Hannover. Nachdem zwei Menschen in Hannover tot aufgefunden worden waren, steht nun fest: Die Mutter und ihr Sohn starben an Bissen ihres Hundes.

Die Obduktion nach der Hundeattacke in Hannover hat die erste Vermutung bestätigt: Die Opfer, eine 52-Jährige und ihr 27-jähriger Sohn, sind an Bissverletzungen gestorben, die ihnen ihr Staffordshire-Terrier-Mischling zugefügt hat. Das hat am Freitag die Obduktion der Leichen ergeben, wie die Ermittler mitteilten. Eine Tochter der Frau hatte die Beamten am Dienstagabend alarmiert, weil sie beim Blick durch ein Wohnungsfenster einen leblosen Körper gesehen hatte.

„Chico“ soll nun getötet werden. „Nachdem das Obduktionsergebnis nun bekannt ist, steht fest: Der Hund wird definitiv zeitnah eingeschläfert“, sagte der Sprecher der Stadt Hannover, Udo Möller. Noch ist der Hund im Tierheim, sein Sozialverhalten sei hundegemäß, sagt Tierheim-Chef Schwarzfeld. In den vergangenen fünf Jahren seien keine Beschwerden über den Hund an die Stadt herangetragen worden, sagte Stadtsprecher Udo Möller. Das Tier war demnach steuerrechtlich als normaler Hund gemeldet.

Tier wurde wohl nicht artgerecht gehalten

n Staffordshire-Terrier-Mischling Chico wird in einem Gehege im Tierheim Hannover von einer Mitarbeiterin gefüttert.
n Staffordshire-Terrier-Mischling Chico wird in einem Gehege im Tierheim Hannover von einer Mitarbeiterin gefüttert. © dpa | Holger Hollemann

Wer in Niedersachsen einen Hund neu anschafft, muss eine Sachkundeprüfung ablegen, auch Hundeführerschein genannt. Ausgenommen ist davon allerdings, wer vor 2013 zwei Jahre lang ohne Beanstandung einen Hund gehalten hat. Das scheint bei der Familie der Fall gewesen zu sein.

Niedersachsen hat keine Rasseliste mit als besonders gefährlich eingestuften Hunden und will daran auch nach der Tragödie nichts ändern. Eine Einstufung eines Hundes per se als aggressiv oder gefährlich anknüpfend an die Zugehörigkeit der Hunderasse sei wissenschaftlich nicht zu begründen, teilte das Agrarministerium mit.

Gerade Staffordshire-Terrier hätten eine hohe Reizschwelle und ließen mehr Leid über sich ergehen als andere Hunde, sagte Hundeexperte Kopernik. Das Tier sei offenbar nicht artgerecht gehalten worden. Die Tierrechtsorganisation Peta forderte die bundesweite Einführung eines Hundeführerscheins wie in Niedersachsen und sprach sich zudem für einen Zuchtstopp sogenannter Kampfhunde aus.

Jährlich sterben in Deutschland im Schnitt drei bis vier Menschen an Hundebissen oder nach Hundestößen. Das Statistische Bundesamt zählte von 1998 bis 2015 insgesamt 64 Todesopfer. (dpa)