Braunschweig. Die Erhöhung in Braunschweig greift ab 1. Oktober. Fernwärmepreis steigt um bis zu 75 Prozent. Gasumlage und Gasspeicherumlage kommen noch obendrauf.

Angesichts der angespannten Lage auf den Energiemärkten erhöht der Braunschweiger Energieversorger BS Energy wie angekündigt erneut die Preise. Die Anpassung bei Gas, Strom und Fernwärme zum 1. Oktober sei unumgänglich, teilt das Unternehmen mit. Für Gaskunden ist es die dritte Erhöhung in diesem Jahr, für Strom- und Fernwärmekunden die zweite.

So sehr verteuert sich Strom für Kunden von BS Energy

In der Grundversorgung wird der Arbeitspreis Strom um 8,48 Cent pro Kilowattstunde und der Grundpreis um 1,56 Euro pro Monat erhöht (brutto). Damit steigen die Kosten für einen Kunden mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 2500 Kilowattstunden laut BS Energy monatlich um 19 Euro (brutto). Das entspreche einer Erhöhung von etwa 23 Prozent gegenüber den seit April 2022 geltenden Preisen.

Etwas weniger als die Hälfte der Stromkunden von BS Energy ist in der Grundversorgung. Aber auch Kunden außerhalb der Grundversorgung sind größtenteils von Preiserhöhungen betroffen, wie Pressesprecherin Anke Bartkiewicz auf Anfrage mitteilt.

„Höhe und Zeitpunkt sind abhängig vom Vertragsschluss, der Laufzeit der eingeschränkten Preisgarantie und der Region“, sagt sie. „Als Beispiel: Kunden des Produkts BS|Sparstrom werden eine Preiserhöhung um 24 Prozent erhalten.“

Bereits im April hatte BS Energy den Strompreis in der Grundversorgung um rund 29 Prozent erhöht. Bei einzelnen Produkten wie BS|Sparstrom (+24 Prozent) und BS|Spargas (+30 Prozent) waren die Preise im April in ähnlicher Höhe gestiegen wie in der Grundversorgung. Bei Fixpreis-Produkten, deren Preise in den letzten Monaten noch nicht angepasst wurden, lagen die Preissteigerungen teilweise erheblich darüber.

Den Wegfall der EEG-Umlage zum 1. Juli in Höhe von 3,723 Cent pro Kilowattstunde hat BS Energy komplett an die Kunden weitergegeben.

So sehr verteuert sich Gas für Kunden von BS Energy

In der Grundversorgung wird der Arbeitspreis um 4,11 Cent pro Kilowattstunde erhöht und der Grundpreis um 1,50 Euro im Monat (brutto). Damit steigen die Kosten für einen Kunden mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 11.700 Kilowattstunden laut BS Energy um 41,50 Euro im Monat (brutto). Das entspricht einer Erhöhung von etwa 30 Prozent gegenüber den seit April 2022 geltenden Preisen.

Rund ein Viertel der Gaskunden von BS Energie ist in der Grundversorgung. Beim Gas gilt ebenso wie beim Strom: Auch Kunden außerhalb der Grundversorgung sind größtenteils von Preiserhöhungen betroffen. Laut Anke Bartkiewicz wird zum Beispiel der Preis für BS|Spargas um rund 30 Prozent angehoben.

Bereits zum 1. April hatte BS Energy den Gaspreis in der Grundversorgung um rund 39 Prozent erhöht, und zuvor zum 1. Februar schon um 24 Prozent. Auch damals wurden neben der Grundversorgung ebenso die Preise für weitere Gas-Produkte erhöht. Bei Fixpreis-Produkten lag die Preissteigerung zuletzt teilweise bei fast 100 Prozent.

So verteuert sich Fernwärme für Kunden von BS Energy

Die Fernwärmepreise steigen laut BS Energy im Vergleich zum 1. April 2022 beim Produkt BS|Fernwärme um durchschnittlich 54,30 Prozent und beim Produkt BS|Fernwärme Jan um etwa 74,96 Prozent.

Das Unternehmen nennt zwei Beispiele: Bei dem Produkt BS|Fernwärme Jan und dem Jahresverbrauch eines Einfamilienhauses von 12.000 Kilowattstunden steigen die monatlichen Ausgaben um 115,33 Euro (brutto). Bei einem Mehrfamilienhaus mit sechs bis acht Wohneinheiten und einem Wärmebedarf von 75.000 Kilowattstunden im Produkt BSIFernwärme steigen die Ausgaben um monatlich 461,69 Euro (brutto).

Bereits im April hatte BS Energy die Fernwärmepreise angehoben: für „BS|Fernwärme“ durchschnittlich um 40 Prozent (das entsprach monatlich 242,41 Euro brutto mehr) und für „BS|Fernwärme Jan“ um etwa 57 Prozent (das entsprach monatlich 55,24 Euro brutto mehr).

Die Preise für Fernwärme werden grundsätzlich jeweils zum 1. April und 1. Oktober eines Jahres angepasst. Der Preis berechnet sich laut BS Energy durch vertraglich mit den Kunden vereinbarte Preisänderungsformeln. „In diesen Formeln werden zum Zeitpunkt der Preisänderung Werte der letzten sechs bis zwölf Monate wie beispielsweise Gasindex, Steinkohleindex, Investitionsgüterindex, Wärmepreisindex und CO2-Preis herangezogen und daraus ein neuer Preis berechnet, der dann für ein halbes Jahr gilt“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Den größten Anteil an der aktuellen Steigerung nehmen demnach der Gas- und Steinkohleindex sowie der CO2-Preis ein: „Der zugrundeliegende Gasindex steigt gegenüber der letzten Preisfestsetzung um mehr als 159 Prozent, der Steinkohleindex um mehr als 86 Prozent.“

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Viele Ursachen für hohe Gas- und Strompreise

BS Energy weist erneut darauf hin, dass sich die Großhandelspreise von Erdgas und Strom innerhalb eines Jahres mehr als versechsfacht haben. „Der andauernde Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, das Aus für die Gaspipeline Nordstream 2, die reduzierten Liefermengen über die Gaspipeline Nordstream 1 aus Russland nach Europa und die Sorge vor einer Gasmangellage haben die Gaspreise auf nie dagewesene Höhen getrieben“, so das Unternehmen.

