Berlin. Nun hat sich auch Helene Fischer zur umstrittenen Echo-Verleihung geäußert. Der Schlagerstar übt harsche Kritik an den Veranstaltern.

Auf der Bühne bei der Echo-Verleihung am vergangenen Donnerstag ließ sie sich noch nichts anmerken, nun aber stimmt auch Helene Fischer (33) in die Kritik an der Echo-Verleihung an Kollegah und Farid Bang ein. Sie habe die Auszeichnung der beiden Rapper und ihren Auftritt als „unangemessen und beschämend“ empfunden, schreibt die Schlagersängerin in einem Facebook-Beitrag.

„Den Echo zu gewinnen ist vielleicht das eine, die beiden dort auch noch auftreten und ihre Show machen zu lassen, fand ich persönlich bedrückend“, heißt es in dem Post weiter. Zum einen verurteilt Fischer, dass die Rapper durch ihre Provokationen noch mehr Aufmerksamkeit haben generieren können. Zum anderen sei die Bedeutung des Echos „komplett in den Hintergrund“ getreten.

Helene Fischer sieht „ethische Grenze klar überschritten“

Fischer findet deutliche Worte in Richtung der Echo-Veranstalter, die sie dafür verurteilt, „gewaltverherrlichenden, antisemitischen, homophoben und frauenverachtenden Texten ein Podium geboten“ zu haben. Ihre Forderung: „Ich hoffe sehr, dass alle Verantwortlichen die Umsetzung des Echo überdenken, denn für mich wurde in diesem Jahr eine ethische Grenze klar überschritten.“

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Das mit dem Echo ausgezeichnete Rap-Album „Jung, Brutal, Gutaussehend 3“ von Farid Bang und Kollegah enthält Textzeilen wie „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ und „Mache wieder mal ‘nen Holocaust, komm’ an mit dem Molotow“. Die Verleihung hatte eine Debatte über Antisemitismus im Deutschrap und in der Kunst generell angestoßen.

Helene Fischer bei der Echo-Verleihung in Berlin am vergangenen Donnerstag. Die Schlagersängerin wurde schon zum 17. Mal mit einem Echo ausgezeichnet.
Helene Fischer bei der Echo-Verleihung in Berlin am vergangenen Donnerstag. Die Schlagersängerin wurde schon zum 17. Mal mit einem Echo ausgezeichnet. © Getty Images | Andreas Rentz

Mehrere Preisträger wollen ihre Trophäen zurückgeben, außer Marius Müller-Westernhagen aber meist aus dem Klassik-Bereich. Campino hatte die Rapper noch auf der Bühne beim Echo in seiner Rede kritisiert. Der Bundesverband Musikindustrie hat den Preis für das Rap-Album mittlerweile als Fehler bezeichnet und will die als kommerziell kritisierte Verleihung überarbeiten.

Helene Fischer ist Rekordpreisträgerin beim Echo, in diesem Jahr wurde ihr die Trophäe bereits zum 17. Mal verliehen. Die Preise zurückzugeben, wie es andere Künstler getan haben, kommt für sie aber offenbar nicht in Frage. In ihrem Facebook-Post schreibt sie allenfalls, dass man auf den Preis „über viele Jahre stolz sein konnte“ und dass sie sich „über jeden einzelnen sehr gefreut“ habe.

Sponsoren und Beiräte ziehen sich vom Echo zurück

Auch die Plattenfirma Bertelsmann Music Group (BMG) zog mittlerweile Konsequenzen: Nach Angaben eines Sprecher des Mutterkonzerns Bertelsmann soll die Zusammenarbeit mit Kollegah und Farid Bang vorerst auf Eis gelegt werden. „Wir hatten den Vertrag über ein Album. Jetzt lassen wir die Aktivitäten ruhen, um die Haltung beider Parteien zu besprechen“, sagte BMG-Chef Hartwig Masuch am Donnerstag der Online-Ausgabe der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

BMG will zudem eine Kampagne gegen Antisemitismus starten. Die Plattenfirma schiebt das Projekt mit rund 100.000 Euro an, wie BMG am Donnerstag in Berlin mitteilte. „Gemeinsam mit sachverständigen Organisationen sollen Projekte zur Bekämpfung der besorgniserregenden Entwicklung an Schulen ausgesucht werden“, heißt es in einer Pressemitteilung. Der Schwerpunkt dabei soll in Berlin liegen.

Plattenfirma stellt sich hinter Kollegah und Farid Bang

BMG hatte in Kooperation mit den Musik-Labels Banger Musik und Alpha Music Empire von Farid Bang und Kollegah das umstrittene, mit dem Echo ausgezeichnete Album veröffentlicht. In einer Stellungnahme hatte sich BMG zuletzt noch hinter die Künstler gestellt. „Wir nehmen Künstler und künstlerische Freiheit ernst, und wir sagen unseren Künstlern nicht, was ihre Texte enthalten sollten und was nicht“, teilte die Tochter des Medienunternehmens Bertelsmann am Mittwoch auf Anfrage in Berlin mit.

Und weiter: „Zweifellos haben einige Songtexte auf JBG3 viele Menschen zutiefst verletzt. Andererseits waren viele Menschen ganz klar nicht so sehr verletzt, insofern, dass es zu einem der meistverkauften Alben des vergangenen Jahres in Deutschland wurde.“ (ba/dpa)