Hannover. Ministerin Miriam Staudte (Grüne) verweist aber auf teilweise stark belastete Regionen. Auch der Ukraine-Krieg spielt eine Rolle.

Trotz des Rückgangs von Nährstoff-Einträgen durch die Landwirtschaft sieht Niedersachsen weiter deutlichen Handlungsbedarf. „Der aktuelle Nährstoffbericht zeigt, dass wir in Niedersachsen immer noch vor regionalen Problemen stehen und trotz richtiger Trends noch nicht am Ziel sind“, sagte Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) bei der Präsentation des zehnten „Nährstoffberichts“ der Landwirtschaftskammer.

Der Stickstoff-Düngesaldo, der errechneten Bedarf und tatsächliche Düngung gegenüberstellt, sank im Zeitraum vom 1. Juli 2021 bis zum 30. Juni 2022 „nochmals deutlich“, wie es in einer Erklärung des Ministeriums hieß. Der Dung- und Gärrestanfall aus Tierhaltung und Biogasanlagen ging leicht zurück. Ein Faktor für die Entwicklung ist auch der Ukraine-Krieg ab Februar vergangenen Jahres. So führten erhöhte Mineraldüngerpreise laut Ministerium zu einem verringerten Einsatz.

Stickstoffausbringung im Boden in Niedersachsen
Stickstoffausbringung im Boden in Niedersachsen © Jürgen RunO

Bei Rindern und Schweinen gingen die Bestände leicht zurück, die Geflügelbestände nahmen dagegen zu. Besondere Belastungen gibt es aber weiter im Nordwesten Niedersachsens. So überschritten die Kreise Cloppenburg und Vechta im Durchschnitt rechnerisch die Grenze der Stickstoffaufbringung aus organischen und organisch-mineralischen Düngemitteln. „Wir müssen weiter am Ball bleiben“, betonte Staudte.

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Phosphat-Überschuss geringer

Sorgen macht dem Land insbesondere die Phosphat-Bilanz. In 18 Landkreisen oder kreisfreien Städten überstieg die Phosphataufbringung mit organischen Düngern die Phosphatabfuhr. Landesweit führte dies zu einem Überschuss von fast 20.000 Tonnen Phosphat. Auch dieser Überschusswert ging aber zurück. Die Nährstoffbelastung in den Grund- und Oberflächengewässern blieb konstant. Knapp ein Drittel der Grundwassermessstellen zeigten zu hohe Nitratwerte. „Es ist zu prüfen, ob und wann es sich im Grundwasser niederschlägt, dass der Nährstoffeintrag durch die Landwirtschaft in den vergangenen Jahren zurück gegangen ist“, heißt es. Insbesondere regions- und standortbezogene Überschüsse müssten abgebaut werden, um die Ziele der EG-Wasserrahmenrichtlinie und EG-Nitratrichtlinie zu erreichen, heißt es in einer Erklärung des Ministeriums.

Kammer: Beratung hat Erfolg

„Die Nährstoffsituation in Niedersachsen entwickelt sich weiterhin positiv. Bemerkenswert ist, dass sich der Mineraldüngerabsatz in weniger als 10 Jahren fast halbiert hat und mittlerweile zum Teil sogar unter Bedarf gedüngt wird“, erklärte der Agrarpolitiker Hartmut Moorkamp. Staudtes Amtsvorgängerin kam von der CDU. „Die zurückgehenden Wirtschaftsdüngermengen zeigen allerdings auch, in welch schwieriger Lage sich Teile der Nutztierhaltung befinden“, so der CDU-Politiker weiter. Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, betonte einen anderen Punkt: „Der aktuelle Nährstoffbericht belegt, dass die Ackerbaubetriebe deutlich mehr heimischen organischen Dünger aufgenommen haben – das werten wir nicht nur als eine Reaktion der Betriebe auf die zeitweilig sehr hohen Preise für Mineraldünger, sondern auch als einen Erfolg unserer Beratung.“

673 Kontrollen in Weser-Ems

Zum Nährstoffbericht gehört auch ein „Teil B“, der über Kontrollen im Jahr 2021 berichtet. Dabei werden zur Kontrolle datenbasiert insbesondere „Risikobetriebe“ ausgewählt. So gab es den Fall eines kleinen Betriebes, der bei einer Kontrolle behauptete, nicht auffindbare Lieferungen angeblich nach Polen weitergegeben hatte. Eine Spur fand sich nie, denn wie sich zeigte, hatte es schon die Lieferungen an den Betrieb nie gegeben. Doch die Verteilung der Kontrollen zeigt auch die sehr unterschiedliche regionale Betroffenheit. Während es im ehemaligen Regierungsbezirk Weser-Ems 673 gab, waren es im früheren Regierungsbezirk Braunschweig ganze 18.