Wolfsburg. Zusammen mit Landwirten möchte die Energiekontor AG Solarparks im Westen von Wolfsburg bauen. Im Ortsrat verriet der Investor Details zur Planung.

Im Umweltausschuss der Stadt kam das Thema seit dem Vorjahr immer mal wieder zur Sprache: Warum hat Wolfsburg bisher keine Solarparks, obwohl es in anderen Kommunen längst solche Photovoltaik-Flächen gibt? Es gab sogar die Forderung nach einem Runden Tisch. Nun überraschte ein Investor am Dienstagabend im Ortsrat Fallersleben/Sülfeld mit seinen Plänen für gleich zwei Solarparks.

Ausführlich stellten die Projektkoordinatoren der Energiekontor AG mit Hauptsitz in Bremen im Forsthaus Fallersleben ihre Planungen für Sülfeld vor; auch Ehmen wurde kurz angerissen. Der dortige Ortsrat soll in seiner nächsten Sitzung gesondert informiert werden.

Investor hat Potenzialanalyse für Solarpark-Flächen gemacht

Das ist für Sülfeld geplant: In der Feldmark westlich der Ortslage hat die Firma Energiekontor mehrere Potenzialflächen ausgemacht, die sich für einen Solarpark eignen könnten, informierte die Projektkoordinatorin Leyla Olberding. „Wir haben eine Potenzialanalyse gemacht, und fast alle Flächen im Gebiet wären geeignet.“

Zur Veranschaulichung des möglichen Anlagenstandorts zeigte die Projektleiterin in ihrer Präsentation eine Karte für Sülfeld, in der braun gekennzeichnet vier Flächen markiert sind. Sie erstrecken sich allesamt westlich der Weddeler Schleife und der Nordumgehung, zwischen dem Mittellandkanal im Norden und der Landesstraße 321 im Süden.

Zu Ehmen hieß es, dass sich die dortigen Potenzialflächen entlang der Bahnlinie nahe am Windpark befänden. Auf Nachfrage sagte die Projektleiterin unserer Zeitung am Mittwoch, dass es sich um drei Teilflächen entlang der Bahntrasse handele, die „in der so genannten EEG-Kulisse liegen“ – also auf einem Streifen innerhalb von 500 Metern entlang der Bahn.

Westlich der Weddeler Schleife und der Nordumgehung liegen die in der Grafik gelb gekennzeichneten Potenzialflächen für einen Solarpark in Sülfeld.
Westlich der Weddeler Schleife und der Nordumgehung liegen die in der Grafik gelb gekennzeichneten Potenzialflächen für einen Solarpark in Sülfeld. © Grafik | Jürgen Runo

Solarpark in Sülfeld könnte 51 Hektar groß werden

Die privaten Flächen in Sülfeld umfassen aktuell 51 Hektar und könnten als Solarpark maximal 60 Megawatt Peak (MWp) liefern – das ist die Bezeichnung für die elektrische Leistung von Solarkraftwerken. In Ehmen könnten sogar 75 MWp erreicht werden. Geplant ist eine Verbindung der Teilflächen über ein Kabelsystem. Und: „Wir planen in der Gemeinde Calberlah ebenfalls einen Solarpark. Das bietet sich als interkommunaler Park an“, sagte Leyla Olberding.

Ihr Kollege Marvin Kleinewächter ergänzte, dass das Projekt möglichst einen eigenen Einspeisepunkt erhalten soll. Speicherlösungen sollen möglich sein. Details müsse man mit dem Netzbetreiber klären, „der ist am Ende oft der Flaschenhals“. Es sei eine Netzanschlussanfrage samt Konzept nötig. Es soll getrennte Bauleitverfahren für Sülfeld und Ehmen geben. In jedem Fall sind Ausgleichsmaßnahmen vorgeschrieben, dafür werden städtische Flächen benötigt.

