Paris. Ein Mann schlägt eine Frau in der Öffentlichkeit. Ein Video des Vorfalls schockiert Frankreich. Nun sind politische Antworten gefragt.

Ein Video sorgt in Frankreich für eine neue Debatte über Gewalt gegen Frauen. Auf dem Facebook-Post einer jungen Frau ist ein Passant zu sehen, der sie ohrfeigt. Die 22 Jahre alte Studentin hatte zuvor nach eigenen Angaben auf die sexuelle Belästigung des Mannes auf offener Straße im 19. Stadtbezirk von Paris reagiert.

In ihrer Facebook-Veröffentlichung berichtet die Frau, dass sie auf die „anzüglichen Bemerkungen“ vor einem Lokal mit der Bemerkung „Ta Gueule“ (etwa: „Halt’s Maul“) reagiert habe. Die von einer Überwachungskamera aufgenommenen Bilder zeigen, wie der Mann daraufhin hinter ihr herläuft und sie dann heftig ohrfeigt.

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Die Café-Besucher, die die Szene miterleben, reagieren überrascht. Nur ein Mann springt auf und stellt den Schläger zur Rede. In den vielen Kommentaren wird kritisiert, dass nur wenige der Anwesenden reagiert und Zivilcourage gezeigt hätten.

Opfer nimmt Augenzeugen in Schutz

Später überarbeitet die Studentin ihren Post und fügt hinzu: „An alle, die kritisieren, dass die Zeugen nicht angemessen reagiert hätten: Der gesamte Vorfall ereignete sich sehr schnell und die meisten hatten nicht genug Zeit, die Situation zu verstehen. Der Angreifer war gefährlich.“

Nach dem Angriff sei die Studentin demnach noch mal zum Café zurückgekehrt, die Zeugen hätten sich um sie gekümmert und ihr geholfen. Sie wäre den Kommentatoren dankbar, wenn sie die Augenzeugen für ihr Verhalten nicht an den Pranger stellen würden, schreibt die junge Frau.

Das Facebook-Video wurde innerhalb einer Woche 1,5 Millionen Mal aufgerufen, mehr als 4600-mal kommentiert und mehr als 7000-mal geteilt.

Nach dem Vorfall habe die Studentin Anzeige erstattet, die Staatsanwaltschaft ermittele, berichtete der Radionachrichtensender Franceinfo. Die Bilder stammen von der Videoüberwachung des Lokals, wie die Frau berichtete.

Gleichstellungs-Staatssekretärin verspricht politische Antwort

Die französische Gleichstellungs-Staatssekretärin Marlène Schiappa reagierte empört auf den Vorfall. Sie sei aber leider nicht überrascht, sagte sie der Zeitung „Le Parisien“. Schiappa versprach eine „angemessene politische Antwort“.

Auch die #Metoo-Debatte hatte in Frankreich bereits hohe Wellen geschlagen. Im Kampf gegen sexuelle Gewalt und Sexismus brachte das französische Parlament eine Gesetzesverschärfung auf den Weg. Damit sollen künftig auch sexistische Belästigungen auf der Straße bestraft werden. Das Gesetz schafft dazu ein neues Bußgeld von mindestens 90 Euro für „sexistische Beleidigung“. (dpa/jkali)