Niklasdorf. Zwei Personenzüge sind in der Steiermark kollidiert. Über die Ursache für das Unglück wird gerätselt: War es ein technischer Defekt oder menschliches Versagen?

Die gesamte Fensterfront eines Erste-Klasse-Waggons ist herausgerissen, Menschen rufen um Hilfe. Nach dem Zugunglück am Montag in Österreich zeigte sich ein Bild des Grauens. Der EuroCity (EC) 216 der Deutschen Bahn war auf dem Weg von Graz nach Saarbrücken mit einem Regionalzug zusammengestoßen. Eine Frau kam ums Leben. Zu Herkunft und Alter wollte die Polizei keine Angaben machen. „Zunächst muss die Identität zweifelsfrei geklärt sein und müssen die Angehörigen unterrichtet werden“, sagte ein Sprecher.

Bei dem Unglück in der Steiermark wurden 22 Insassen, darunter drei Kinder, verletzt. Die Verbindung von Graz in Richtung Saarbrücken ist nach Angaben der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) normalerweise besonders stark frequentiert.

Der EuroCity war um 13 Uhr im Bereich des Bahnhofs Niklasdorf mit dem Nahverkehrszug seitlich kollidiert. Dabei wurde bei einem Waggon an der Spitze des EC die gesamte Fensterfront weggerissen. Es handelte sich um einen Wagen der ersten Klasse, erklärte ein Bahn-Sprecher. Wie viele Menschen in diesem Bereich saßen, konnte die Bahn zunächst nicht sagen. Weitere Waggons wurden beschädigt, da Teile beider Züge bei dem Zusammenstoß entgleist waren. Die Bahn ging davon aus, dass sich der Unfall bei langsamem Tempo im Bereich einer Weiche ereignet habe. „Einer der Züge war zu früh oder zu spät dran“, so ein Sprecher.

Die Lokführer werden im Krankenhaus behandelt

Die Ursache der Flankenkollision war zunächst unklar. Ob es sich um einen technischen Defekt oder um menschliches Versagen handle, müssten die Ermittlungen ergeben. Die beiden Lokführer seien ins Krankenhaus gebracht worden und nicht vernehmungsfähig, so ein Polizeisprecher.

Die Feuerwehr war mit 42 Einsatzkräften und sieben Fahrzeugen im Einsatz. Die Rettungskräfte mussten teils hydraulisches Rettungsgerät einsetzen. Laut einem Polizeisprecher hat das Landeskriminalamt Steiermark die Ermittlungen übernommen.

Die Polizei erklärte, dass die Verletzten dem ersten Anschein nach nur leichte Blessuren davongetragen hätten. Bei genauerer Untersuchung könne das aber anders aussehen. „In dieser schwierigen Situation sind unsere Gedanken und unser Mitgefühl bei den Betroffenen und Angehörigen“, sagte ein Sprecher der ÖBB.

Auch ein Sprecher der Deutschen Bahn sprach Opfern und Angehörigen sein Mitgefühl aus. Nach Bahn-Angaben wird der Zug aus Deutschland auf österreichischem Gebiet von der ÖBB betrieben. Dazu werde in Salzburg das Zugpersonal komplett getauscht.

Die Verletzten wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht. Durch das Unglück dürfte es zu Schäden an Masten und Oberleitungen gekommen sein. Inwieweit das Gleisbett durch die aus den Schienen gesprungenen Züge in Mitleidenschaft gezogen wurde, ließ sich gestern noch nicht ermitteln.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) schrieb auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: „Meine Gedanken sind bei der Familie & den Freunden des Todesopfers. Allen Verletzten wünsche ich eine baldige Genesung. Vielen Dank an alle Einsatzkräfte, die vor Ort helfen!“ Die ÖBB richteten eine Hotline für besorgte Angehörige ein.

In Österreich war es zuletzt Ende Dezember zu einem schweren Zugunglück gekommen. Beim Zusammenstoß zweier Personenzüge bei Wien war ein Dutzend Menschen verletzt worden. Viele Passagiere mussten von den Helfern aus den Waggons durch die Fenster befreit werden. dpa