Die Grundstückseigentümer würden ihre Ländereien mit einer Laufzeit von 30 Jahren an die Energiekontor AG verpachten. Das Unternehmen würde den Solarpark bauen und als Eigentümer den Betrieb führen. „Wir sind schon in Vertragsverhandlungen mit den Eigentümern“, sagte Leyla Olberding in Bezug auf Sülfeld. In Ehmen sei man noch nicht ganz so weit.

Solarparks erfordern Bauleitplanverfahren der Stadt Wolfsburg

Eine potenzielle Realisierung des Projekts liegt in jedem Fall noch in weiter Ferne: Zum weiteren möglichen Vorgehen hieß es, dass fürs zweite und dritte Quartal 2023 eine vertragliche Einigung mit den Grundstückseigentümern und die Projektvorstellung in den politischen Gremien geplant sind.

Fürs erste Quartal 2024 wird der Start der Bauleitplanung mit frühzeitiger Bürgerbeteiligung angestrebt und fürs dritte Quartal 2025 deren Abschluss. Erst 2026 könnte der Solarpark in Sülfeld dann gebaut, ans Netz angeschlossen und in Betrieb genommen werden – wenn alles glatt geht.

Als einen Vorteil für die Stadt Wolfsburg nannte die Koordinatorin die Beteiligung an den Einnahmen aus dem Solarpark je nach Vergütung. Laut Beispielrechnung wären das bei 60 MWp bis zu 120.000 Euro jährlich oder bis zu 3,6 Millionen Euro nach 30 Jahren Betriebszeit. Zudem spenden die Landbesitzer an gemeinnützige Organisationen innerhalb der Kommunen, bei 50 Hektar wären das laut Investor 5000 Euro.

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Vize-Ortsbürgermeiser will nur schlechtes Ackerland für Solarpark

Präsentiert wurden auch Ideen für die weitere Zusammenarbeit: Denkbar wären demnach ein Rastplatz, eine Tankstelle für E-Bikes, eine Beweidung durch Schafe, Honig aus dem Solarpark, ein Freiluftklassenzimmer und eine Vogelbeobachtungsstation.

Bereits im März hat es eine Informationsveranstaltung des Investors mit Grundstückseigentümern aus Sülfeld und Ehmen sowie weiteren Beteiligten gegeben. Vize-Ortsbürgermeister Roman Dettmann (PUG) aus Sülfeld war dabei und meldete sich diesbezüglich im Ortsrat zu Wort. „Wir wollen erneuerbare Energien. Aber wir tauschen sie ein gegen landwirtschaftliche Flächen.“ Doch die wolle man in Wolfsburg erhalten. Daher werde sich der Rat der Stadt kurzfristig mit dem Thema befassen müssen. Er äußerte sich skeptisch, wenn man erneuerbaren Energien fördere, „aber dafür Lebensmittel mit dem Schiff aus Südamerika holen muss“. Sein Appell: nur Flächen mit wenigen Bodenpunkten nutzen.

Ortsratsmitglied überrascht von Dimension des Solarparks

„Auch wir sehen diesen Konfliktpunkt“, räumte die Projektleiterin ein. „Es muss landwirtschaftlich verträglich sein. Es sind schon Flächen herausgefallen, weil es gute Ackerflächen sind.“

Das Sülfelder CDU-Ortsratsmitglied Olaf Koch äußerte sich persönlich betroffen: „Ich bin überrascht von der Dimension. Sie wollen fast ein Drittel der Kulturlandschaft wegnehmen.“ Dort gebe es unter anderem Rebhühner und Schwarzdorn-Hecken.

Das ist der Photovoltaik-Investor

Das Unternehmen Energiekontor AG mit Hauptsitz in Bremen wurde nach eigenen Angaben 1990 gegründet, ist inhabergeführt und einer der führenden deutschen Projektentwickler und Betreiber von Wind- und Solarparks. Geschäftsfelder sind unter anderem Projektierung und Verkauf in den Bereichen Wind und Solar sowie die Stromerzeugung in konzerneigenen Wind- und Solarparks. Das Konzernergebnis wurde für 2022 mit 44,5 Millionen Euro angegeben.

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