Wolfsburg. Insgesamt bilanziert Wolfsburgs Polizei weniger Unfälle als in der Region. Allerdings gibt es Sorgenkinder auf der Straße.

Die Zulassungszahlen sind in Wolfsburg höher als anderswo. Gleichzeitig ist das Unfallgeschehen hier nach der Statistik geringer. Grund für die Polizei, sich einerseits zu freuen.

Andererseits gibt es Sorgenkinder auf Wolfsburgs Straßen. Deshalb wird die Polizei ihre Tempokontrollen ausweiten und weiter auf Prävention setzen. Und unter anderem auch die Tuningszene im Blick haben und die Fahrsicherheit der Lkw. Außerdem geht es um die E-Roller. Dieses waren unter anderem die Themen, als die Polizei am Donnerstag in die Inspektion an der Heßlinger Straße einlud.

Einerseits Freude über den Rückgang der Unfallzahlen

3171 Unfälle gab es im Jahr 2019. 2154 waren es 2022 – ein zunächst sehr erfreulicher Rückgang, bilanzierte Polizeihauptkommissar Andreas Wagner (Einsatz und Verkehr), der den Jahresbericht 2022 für das Stadtgebiet vorstellte. Allerdings habe es mehr Unfälle mit getöteten und schwer verletzten Personen gegeben. Im Vergleich zum Vorjahr 2021 stieg diese Zahl von 32 auf 45 solcher Unfälle. Und auch die Zahl der Verkehrsunfälle mit leichtem Personenschaden stieg: Von 251 (2021) auf 304 (2022).

Insgesamt habe man noch nicht wieder dieselbe Verkehrsdichte wie vor der Pandemie, schildert die Polizei. Zu den Zulassungszahlen: Auf 127.046 Einwohner kamen im vergangenen Jahr 137.740 Fahrzeuge.

Ein Mensch verunglückte tödlich. Zum Vergleich: 2019 hatte es 5 Verkehrstote in Wolfsburg gegeben. Der tödliche Unfall geschah am Laagberg, wo ein 21-jähriger Motorradfahrer starb, erinnerte Hauptkommissar Wagner. Schwerverletzte habe es unter anderem bei einem Pkw-Unfall nahe Wendschott gegeben. Wagner weiter: „Auf einem Fußgängerüberweg hatten wir übrigens weder in der Stadt noch in den Ortsteilen einen Unfall zu verzeichnen.“

Die Polizeiinspektion Wolfsburg-Helmstedt stellte ihren Jahresunfallbericht ‘22 vor: Karsten Aselmann (von links), Daniela Rieken, Markus Glomb, Silvia Bauch, Andreas Wagner und Helena Reetz.
Die Polizeiinspektion Wolfsburg-Helmstedt stellte ihren Jahresunfallbericht ‘22 vor: Karsten Aselmann (von links), Daniela Rieken, Markus Glomb, Silvia Bauch, Andreas Wagner und Helena Reetz. © regios24 | Helge Landmann

Polizei setzt auf Kontrollen und Prävention

Jeder Verunglückte sei einer zu viel, unterstrichen Wagner und Markus Glomb, Leiter Einsatz. Deshalb werde die Polizei weiter stark auf Prävention setzen. Dazu zählen Tempokontrollen: Die Polizei hat derzeit insgesamt 11 Tempomessgeräte zur Verfügung. Gerade wurden neue Laser-Messpistolen angeschafft.

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Stichwort Wildunfälle. Als „Stadt im Grünen“ müsse sich Wolfsburg auch damit auseinandersetzen, so die Polizei. Vorwiegend in den Ortsteilen – für Fallersleben war Polizeistationsleiterin Daniela Rieken, für Vorsfelde Leiter Karsten Aselmann bei der Bilanz zugegen – geschehen immer wieder Wildunfälle, zumeist mit Rehwild. Schwerpunkte seien weiterhin die K 31, die K 28, die K 46 und die L 290. Man sei da in engem Austausch mit der Kreisjägerschaft, damit die Bestände bejagt werden können.

Wildunfälle gab es 2022 in Wolfsburg insgesamt 273 Mal, 2019 waren es 282. Zu den Vorbeugemaßnahmen gehört ein Zurückstutzen des sogenannten „Straßenbegleit-Grüns“. Also von Büschen und Bäumen, hinter denen wie an der A 39 bei Fallersleben/Sandkamp Wild Deckung suchen könnte und zu spät von der Fahrbahn aus gesehen wird.

