Hannover. Der Hund Chico biss in Hannover zwei Menschen tot. Die Ärzte, die ihn deswegen einschläferten, werden nun wüst beschimpft und bedroht.

Nach Morddrohungen gegen Tierärzte und Behördenmitarbeiter, die den Hund Chico einschläfern ließen, ermittelt die Staatsanwaltschaft Hannover. Es sei ein Verfahren wegen des Verdachts der Aufforderung zu Straftaten eingeleitet worden, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Klinge am Mittwoch. Darüber hatten zuvor mehrere Medien berichtet.

Der Staffordshire-Mischling war am Montag bei einer Untersuchung noch in der Narkose eingeschläfert worden, weil er unter einer schweren Kieferverletzung litt und zudem nur allein hätte gehalten werden können. Er hatte vor zwei Wochen seinen 27 Jahre alten Besitzer und dessen Mutter totgebissen.

Fast 300.000 Menschen unterzeichneten daraufhin eine Online-Petition gegen die Tötung des Tieres. In den Drohmails wurde Klinge zufolge unter anderem die Todesstrafe für alle Verantwortlichen gefordert.

Diese Hunderassen gelten als "Kampfhunde"

weitere Videos

    Bei den Hassmails spielen aus Sicht der Soziologin Julia Gutjahr die kommunikativen Dynamiken in den sozialen Medien eine Rolle. „Solche „Shitstorms“ kennt man auch aus anderen Bereichen“, sagte die Wissenschaftlerin von der Universität Hamburg, die zu Mensch-Tier-Beziehungen forscht.

    Die Anteilnahme am Schicksal von Chico erklärt sie mit der neuen Sensibilität für Tiere. „Immer mehr Menschen gestehen Tieren aufgrund ihrer Individualität und Leidensfähigkeit Interessen zu, die moralisch berücksichtigt werden müssen, so wie es auch unter Menschen üblich ist“, sagte sie. Dass ein Hund aggressiv und für Menschen gefährlich sei, reiche für diese Tierfreunde nicht aus, um Chicos Tod zu legitimieren. (dpa)