Los Angeles. Dutzende Frauen werfen dem Filmproduzenten Harvey Weinstein sexuelle Übergriffe vor. Die Polizei in L.A. ermittelt nun in einem Fall.

Die Polizei in Los Angeles ermittelt wegen Missbrauchsvorwürfen gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein. Das bestätigte ein Sprecher der Polizei der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag.

Ein mögliches Missbrauchsopfer sei von der Polizei befragt worden, sagte Polizeisprecher Sal Ramirez. Der Vorfall aus dem Jahr 2013 werde nun von den Ermittlern untersucht. Nähere Angaben zu dem möglichen Opfer machte der Sprecher zunächst nicht.

Harvey Weinstein weist Vorwürfe zurück

Der „Los Angeles Times“ zufolge soll es sich um eine 38-jährige Schauspielerin aus Italien handeln. Demnach soll die Frau, die auch als Model arbeitet, angegeben haben, 2013 in einem Hotel in Beverly Hills sexuell missbraucht worden zu sein. Die Frau wird von dem US-Anwalt Dave Ring in Los Angeles vertreten. Sie wollte vorerst anonym bleiben, hieß es.

Weinsteins Sprecherin Sallie Hofmeister reagierte am Donnerstag auf die neuen Vorwürfe. „Mr. Weinstein kann sich natürlich nicht zu anonymen Anschuldigungen äußern, aber er weist Vorwürfe von nicht-einvernehmlichem Sex eindeutig zurück“, heißt es in der Mitteilung.

Mehr als 40 Frauen haben sich in den letzten Tagen mit Vorwürfen von sexuellen Belästigungen bis Vergewaltigungen gegen Hollywood-Mogul Weinstein (65) zu Wort gemeldet.

Quentin Tarantino: „Ich wusste, er hat einige dieser Dinge getan“

Indes hat sich auch Star-Regisseur und Oscar-Preisträger Quentin Tarantino (54) eingeschaltet. Er bedauert es, nicht schon früher auf die Missbrauchsvorwürfe gegen Weinstein reagiert zu haben. „Ich wusste, er hat einige dieser Dinge getan“, sagte Tarantino in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der „New York Times“.

„Ich wusste genug, um mehr zu tun, als ich getan habe“, sagte er mit Blick auf Schauspielerinnen, die ihm von Belästigungen Weinsteins erzählt hätten. Er hätte viel früher „Verantwortung“ übernehmen und seine Zusammenarbeit mit Weinstein beenden müssen, sagte der Regisseur.

Mehr als 20 Jahren arbeiteten Tarantino und der Hollywood-Mogul eng zusammen an Film-Hits wie „Pulp Fiction“ (1994), „Kill Bill“, „Inglourious Basterds“ und „Django Unchained“.

„Harvey Weinstein wurde aggressiv“

Neben der Polizei in L.A. kündigten bereits die Polizeibehörden in New York und London an, Ermittlungen gegen Weinstein aufnehmen zu wollen. Die New Yorker Polizei wolle eine eigentlich bereits abgeschlossene Ermittlung gegen Weinstein aus dem Jahr 2004 neu aufrollen, hieß es. Auch die Polizei in London erwägt nach britischen Medienberichten ein Ermittlungsverfahren gegen den Produzenten.

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    In dem am Donnerstag bekannt gewordenen Fall der angeblichen Vergewaltigung schildert die Frau der „Los Angeles Times“, dass sie Weinstein kurz bei einem italienischen Filmfest in Los Angeles gesprochen habe. Danach sei er „ohne Warnung“ in der Lobby ihres Hotels erschienen. Er habe auf ihr Zimmer kommen wollen, doch sie habe „nein“ gesagt.

    Er habe dann an ihre Tür geklopft und gesagt, er wollte nur mit ihr sprechen, sagte die Frau. Dann sei er „sehr aggressiv“ geworden. Er habe sie ins Badezimmer gezogen und dort vergewaltigt. „Als er ging, hat er so getan, als sei nichts passiert“, schilderte die Frau.

    Aus Angst geschwiegen

    In dem Zeitungsinterview gibt sie weiter an, dass sie Angst gehabt habe, Weinstein bei der Polizei anzuzeigen. Sie habe aber einem Priester, einem Freund und einem Kindermädchen von dem Vorfall erzählt.

    Der „Times“ zufolge ist die Frau in Italien als Schauspielerin und Model bekannt. Zur Zeit des angeblichen Vorfalls habe sie mit ihren drei Kindern in Italien gelebt, inzwischen lebe sie aber in Kalifornien. (dpa)