Die Wolfsburger Polizei stellte ihre Verkehrsunfallstatistik fürs Jahr 2022 vor.
Die Wolfsburger Polizei stellte ihre Verkehrsunfallstatistik fürs Jahr 2022 vor. © Foto: Archiv | Grafik: Jürgen Runo

Insgesamt sehe man, so die Polizei, dass sich die immer ausgereiftere Fahrzeugtechnik bewähre. Dazu würden Abstandswarngeräte zählen. Allerdings komme es auch immer auf rücksichtsvolles Verhalten, Reaktionsfähigkeiten und Fitness hinter Steuer und Lenkrad an, unterstrichen die Ordnungshüter. Womit sie bei den Zielgruppen Pedelec und E-Rollerfahrer waren.

Fahrrad-Cops sind im Einsatz

127 Mal waren Radfahrer (mit und ohne Motor) an Unfällen beteiligt, 2019 war es 137 Mal – unverschuldet oder auch mitverschuldet. Wagner: „Es wird die Vorfahrt missachtet, der Radweg in die falsche Richtung befahren, oder auf dem Fußweg gefahren.“ Etwa ein Dutzend Fahrrad-Cops, also Radstreifen der Polizei, gibt es, die im Stadtgebiet unterwegs sind. Dabei stehe neben dem „Knöllchen“ vor allem das „verkehrserziehende Gespräch“ im Mittelpunkt, unterstreicht Wagner. Eine Verhaltensänderung solle erreicht werden.

E-Rollerfahrer machen Sorgen

Allerdings machte die Polizei keinen Hehl daraus, dass ihr eine Zielgruppe besondere Sorgen macht: die E-Rollerfahrer. 29 Unfälle registrierten die Ordnungshüter 2022. Es gab dabei drei Schwerverletzte, 20 Leichtverletzte. Die Ursachen: Fehlerhaftes Verhalten, Alkohol. Wagner: „Dass es nicht mehr Unfälle sind, liegt daran, dass wir viele, ehe etwas passiert, aus dem Verkehr ziehen.“

Ein 11-jähriges und ein 4-jähriges Kind hätten schwere Verletzungen erlitten, weil sie von E-Rollerfahrern umgefahren wurden. Es bestünden bei vielen wohl immer noch falsche Vorstellungen darüber, was ein E-Roller sei, stellt die Polizei fest: Kein Spielgerät, sondern ein Elektrokleinstfahrzeug, was übrigens auch eine Zulassung brauche. „Wenn sich jemand einen im Baumarkt kauft, heißt das ja nicht, dass er automatisch auf die Straße damit darf.“

Mit Blick auf die Pedelecs (Elektrofahrräder) sei zudem festzustellen, dass etliche damit zu schnell unterwegs seien und das Gefährt nicht immer unter Kontrolle hätten, stellt die Polizei zudem fest.

Schwerverletzte durch Alkohol etc. am Steuer

Unfälle, bei denen Alkohol, Drogen, Betäubungsmittel im Spiel waren, gab es im Stadtgebiet vergangenes Jahr 41 Mal. Einen Unfall mit vier Schwerverletzten und 15 Verkehrsunfälle mit insgesamt 20 Leichtverletzten waren zu verzeichnen. Spitzenreiter bei Alkoholkontrollen der Polizei war eine Person, bei der knapp 3,3 Promille gemessen wurden.

Verkehrsunfallfluchten: 778 Fälle

Beim „Unerlaubten Entfernen vom Unfallort“, also den Verkehrsunfallfluchten, verzeichnete die Polizei 778 Fälle. 35 Mal gab es Personenschäden. 315 Verursacher konnten ermittelt werden.

Die Polizei setzt auf Prävention

Die Polizei unterstreicht insgesamt, dass sie die Verkehrssicherheit erhöhen will und setzt dabei auf verschiedene Instrumente. Neben Geschwindigkeitsüberwachungen, Kooperationen mit Unfallforschung, ADAC, ADFC, Verkehrswacht, Schulwegüberwachung und Fahrschulprojekte, bei denen Jugendliche ans Fahren herangeführt werden, geht es um verstärkte Präsenz im Stadtbild.

So habe man die Tuningszene im Allerpark ebenso wie die Lage in der City und den Ortsteilen im Blick. Karsten Aselmann fügt in dem Zusammenhang an, dass es mittlerweile auch etliche junge Polizisten gebe, die sich den Kampf gegen Raserei und anderen Verkehrsdelikten auf die Fahnen geschrieben hätten. Es sei gut, dass sich die jungen Beamten auf Augenhöhe mit den jungen Zielgruppen bewegen könnten, hieß es.

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