Braunschweig. In der Nacht wurden die Uhren eine Stunde vorgestellt. Was hat es eigentlich mit der Umstellung von Winter- auf Sommerzeit auf sich?

An diesem Sonntag beginnt wieder die Sommerzeit. Die Uhren wurden in der Nacht eine Stunde vorgestellt. Doch bringt die Umstellung überhaupt Nutzen? Hier alles Wichtige rund um den Wechsel.

• Wie läuft die Zeitumstellung technisch ab?

Dafür ist die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig zuständig. Sie betreibt mehrere Atomuhren und ist mit der Verbreitung der gesetzlichen Zeit beauftragt. Die Physiker sorgen dafür, dass über einen Zeitsender namens DCF77 in Mainflingen bei Frankfurt am Main ein Signal gesendet wird, das Millionen Uhren in Europa – vom Wecker bis zur Bahnhofsuhr – um eine Stunde vorspringen lässt.

Empfänger des Senders mit einer Reichweite von 2000 Kilometern nutzen das Signal und passen ihre Zeitanzeige automatisch an. Dazu gehören die Uhren der Bahn, auf Flughäfen und bei den Energieversorgern.

„Der Zeitaufwand für die Umstellung ist für uns minimal“, sagt Andreas Bauch, Leiter der Arbeitsgruppe Zeitübertragung bei der PTB. Die Einstellungen der Signalgeber würden vor dem Umstellungstermin lediglich „einmal gründlicher“ kontrolliert.

Lange Sommerabende sind ein Vorteil der Uhrumstellung, hier am Tegeler See bei Berlin.
Lange Sommerabende sind ein Vorteil der Uhrumstellung, hier am Tegeler See bei Berlin. © dpa | Hauke-Christian Dittrich

• Warum gibt es die Sommerzeit überhaupt?

Das Tageslicht soll durch die Umstellung besser genutzt werden. In Deutschland gab es die Sommerzeit schon mehrfach. Zuletzt wurde sie 1980 wieder eingeführt. Unter dem Eindruck der Ölkrise von 1973 hatte man damals die Hoffnung, auf diese Weise Energie sparen zu können. Ein weiterer Grund war die Anpassung an die Nachbarländer, die diese Regelung schon hatten.

Seit 1996 gibt es eine einheitliche EU-weite Regelung. Seitdem beginnt die Sommerzeit Ende März und hört Ende Oktober auf – und gilt somit sogar länger als die Normalzeit (oft Winterzeit genannt) im Jahr. Das Drehen an der Uhr ist nicht zuletzt für Freizeitaktivitäten am Abend von Vorteil, weil es eine Stunde länger hell ist.

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    • Was spricht gegen die Zeitumstellung?

    Gegner der Sommerzeit argumentieren, dass keine Energie gespart wird. Laut Umweltbundesamt knipsen wir an Sommerabenden zwar tatsächlich seltener das Licht an. Dafür wird aber im Frühling und Herbst morgens öfter die Heizung aufgedreht, da die Temperatur zum Beispiel um 7 Uhr so niedrig ist wie vorher um 6 Uhr.

    Der Forschungsausschuss im Bundestag schrieb 2016 in einem Bericht, dass Deutschland durch die Sommerzeit im Jahr geschätzt gerade einmal 0,2 Prozent Strom spart. Auch Mediziner kritisieren die Uhrumstellung. Schlafforscher warnen, empfindsame Menschen könnten Probleme mit dem zeitlichen Hin und Her haben – samt Schlafstörungen und Appetitlosigkeit.

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      • Gibt es Länder, die keine Sommerzeit haben?

      Ja, sogar die Mehrzahl der Staaten weltweit. Und selbst in den etwa 70 Ländern mit Sommerzeit gilt sie nur in einigen Regionen. Unter den großen Industrieländern stellen Indien, China und Japan ihre Uhren nicht um. In den USA haben fast alle Bundesstaaten eine Sommerzeit, nur Arizona und Hawaii nicht. (dpa)