Wolfsburg. Um für den schlimmsten Fall vorbereitet zu sein, müssen Wolfsburgs Rettungskräfte trainieren. Wie die Übung am Dienstag an der Volkswagen-Arena lief.

Dienstagmorgen – in der Einsatzzentrale geht ein Notruf ein. Jetzt ist Eile gefragt. Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst fahren zum Einsatzort: Die Ostseite der Volkswagen-Arena ist abgesperrt. Was sich nach einer echten Tragödie anhört, ist zum Glück eine Großübung der Einsatzkräfte aus Wolfsburg und der Region.

In der Zeit von 8.30 bis 11 Uhr wird vor Ort ermittelt, gerettet und versorgt. Die fiktive Ausgangslage: Während eines Fußballspiels ist es am Kiosk 5 zu einer Explosion gekommen. „Die Übung fand unter dem Thema ,Größere Gefahren- und Schadenslagen’ der Polizeidirektion Braunschweig in Zusammenarbeit mit der Berufsfeuerwehr und Rettungsdiensten statt“, erklärt Polizeisprecherin Melanie aus dem Bruch. Der VfL Wolfsburg habe für die Übung den östlichen Bereich des Stadions zur Verfügung gestellt.

So lief die Einsatz-Übung im Wolfsburg ab

„Die näheren Umstände waren vorerst unklar, sodass von einer größeren Lage ausgegangen werden musste“, erklärt Melanie aus dem Bruch. Daher seien zunächst viele Einsatzkräfte informiert worden.

Heike Heil, Übungsleiterin und Leiterin des Zentralen Kriminaldienstes, erzählt: „Auf Polizeiebene ging heute Morgen sogar eine echte Alarmierung raus, damit wir den Einsatz so genau wie möglich ablaufen lassen konnten. Wir haben trotzdem den Hinweis gegeben, dass es nur eine Übung ist.“

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Der Einsatz sollte so realitätsnah wie möglich dargestellt werden, um sich gut auf den Ernstfall vorbereiten zu können. „Einzelne Szenarien wie die Explosion und das panische Verhalten der Zuschauer wurden fiktiv dargestellt“, erklärt Polizeisprecherin Melanie aus dem Bruch. Die polizeieigenen Kräfte stellen allerdings nicht nur die Opfer des Anschlags dar, sondern ebenso die Angehörigen, aber auch Mitarbeiter der Presse.

Polizisten spielen in der Volkwagen-Arena die Opfer

Und tatsächlich: Auf dem Boden des Tatorts liegen vier Polizisten. Sie spielen die Opfer, die den fiktiven Anschlag nicht überlebt haben. Im Gegensatz zu den vermeintlichen Verletzten wurden sie noch nicht aus dem Gebäude geborgen. Um sie herum: Kriminaltechniker in voller Schutzmontur, die die Spuren sichern und die Beweise fotografieren.

Die Rettungskräfte haben auch vor der Volkswagen-Arena den Ernstfall trainiert.
Die Rettungskräfte haben auch vor der Volkswagen-Arena den Ernstfall trainiert. © regios24 | LARS LANDMANN

Während die Polizisten die beiden Einsatzabschnitte Betreuung und Tatortaufnahme üben, liegt die Hauptaufgabe der Feuerwehr in der Patientenversorgung. „Unsere Aufgabe besteht darin, die Opfer zu sichten, zu retten und zu versorgen“, erklärt Sebastian Conrad, Abteilungsleiter der Gefahrenabwehr und des Rettungsdiensts. Er ergänzt: „Der erste Rettungswagen hat die schwierigste Aufgabe, er muss sich um die Organisationsstruktur kümmern. Es muss überprüft werden, welche Patienten am schwersten verletzt sind und am dringendsten eine Versorgung benötigen.“

Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und DRK wird geübt

Bei der Behandlung der Betroffenen wird die Feuerwehr von Hilfskräften wie dem Deutschen Roten Kreuz unterstützt. Für die beiden Organisationen sei die Übung vor allem in Hinblick auf die Kommunikation wichtig. Melanie aus dem Bruch erklärt: „Gemeinsam haben sie die Gelegenheit, Kommunikationswege und Abläufe in der eigenen Organisation wie auch in der gemeinsamen Lagebewertung mit der Polizei zu trainieren.“

Zum Glück nur eine Übung: Kriminaltechniker der Polizei in voller Schutzmontur sichern Spuren und Beweise.
Zum Glück nur eine Übung: Kriminaltechniker der Polizei in voller Schutzmontur sichern Spuren und Beweise. © regios24 | LARS LANDMANN

Der Rettungsdienst hat in der Nähe zum Tatort neben einem Container auch ein Zelt aufgebaut, um die Verletzten vor Ort versorgen zu können. Schwer verletzte Personen werden ins Klinikum gebracht. „Bei solchen Einsätzen kann man die Patienten unterschiedlich kategorisieren“, erklärt Conrad. Abhängig von der Größe des Vorfalls könne man von rund 20 Prozent der Patienten ausgehen, die schwer verletzt sind, von 30 Prozent, die an mittelschweren Verletzungen leiden. Der Rest ist leicht verletzt.

Bei der Übung wird auch an diejenigen gedacht, die in der Realität ihre Angehörigen gesucht hätten: Neben dem Zelt ist eine Stelle eingerichtet, damit sich Angehörige an die Polizei wenden können.

So lautet das Fazit des Übungseinsatzes der Rettungskräfte

Polizei und Feuerwehr sind zufrieden mit dem Einsatz: „Ich möchte mich für die Möglichkeit der Beteiligung im Namen der Berufsfeuerwehr sowie des Rettungsdienstes an der Übung bedanken. Das Trainieren von Abläufen ist wichtig, um bei realen Szenarien Ansprechpartner und die unterschiedlichen Handlungsweisen zu kennen“, sagt Conrad.

Auch Übungsleiterin Heike Heil zieht ein positives Fazit. Sie betont: „Es war eine sehr gelungene Übung, die von großem Engagement der handelnden Akteure und eingesetzten Kräfte geprägt war.“ Die Art des Einsatzes sei für die Beteiligten dabei eher zweitrangig. Der Fokus der Übung liegt generell darauf, so Heil, „Handlungsabläufe und Schnittstellen zwischen Polizei und Feuerwehr zu proben, um für den Ernstfall optimal vorbereitet zu sein und vertrauensvoll zusammenarbeiten zu können.“