Die Ursachen für die hohen Strompreise seien vielfältig: Da Gas auch für die Stromerzeugung eingesetzt wird, führe der hohe Gaspreis zu einer Erhöhung der Strompreise. „Zudem ist der Kohlepreis aufgrund der erhöhten Nachfrage durch die Wiederinbetriebnahmen von Kohlekraftwerken erheblich gestiegen“, erläutert BS Energy.

„Weiterhin kommt der Ausbau der Erneuerbaren Energien nicht schnell genug voran, und auch hier haben die hohen CO2-Preise eine preistreibende Wirkung. Dazu kommt, dass Flüsse aufgrund niedriger Wasserstände als Logistikweg für Kohle nur eingeschränkt nutzbar sind und aufgrund erhöhter Wassertemperaturen nur eingeschränkt als Kühlung für Kraftwerke im In- und Ausland zur Verfügung stehen.“

Zusätzlich zur Preiserhöhung: Gasumlage und Gasspeicherumlage

Ab 1. Oktober greifen nicht nur die hier aufgeführten Preiserhöhungen. Hinzu kommen noch zwei neue Umlagen.

Erstens: die Gasbeschaffungsumlage, kurz Gasumlage. Sie wird voraussichtlich pro Quartal neu berechnet und soll bis zum 1. April 2024 befristet sein. 2,4 Cent pro Kilowattstunde müssen alle zahlen, die Gas verbrauchen. Für einen Einpersonenhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden bedeutet die Umlage ohne Mehrwertsteuer jährliche Zusatzkosten von rund 121 Euro. Mit Mehrwertsteuer wären es rund 144 Euro. Für einen Familienhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden liegen die Mehrkosten bei rund 484 Euro im Jahr. Kommt die Mehrwertsteuer hinzu, sind es 576 Euro.

Mit dem Geld soll ein Großteil der Mehrkosten, die Gas-Importeuren entstehen, auf möglichst viele Schultern verteilt werden. „Gas-Importeure müssen zugesicherte Gasmengen aus Russland, die sie aufgrund der reduzierten Lieferungen aus Russland nicht erhalten, auf anderem Weg zu enorm hohen Preisen ersetzen“, so BS Energy. Sie sollen mit der Umlage vor der Insolvenz bewahrt werden.

Zweitens: die Gasspeicherumlage. Sie wird voraussichtlich halbjährlich neu berechnet und soll bis zum 1. April 2025 gelten. Damit sollen zusätzliche Kosten ausgeglichen werden, die durch die gesetzlich beschlossene Mindestbefüllung der nationalen Gasspeicher entstehen. Die Speicher sollen am 1. November zu mindestens 95 Prozent gefüllt sein – aktuell sind es rund 75 Prozent. Die Höhe dieser Umlage wird in den nächsten Tagen veröffentlicht. Es heißt, dass sie deutlich niedriger ausfallen wird als die Gasumlage.

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BS Energy musste 5000 Kunden neu aufnehmen

Eine Kundin von BS Energy ärgert sich angesichts der Preiserhöhungen, dass sie für das Produkt Spargas-Fix inzwischen nur noch minimal weniger zahlt als Kunden in der Gas-Grundversorgung. „Wir brauchen nicht über das Problem der Gasversorgung zu sprechen, das ist bekannt“, schreibt sie an die Redaktion. Was sie aber nicht versteht: Warum wird sie als langjährige Kunde dem Grundversorgungskunden fast gleichgestellt, der notgedrungen von BS-Energy aufgrund von Insolvenzen der Billiganbieter übernommen werden musste?

Dazu erläutert Unternehmenssprecherin Anke Bartkiewicz: „Grundsätzlich müssen wir anhand der extrem gestiegenen Beschaffungskosten alle Kundenverträge neu kalkulieren. Die Beschaffungspreise an den Märkten haben sich in den letzten zwölf Monaten versechsfacht. Uns bleibt aufgrund der weiterhin starken Preissteigerungen leider keine andere Wahl.“

In den vergangenen Monaten habe BS Energy rund 5000 Kunden neu aufnehmen müssen, nachdem deren Anbieter Verträge gekündigt oder Insolvenz angemeldet hatten. „Für diese Kunden haben wir Strom und/oder Gas zu den aktuell hohen Preisen am Markt beschafft und sind dadurch in Vorleistung gegangen.“ Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben habe man diesen Kunden den Preis der Grundversorgung anbieten müssen.

Inzwischen sei für diese Fälle aber ein gesetzlicher Rahmen geschaffen worden, so Anke Bartkiewicz. „Diese Kunden werden künftig automatisch von uns in die Ersatzversorgung übernommen. Die Preise in der Ersatzversorgung können zum 1. und 15. eines Monats angepasst werden.“ Langjährige Kunden werden ihr zufolge dahingehend besser gestellt, dass sie weiterhin ihren Festpreisvertrag behalten. „Derzeit bieten wir dieses Produkt als Neukundenvertrag nicht mehr an.“