Berlin. Der Vorstand des Verbandes der Musikindustrie hat entschieden: Die Echo-Preisverleihung wird es in Zukunft nicht mehr geben.

Den Musikpreis Echo wird es in Zukunft nicht mehr geben. Das teilte der Bundesverband Musikindustrie am Mittwoch in Berlin mit. Er reagierte damit auf die Kontroverse um die Preisvergabe an ein als antisemitisch kritisiertes Rap-Album.

Der Echo sei viele Jahre ein großartiger Preis und zugleich zentrales Branchenevent mit vielen bewegenden Momenten und herausragenden Künstlerinnen und Künstlern gewesen, heißt es in der Mitteilung. Man wolle jedoch keinesfalls, dass dieser Musikpreis als Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung wahrgenommen wird.

Bei der jüngsten Echo-Verleihung am 12. April waren die Rapper Kollegah und Farid Bang für ihr Album „Jung, Brutal, Gutaussehend 3“ ausgezeichnet worden. Es enthält Textzeilen wie „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ und „Mache wieder mal ‘nen Holocaust, komm’ an mit dem Molotow“. Dass diese Musik beim Echo preiswürdig ist, hatte heftige Kritik und eine Debatte um Antisemitismus ausgelöst.

Die Marke Echo sei so stark beschädigt worden, dass ein vollständiger Neuanfang notwendig sei, heißt es in der Stellungnahme weiter. Das ziehe auch eine Neuaufstellung bei Echo Klassik und Echo Jazz nach sich.

Plattenfirma legte Zusammenarbeit mit Rappern auf Eis

Mehrere Preisträger hatten angekündigt, ihre Trophäen zurückzugeben, unter anderem Marius Müller-Westernhagen und Dirigent Daniel Barenboim. Campino, der Frontmann der Toten Hosen, hatte die Auszeichnung von Kollegah und Farid Bang noch auf der Bühne in seiner Rede scharf kritisiert. Auch ein Sponsor hatte bereits sein Engagement beendet.

Rant zur Echo-Kontroverse: Darum ist die Reaktion der Plattenfirma verlogen

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    Gegen die beiden Rapper wurde inzwischen bei der Polizei Gütersloh Strafanzeige wegen Volksverhetzung gestellt – laut „Westfalenblatt“ von einem Mann aus Hamburg. Auch gegen den Vorstandschef der Plattenfirma BMG, Hartwig Masuch, ging eine Anzeige ein. Gegenüber unserer Redaktion bestätigte BMG die Anzeige. „BMG hält alle geäußerten Vorwürfe gegen Hartwig Masuch für unbegründet“, hieß es in einer Stellungnahme.

    Die Rapper Kollegah (links) und Farid Bang bei ihrem Auftritt beim Echo am 12. April in Berlin.
    Die Rapper Kollegah (links) und Farid Bang bei ihrem Auftritt beim Echo am 12. April in Berlin. © Getty Images | Andreas Rentz

    Die Plattenfirma zog mittlerweile aber Konsequenzen und beendete die Zusammenarbeit mit den beiden Rappern . In einer Stellungnahme distanzierte sie sich deutlich von Antisemitismus. Bertelsmann fördere zwar die künstlerische Freiheit, zeige „gleichzeitig Respekt vor Traditionen und kulturellen Werten“. BMG will eine Kampagne gegen Antisemitismus starten.

    Beirat sah Grenze „nicht so wesentlich übertreten“

    BMG hatte in Kooperation mit den Musik-Labels Banger Musik und Alpha Music Empire von Farid Bang und Kollegah das umstrittene, mit dem Echo ausgezeichnete Album veröffentlicht. In einer Stellungnahme hatte sich BMG zuletzt noch hinter die Künstler gestellt. „Wir nehmen Künstler und künstlerische Freiheit ernst, und wir sagen unseren Künstlern nicht, was ihre Texte enthalten sollten und was nicht“, teilte die Tochter des Medienunternehmens Bertelsmann mit.

    Weiter hieß es: „Zweifellos haben einige Songtexte auf JBG3 viele Menschen zutiefst verletzt. Andererseits waren viele Menschen ganz klar nicht so sehr verletzt, insofern, dass es zu einem der meistverkauften Alben des vergangenen Jahres in Deutschland wurde.“

    Der Echo galt als der wichtigste deutsche Musikpreis, eine Art deutscher Grammy. Er wurde nach Verkaufszahlen und Juryempfehlung vergeben. In strittigen Fällen wurde ein Beirat angerufen. Im Fall des Rap-Albums hieß es vor der Verleihung, die künstlerische Freiheit sei in dem Text „nicht so wesentlich übertreten“, dass ein Ausschluss gerechtfertigt wäre. (ba/dpa)