Berlin. Ein Berliner wollte unbezahlten Urlaub, um bei seinem schwerkranken Sohn zu sein. Dann startete seine Firma eine tolle Spendenaktion.

Dank des großen Einsatzes seiner Kollegen darf ein Vater seinem schwerkranken Sohn beistehen. Ganze 930 Überstunden hätten die Mitarbeiter eines Berliner Unternehmens Jens Rösener überlassen, damit er Zeit mit seinem in Lebensgefahr schwebenden Sohn Kim verbringen könne, wie „Bild“ berichtet.

Als Röseners Sohn im Sommer in die Klinik eingeliefert wurde, habe seine Herzleistung bei nur 20 Prozent gelegen, heißt es in dem Bericht. Kurz zuvor sei der 19-Jährige noch mit seinem Vater auf einem Konzert in der Berliner Waldbühne gewesen, beide hätten zum Song „Livin’ on the Edge“ der Band „Aerosmith“ gerockt. Das Lied heißt frei übersetzt so viel wie „Leben am Limit.“

Sohn trägt Defibrillator-Weste

Dann sei Kim Rösener plötzlich kollabiert. Ein elektrischer Impuls seiner Defibrillator-Weste holte ihn „Bild“ zufolge wenig später zurück ins Leben. Die Weste trug er, nachdem er wenige Monate zuvor durch einen Grippevirus an einer Herzmuskelschwäche erkrankt war.

Nach seinem Zusammenbruch wurde der junge Mann dem Bericht zufolge zunächst ins Berliner Krankenhaus Charité eingeliefert und dann in eine Spezialklinik nach Heidelberg verlegt. Jens Rösner, einem Bericht des „Spiegel“ zufolge Außendienstmitarbeiter eines Berliner Maschinenbauunternehmens, habe bei seinem Sohn bleiben wollen und deshalb in der Nähe der Klinik auf einem Campingplatz übernachtet. Als er Urlaub und Überstunden aufgebraucht hatte, bat er seinen Chef um Freistellung.

Insgesamt kommen 930 Stunden zusammen

Chef Marcus Piepenschneider hatte eine andere Idee. Er schickte den Berichten zufolge eine Mail an alle 110 Mitarbeiter und fragte, ob sie ihre Überstunden dem Kollegen spenden würden. „Ich wollte unbedingt vermeiden, dass die Familie sich auch noch finanzielle Sorgen machen muss, weil ein Einkommen wegbricht“, sagte er zum „Spiegel“.

Die Reaktionen waren überwältigend: 930 Stunden seien so zusammengekommen – bei einer 35-Stunden-Woche rund 133 freie Tage. Zeit, die Rösener dringend gebrauchen konnte. Denn die Herzleistung von Kim sei zu diesem Zeitpunkt auf gerade einmal fünf Prozent gesunken.

Kims Situation verbesserte sich

Jeden Tage habe Rösener am Bett seines Sohnes verbracht, ihm beigestanden. Und Kims Zustand habe sich seitdem stetig verbessert. Er wartet zwar auf ein Spenderherz, gehe aber mittlerweile wieder zur Schule – und sein Vater wieder zur Arbeit. Von den gespendeten Überstunden sei sogar noch ein Teil übrig, die Rösener nehmen könne, sobald er wieder freie Zeit brauche.

Sohn Kim zeigte sich von der Hilfsbereitschaft gerührt. „Durch diese Möglichkeit seid ihr ein großes Stück an meiner jetzigen gesundheitlichen Situation beteiligt“, bedankte er sich in einer Mail bei den Arbeitskollegen seines Vaters. (bekö)