge Unrat an Land gespült. © REUTERS | STRINGER
Die verwüstete Stadt Shenzhen in China.
Die verwüstete Stadt Shenzhen in China. © REUTERS | JASON LEE
Helfer suchten in Itogon nach Opfern.
Helfer suchten in Itogon nach Opfern. © REUTERS | ERIK DE CASTRO
Wassermassen hatten in Hongkong die Pflastersteine auf einem Fußgängerweg weggespült.
Wassermassen hatten in Hongkong die Pflastersteine auf einem Fußgängerweg weggespült. © REUTERS | STRINGER
Taifun „Mangkhut“ hatte auf seinem Weg durch China und den Philippinen seine Zerstörungskraft voll entfaltet. Ein Erdrutsch auf den Philippinen begrub eine von Bergwerksarbeitern bewohnte Baracke unter sich.
Taifun „Mangkhut“ hatte auf seinem Weg durch China und den Philippinen seine Zerstörungskraft voll entfaltet. Ein Erdrutsch auf den Philippinen begrub eine von Bergwerksarbeitern bewohnte Baracke unter sich. © REUTERS | STRINGER
Itogon im Norden der Philippinen war von der Außenwelt abgeschnitten. Bewohner und Angehörige der Bergleute warteten darauf, dass ein Arbeiter mit einer Säge einen umgestürzten Baum fällt.
Itogon im Norden der Philippinen war von der Außenwelt abgeschnitten. Bewohner und Angehörige der Bergleute warteten darauf, dass ein Arbeiter mit einer Säge einen umgestürzten Baum fällt. © dpa | Jayjay Landingin
Die Retter halfen einer Mutter mit Kind sich in Sicherheit zu bringen.
Die Retter halfen einer Mutter mit Kind sich in Sicherheit zu bringen. © dpa | Jayjay Landingin
Verletzte mussten behandelt werden.
Verletzte mussten behandelt werden. © Getty Images | Lam Yik Fei
Nah am Abgrund: Der Taifun hatet große Schäden angerichtet.
Nah am Abgrund: Der Taifun hatet große Schäden angerichtet. © REUTERS | HARLINGTON PALANGCHAO
Auch in China wütete der Sturm. In Hongkong wateten diese Jugendliche durch eine überflutete Straße.
Auch in China wütete der Sturm. In Hongkong wateten diese Jugendliche durch eine überflutete Straße. © dpa | Jayne Russell
Auch die Millionenmetropole Macao war betroffen. „Mangkhut“ ist der bisher stärkste Wirbelsturm des Jahres.
Auch die Millionenmetropole Macao war betroffen. „Mangkhut“ ist der bisher stärkste Wirbelsturm des Jahres. © dpa | Cheong Kam Ka
In der südchinesischen Provinz Guangdong traf der Sturm mit Windstärken von bis zu 162 Stundenkilometern ein.
In der südchinesischen Provinz Guangdong traf der Sturm mit Windstärken von bis zu 162 Stundenkilometern ein. © dpa | Mao Siqian
Ganze Bäume entwurzelte der Sturm.
Ganze Bäume entwurzelte der Sturm. © dpa | Mao Siqian
Fenster wurden zerstört, der Verkehr lahmgelegt.
Fenster wurden zerstört, der Verkehr lahmgelegt. © Getty Images | Lam Yik Fei
Hier in Hongkong standen Straßen unter Wasser.
Hier in Hongkong standen Straßen unter Wasser. © Getty Images | Lam Yik Fei
Wassermassen schwappten über die Promenade an der südchinesischen Küste.
Wassermassen schwappten über die Promenade an der südchinesischen Küste. © Getty Images | Lam Yik Fei
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Die Behörden warnten vor schwereren Verwüstungen als bei Taifun „Hato“, der die Region im vergangenen Jahr getroffen und allein in der bekannten Casino- und Vergnügungsstadt Macau zehn Todesopfer gefordert hatte. Am Sonntag standen wieder ganze Straßenzüge der chinesischen Sonderverwaltungszone unter Wasser. Behörden hatten bereits am Vorabend die Schließung sämtlicher Casinos angeordnet.

Auf den Philippinen stammten 24 der Opfer aus der im Norden des Landes liegenden Region Cordillera, darunter eine sechsköpfige Familie, deren Haus in Baguio durch einen Erdrutsch verschüttet wurde. Eine vierköpfige Familie wurde in der Provinz Nueva Vizcaya getötet, ebenfalls durch einen Erdrutsch. In der Provinz Kalinga wurde ein Mann von einem herabstürzenden Felsbrocken getötet.

Dachteile und Scherben auf den Straßen

Einige der Opfer hätten sich der Anweisung zur Evakuierung widersetzt, erklärte Regierungsberater Francis Tolentino bei einem Besuch von Präsident Rodrigo Duterte in Tuguegarao - eine der am härtesten getroffenen Städte. „Alle Behörden haben ihr Möglichstes getan, um die Evakuierungen voranzutreiben, aber einige Regionen sind wirklich sehr abgelegen.“ Am Montag werde man damit beginnen, die Strom- und Wasserversorgung wieder herzustellen.

Im Norden des Inselstaats waren dutzende Straßen und Brücken wegen Erdrutschen, Überschwemmungen sowie umgestürzten Bäumen und Masten unpassierbar. Straßen waren übersät von Dachteilen, Glasscherben und abgerissenen Kabeln, wie Bilder in sozialen Medien zeigten.

Am Samstagmorgen war der Taifun begleitet von starken Regenfällen mit voller Wucht im Norden der Philippinen auf Land getroffen, knapp 400 Kilometer nördlich der Hauptstadt Manila. Dabei schwächte er sich mit Windgeschwindigkeiten von 170 Kilometern pro Stunde etwas ab. Böen erreichten 285 Kilometer pro Stunde.

Jedes Jahr 20 Taifune auf den Philippinen

Mehr als vier Millionen Menschen waren nach Angaben der Behörden vom Samstag ohne Strom. Insgesamt sollen mehr als fünf Millionen Menschen von dem Sturm betroffen sein. Das Rote Kreuz der Philippinen ging sogar von bis zu zehn Millionen aus.

Die Philippinen werden jedes Jahr von etwa 20 Taifunen heimgesucht. Einer der stärksten der vergangenen Jahre war „Haiyan“ im November 2013. Damals starben mehr als 6300 Menschen, mehr als vier Millionen verloren ihr Zuhause.

„Mangkhut“ ist nach Einschätzung des Rückversicherers Munich Re weit gefährlicher für die Bevölkerung als Ex-Hurrikan „Florence“ an der US-Ostküste. „Humanitär ist „Mangkhut“ das ernstere Ereignis“, sagte Ernst Rauch, Leiter der Klimaforschung des weltgrößten Rückversicherers. (dpa/jb)