Berlin. Immer wieder gibt es auf Festivals Berichte über sexuelle Belästigung. In Deutschland soll Opfern eine spezielle Codefrage helfen.

Laute Musik der Lieblingsband, ausgelassene Stimmung und das erste Bier wird vor dem Frühstück aufgemacht – drei Hauptkomponenten vieler Festivals . Ob Rock am Ring oder Wacken, die Festivalbesucher nutzen die musikalische Auszeit, um möglichst viel Spaß zu haben.

Doch nicht immer verlaufen Festivals so harmonisch. 2017 wurde das schwedische Bråvalla-Festival nach mehreren Fällen sexueller Belästigung abgesagt. Auch Besucher eines anderen schwedischen Festivals berichteten im vergangen Jahr von Grabschern und sogar von einer Vergewaltigung.

Passend dazu besagt eine britische Studie, dass jeder fünfte Festivalbesucher in Großbritannien bereits sexuell belästigt wurde. Von den befragten Frauen unter 40 Jahren stimmten dem sogarr 43 Prozent zu. In den meisten Fällen wurden sie aggressiv angetanzt.

„Wo geht’s nach Panama?“ auf dem Hurricane

Das Problem: In nur zwei Prozent der Fälle gingen laut der Studie die Betroffenen zur Polizei. Allein an diesem geringen Anteil ist zu erkennen, dass es den von sexueller Belästigung betroffenen Frauen und auch Männern einfacher gemacht werden muss, Hilfe zu bekommen.

Auf dem Hurricane (Scheeßel) und Southside (Neuhausen ob Eck), die an diesem Wochenende starten, soll nun eine ganz bestimmte Frage schnelle Unterstützung versprechen: „Wo geht’s nach Panama?“

Die Aktion wurde im vergangenen Jahr vom Festivalveranstalter FKP Skorpio ins Leben gerufen. Oft sei das Gefühl einer Bedrohung oder Belästigung nicht greifbar oder Betroffene wollten nicht unbedingt Fremden davon erzählen, schreibt der Veranstalter auf der Hurricane-Webseite. Mit der Frage müsse man sich nun nicht erst beim Sicherheitspersonal erklären, sondern würde sofort in eine geschützte Umgebung gebracht.

Diese 10 Typen trifft man auf jedem Festival

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    Vorbild ist Kinderbuch von Janosch

    Die Frage „Wo geht’s nach Panama?“ wählte FKP Skorpio ganz bewusst aus. „Wir wollten ein Wort, das sonst nicht im Festival-Kontext fällt, das hellhörig macht und das man sich gut merken kann“, erklärte eine Sprecherin dem Sender N-Joy.

    Angelehnt ist der Satz an das Kinderbuch „Oh wie schön ist Panama“ von Janosch. Darin heißt es: „Wenn man einen Freund hat, braucht man sich vor nichts zu fürchten.“ Und so will auch der Hurricane-Organisator das Codewort verstehen. Die Festivalbesucher sollen sich sicher fühlen.

    Auch auf dem Deichbrand, A Summer’s Tale, Chiemsee Summer, M’era Luna, Metal Hammer Paradise und Highfield Festival gibt es die Hilfsaktion.

    Kampagne „Ist Luisa hier?“ hilft in Clubs

    Dass sogenannte Safe-Sätze in Notfallsituationen helfen sollen, ist nicht neu. 2016 startete der Frauen-Notruf in Münster die Kampagne „Ist Luisa hier?“. Mit dem Satz können sich seitdem Opfer in Discos und Bars an das Personal wenden und so diskrete Hilfe bekommen. Inzwischen gibt es das Angebot auch in anderen Städten wie Bochum, Essen oder Osnabrück.