Braunschweig. Die Gesamthöhe wird bei rund 250 Meter liegen. Es sollen 30 Millionen Euro investiert werden.

Windenergie soll eine viel größere Rolle als bislang in Braunschweig spielen. Es gibt erste Pläne, drei riesige Windräder im Stadtgebiet zu errichten.

Unter den erneuerbaren Energien spielt Windkraft bislang eine eher untergeordnete Rolle im Stadtgebiet. Seit Jahresanfang wirbt die Stadtverwaltung zwar darum, dass in Braunschweigs Gewerbegebieten Klein-Windkraftanlagen mit einer Gesamthöhe bis 15 Meter errichtet werden. Denn eine Baugenehmigung ist dort nicht erforderlich. Doch laut Bundesnetzagentur wurde in Braunschweig seit dem Jahr 2004 keine einzige neue Windkraftanlage in Betrieb genommen.

Aber hier geht es nicht um Kleinanlagen. Es sollen riesige Windräder der jüngsten Generation aufgestellt werden. Und die dürfen nicht irgendwo aufgestellt werden, sondern nur in sogenannten Vorranggebieten Windkraft. Davon gibt es nur ein einziges in Braunschweig: das Vorranggebiet bei Geitelde.

Braunschweigs ältestes Windrad ist 55 Meter hoch

Im Jahr 1997 ging auf dem Geitelder Berg Braunschweigs erstes Windrad in Betrieb. Das Gelände steigt dort von 80 Meter Höhe auf 110 Meter an. Eine alte Windmühle stand am Standort einst. „Drei Jahre lang hatten wir zuvor dennoch den Wind gemessen, um in Erfahrung zu bringen, ob sich der Bau eines Windrades überhaupt lohnt“, so der Geitelder Otto Dierling. Ihm gehört das Land, auf dem sich die alte Windkraft-Anlage dreht.

Dei Lage der Windräder im Vorranggebiet.
Dei Lage der Windräder im Vorranggebiet. © Jürgen Runo | Jürgen Runo

Was vor 25 Jahren allerdings als High-End galt, ist mittlerweile technisch überholt. Mit einer Nabenhöhe von 55 Metern, es wird die Höhe gemessen, auf der der Rotor befestigt ist, gilt das Windrad Geitelder Berg mittlerweile als Zwerg unter den Windrädern. Braunschweigs vier jüngere Windräder bei Geitelde hatten bereits eine Nabenhöhe von bis zu 78 Metern. Der Durchmesser der Rotoren betrug auch nicht 40 Meter, sondern 80 Meter. Die Brutto-Leistung der fünf Anlagen beträgt insgesamt 7,1 Megawatt. Zum Vergleich: Ende 2021 lieferten laut Bundesnetzagentur alle Solaranlagen im Stadtgebiet zusammen rund 37 Megawatt. Die geplante Solarfarm bei Leiferde soll 62 Megawatt leisten.

Grund für die Pläne von neuen Windrädern ist: Der Betrieb von Windrädern wird nur 20 Jahre gefördert. Die Förderung aller Braunschweiger Windräder läuft spätestens im Jahr 2024 aus. Folge: Rückbau? Ungeförderter Weiterbetrieb bei hohem Wartungsaufwand der alten Anlagen? Oder Repowering – was in Braunschweig erfolgen soll.

Unter Repowering versteht die Branche: Betagte und nicht mehr geförderte Windräder werden durch Neu-Anlagen ersetzt. Die Landwind GmbH hat genau dies bei Geitelde vor.

Alexander Heidebroek, Geschäftsführung der Landwind-Gruppe, sagt, dass die beiden Geitelder Windkraftanlagen der SoWieWas GmbH gekauft wurden. Ein Abstimmungsprozess mit den beiden anderen Eignern, Rieß und Windenergie Geitelde, habe stattgefunden. Landwind habe die Planung federführend übernommen.

Die Gründung einer Genossenschaft sei ebenfalls bereits erfolgt. Ab Oktober etwa soll die Zeichnung von Anteilen möglich werden, so der Geschäftsführer: „Die Genossenschaft wird allerdings nicht nur in Braunschweig tätig sein.“ Erhebliche Kapitalmengen werden benötigt. Heidebroek schätzt, dass je Anlage etwa zehn Millionen Euro investiert werden müssen.

Höhe der Windräder: 163 Meter, Rotordurchmesser: 164 Meter

Landwind hatte zuletzt häufig beim Windrad-Hersteller Nordex gekauft. Eine Anlage, die in Geitelde stehen könnte, beschreibt Heidebroek so: Die Naben-Höhe werde etwa 163 Meter betragen. Der Rotordurchmesser 164 Meter. Zum Vergleich: Braunschweigs höchstes Bauwerk, der Schornstein des Heizkraftwerks Mitte, ist 198 Meter hoch. Einen groben Zeitplan gibt es bereits. Er ist abhängig von der Stadt Braunschweig. Die muss den Flächennutzungsplan ändern. Bislang beträgt die maximale Nabenhöhe im Windvorranggebiet Geitelde 75 Meter. Diese Begrenzung muss aufgehoben werden, um die drei neuen Windräder aufstellen zu dürfen. Ihre Gesamtleistung gibt der Geschäftsführer mit 21 Megawatt an. „Eventuell gelingt es uns aber zusätzlich, ein oder zwei bestehende Windkraftanlagen zu erhalten. Die Bestandsanlagen sollen sich drehen, bis die neuen Windräder fertig sind.“

Mit der Vorbereitung des Genehmigungsverfahrens werde nun begonnen. Das werde etwa ein Jahr dauern. Das Genehmigungsverfahren wohl ein weiteres halbes Jahr. „Die Bauzeit wird etwa zwei Jahre betragen“, schätzt Heidebroek. Wer den Wind-Strom vermarktet, stehe noch nicht fest: „Zur Landwind-Gruppe gehört auch der Energieversorger Landstrom. Entscheidungen werden die Gesellschafter treffen.“

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