Wolfenbüttel. Eine 69 Jahre alte Frau und ihre Tochter (41) werden wegen versuchter Anstiftung zum Mord angeklagt. Sie boten 17.000 Euro für den Tod des Ex.

Ist es das, was passiert, wenn Liebe in tödlichen Hass umschlägt? Diese Frage wirft ein Fall aus Wolfenbüttel auf, der vor kurzem aus den Untiefen des Lebens an die Oberfläche gespült wurde. Zwei Frauen aus der Lessingstadt – Mutter (68) und Tochter (41) – sollen ein Mordkomplott geschmiedet und einen vermeintlichen Auftragskiller angeheuert haben. Hintergrund ist nach Angaben der Braunschweiger Staatsanwaltschaft ein Sorgerechtsstreit. Doch Polizeiund Strafverfolger konnten den Plan offenbar durchkreuzen. Nun wurden neue Details bekannt.

Vermeintlicher Killer meldet sich bei Polizei

Als der Auftragsmörder in spe seine Geschichte auf der Wache in Wolfenbüttel erzählte, trauten die Beamten ihren Ohren nicht. Er sei von einer 68 Jahre alten Iranerin und deren Tochter (41) engagiert worden, um den ehemaligen Lebensgefährten der Tochter zu töten. Die Frauen wollten den Mann demnach auch dafür bestrafen, dass er seine Partnerin geschlagen und etwa 100 000 Euro aus dem Vermögen verspielt und nie zurückgezahlt haben soll. Nur zum Schein, so die Erzählung des 33-jährigen Auftragsmörders, sei er auf das Angebot eingegangen.

17.000 Euro hätten seine Auftraggeberinnen ihm für den Mord am Ex (36) der 41-Jährigen übergeben. Die Beamten nahmen das mit einer gewissen Skepsis auf. Bis der Zeuge die Geldbündel auf den Tisch legte. Die anschließende Vernehmung förderte Erstaunliches zu Tage.

Grund für den Mordauftrag soll der Streit um das Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn des früheren Paares gewesen sein, bestätigt Andy Belke, Sprecher der Staatsanwaltschaft Braunschweig. Wie die Frauen auf ihn kamen, ist auch dem als Killer Auserkorenen unklar: Offenbar kannte man sich nur flüchtig. Das Opfer soll ihm gänzlich unbekannt gewesen sein.

Konspiratives Treffen am Stadtrand

Die Ermittler beschlossen daraufhin, den Zeugen zu verkabeln und folgten ihm zu einem Treffen mit der jüngeren Auftraggeberin an einer Landstraße außerhalb von Wolfenbüttel. Dort hörte die Polizei das Gespräch mit, erklärt Staatsanwalt Belke. Was die Beamten vernahmen, muss deutlich gewesen sein: Direkt im Anschluss sei die Festnahme erfolgt.

Der Mordauftrag soll sehr weit fortgeschritten gewesen sein: Der 33-Jährige hatte nach Informationen unserer Zeitung bereits ein Foto des Opfers sowie Informationen über dessen Gewohnheiten erhalten. Darüber hinaus habe er klare Instruktionen erhalten, auf welche Körperteile er zu schießen habe.

Seit Anfang Dezember sitzen die beiden Frauen in Untersuchungshaft. Das Landgericht Braunschweig erließ einen Haftbefehl gegen die 41-Jährige und ihre Mutter, bestätigt die Staatsanwaltschaft. Es bestehe der dringende Tatverdacht einer versuchten Anstiftung zum Mord.

Es drohen bis 15 Jahre Haft

Die beiden Beschuldigten schweigen nach Angaben der Staatsanwaltschaft bislang zu den Vorwürfen. Auch die beiden Verteidiger wollten auf Anfrage keinen Kommentar abgeben.

Die beiden Frauen sind nun wegen versuchter Anstiftung zum Mord angeklagt worden, sagte Andy Belke von der Staatsanwaltschaft Braunschweig am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Den Frauen droht ein Prozess am Landgericht Braunschweig.

Im Fall einer Verurteilung droht den Frauen eine langjährige Haftstrafe zwischen drei und 15 Jahren, erklärt Belke.

Die versuchte Anstiftung ist zwar nur dann strafbar, wenn ein Verbrechen vorliegt, also eine Tat mit einer Mindeststrafe von einem Jahr. Das ist hier der Fall: Somit käme laut Staatsanwaltschaft der gemilderte Strafrahmen eines versuchten Mordes in Betracht.

Mehr wichtige Nachrichten aus dem Landkreis Wolfenbüttel lesen:

  • Unfall bei Cremlingen: Auto überschlägt sich
  • Bus-Umleitung ab 19. Juni in Cremlingen
  • Stadtempfang in Wolfenbüttel mit verdeckter Auktion
  • Verstärkung für Wolfenbüttels Stadtführer-Team

Täglich wissen, was in Wolfenbüttel passiert: Hier kostenlos für den täglichen Wolfenbüttel-Newsletter anmelden!