Berlin. Die Bahn hat wegen des Orkans „Friederike“ bundesweit den Fernverkehr eingestellt. Mehrere Menschen sind durch den Sturm gestorben.
Mindestens sechs Menschen sind in Deutschland durch Orkan „Friederike“ ums Leben gekommen. Im thüringischen Bad Salzungen wurde ein Feuerwehrmann von einem Baum erschlagen. In Nordrhein-Westfalen sind während des Orkans „Friederike“ nach Polizeiangaben drei Menschen ums Leben gekommen, darunter ebenfalls ein Feuerwehrmann.
Bei einem Unfall in Brandenburg ist zudem ein Lastwagenfahrer gestorben. Sein Fahrzeug prallte auf der A 13 gegen die Mittelleitplanke und stürzte um. Nach ersten Ermittlungen der Polizei ist der Unfall auf den Sturm zurückzuführen. Der Lastwagen sei demnach von einer Windböe erfasst worden und umgekippt, teilte die Polizei am Abend per Kurznachrichtendienst Twitter mit.
In Mecklenburg-Vorpommern löste der Orkan einen tödlichen Verkehrsunfall aus. In der Nähe von Neubrandenburg starb eine 61-jährige Autofahrerin. Wie die Polizei berichtete, verlor sie südlich von Penzlin vermutlich wegen zu hoher Geschwindigkeit bei widrigen Straßenverhältnissen die Kontrolle über ihr Auto und schleuderte gegen einen entgegenkommenden Lastwagen.
Die Deutsche Bahn stellte den Fernverkehr wegen des Orkans am Nachmittag bundesweit ein. Züge würden aus Sicherheitsgründen nicht mehr losfahren, sagte ein Bahnsprecher der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Züge, die noch unterwegs seien, sollten aber soweit möglich bis zum Zielbahnhof fahren. Wie lange die Sperrung dauert, war zunächst unklar.
Orkanböen mit bis zu 190 Kilometern pro Stunde
Das Orkantief fegte am Donnerstag über Deutschland. Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) erreichten Böen Geschwindigkeiten von bis zu 130 Kilometer pro Stunde. Auf dem Brocken fegten Orkanböen sogar mit 190 km/h. Im nordrhein-westfälischen Emmerich wurde ein 59-jähriger Mann von einem Baum erschlagen. Das berichtete die „WAZ“ unter Berufung auf die Polizei.
Die Bahn riet allen Reisenden, sich online über den aktuellen Stand zu informieren. In Regionen, in denen Orkanböen drohen, empfehlen die Meteorologen, Aufenthalte im Freien zu vermeiden. Sie warnen vor entwurzelten Bäumen, herabstürzenden Dachziegeln und Schäden an Gerüsten und Hochspannungsleitungen. Mehrere Menschen wurden von umstürzenden Stämmen verletzt.
Rund 120.000 Menschen in NRW von Stromausfällen betroffen
Rund 120.000 Menschen in Nordrhein-Westfalen und den angrenzenden Bundesländern waren von Stromausfällen betroffen. Das teilte der Netzbetreiber „Westnetz“ in Dortmund mit. Grund seien auf Freileitungen gestürzte Bäume. Die Reparaturen gestalteten sich zunächst schwierig, weil das Unternehmen die Beschäftigten nicht gefährden wollte.
So heftig wütete Sturm „Friederike“
Auch in Brandenburg gab es Stromausfälle wegen des Sturms. Unter anderem in Teilen von Cottbus gab es für elf Minuten keinen Strom mehr, wie eine Sprecherin der Stadtwerke erklärte. Ebenfalls von Stromausfällen betroffen waren Tausende Menschen in den Kreisen Oberspreewald-Lausitz, Spree-Neiße und Elbe-Elster.
„Friederike“ zog am Donnerstag in einem breiten Streifen von Nordrhein-Westfalen und dem südlichen Niedersachsen über Nord- und Mittelhessen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Am späten Nachmittag erreichte der Orkan Sachsen und Südbrandenburg. Der Deutsche Wetterdienst hatte dort vor orkanartigen Böen, die bis in den frühen Morgen dauern könnten, gewarnt. Danach soll das Wetter in Deutschland wechselhaft bleiben, es wird kälter.
Eltern konnten entscheiden, ob Kinder zur Schule gehen
Am Flughafen Düsseldorf wurde bis zum Mittag zunächst 18 Flüge gestrichen, der Flughafen Köln/Bonn stellte den Betrieb zeitweise ganz ein. Am Hamburger Flughafen gab es vereinzelte Ausfälle. Auch am Flughafen München blieben am Morgen Flieger am Boden.
Vielerorts – etwa im Oberharz, Thüringen und in Teilen von Mittelhessen – fiel der Unterricht aus. In vielen Städten in NRW wurden die Schulen am Vormittag geschlossen. In Oberfranken hat die Regierung alle Unterrichtsstunden ab 12 Uhr abgesagt, wie ein Sprecher am Donnerstag mitteilte. Häufig war es Eltern freigestellt, ob sie ihre Kinder in die Schule schickten.
Tote in Belgien und den Niederlanden
In Baden-Württemberg hat „Friederike“ neben heftigem Wind Schnee und Glätte gebracht. Auch im Norden fielen Dicke Schneeflocken. In der Nacht hatte es in vielen Teilen Deutschlands zahlreiche Glätteunfälle gegeben.
Auch in Deutschlands Nachbarlanden hat der heftige Sturm bereits Tote gefordert. Zwei Menschen starben in den Niederlanden wegen umstürzender Bäume. In Belgien wurde eine Frau von einem Baum erschlagen.
Vor elf Jahren wütete Orkan „Kyrill“
Vor genau elf Jahren verwüstete der Orkan „Kyrill“ Teile Deutschlands. Mit mehr als 200 Kilometern pro Stunde fegte „Kyrill“ am 18. und 19. Januar 2007 über Europa hinweg. 47 Menschen starben, elf von ihnen in Deutschland. Hierzulande fielen dem Naturereignis rund 75 Millionen Bäume zum Opfer, fast die Hälfte aller Schäden verzeichnete Nordrhein-Westfalen. Der hohe Norden blieb weitgehend verschont. (dpa/jkali)