Wolfsburg. Freizeittipp: Stadtforst und LSW sorgen für immer neue Attraktionen auf dem Wasserlehrpfad im Wolfsburger Stadtwald.

Wasserlehrpfad – der Begriff aus seiner Entstehungszeit klingt zwar heute etwas sperrig bis angestaubt, ist aber immer noch absolut zutreffend: Auf der Brunnen- und Quellenwanderung im Wolfsburger Stadtwald trifft man auf allerlei interessante Wasserstellen. Und erfährt quasi nebenbei auch viel Natur- und Heimatkundliches. Wenn man möchte. Ansonsten ist es einfach eine sehr erfrischende Angelegenheit so mitten im Sommer.

Zu Fuß, zu zweit, mit Hund, mit Kind und Kegel, mit Freunden: Wer sich aufmacht zu den vielen Brunnen und Quellen im Hasselbachtal und im Hattorfer Holz, der braucht selbst im Hochsommer eigentlich keine Trinkverpflegung für seine Tour. Obwohl: Einfach eine leere Flasche einpacken, dann kann man an den Stationen je nach Geschmack Wasser abfüllen – sozusagen als kostenloses Mitbringsel.

Am Stemmelbach steht ein altes Wassermühlenrad. Dort lässt sich auch prima ein Päuschen einlegen. Ganz in der Nähe befindet sich zudem das Arboretum.
Am Stemmelbach steht ein altes Wassermühlenrad. Dort lässt sich auch prima ein Päuschen einlegen. Ganz in der Nähe befindet sich zudem das Arboretum. © regios24 | Darius Simka

Manche Quellen sind geschmacklich herausfordernd

Manche Quellen sind geschmacklich-geruchlich echte Herausforderungen. An der Oldtimer-Handschwengel-Pumpe beispielsweise sieht es nicht per Zufall so rostig aus: Sie fördert sehr eisen- und manganhaltiges Wasser. Eher unauffällig schmeckt es dagegen am Schälchenstein-Brunnen an den Hattorfer Teichen.

Wichtig auf so einer Wanderung, gerade im Sommer: lauschige Plätze zum Pausieren. Und davon gibt es auf dem Wasserlehrpfad viele schöne. Die Sitzbänke an den Hattorfer Teichen sind zum Beispiel eine sehr idyllische Angelegenheit. Gegen Abend quaken am Steffensteich die Frösche en masse, und am Niemanns­teich lassen sich Graureiher bei der Pirsch verfolgen. Zudem informieren Schautafeln über die Historie der drei Gewässer.

Mario Cau (vorne) und Rolf Barth sind seit 40 Jahren im Stadtwald unterwegs. Hier erfrischen sie sich an der Käfertränke, deren Wasser aus der Harzwasserleitung kommt und wo es auch eine Schutzhütte gibt. Früher sind sie gejoggt, heute gehen sie zügig.
Mario Cau (vorne) und Rolf Barth sind seit 40 Jahren im Stadtwald unterwegs. Hier erfrischen sie sich an der Käfertränke, deren Wasser aus der Harzwasserleitung kommt und wo es auch eine Schutzhütte gibt. Früher sind sie gejoggt, heute gehen sie zügig. © regios24 | Darius Simka

Wasserlehrpfad vermittelt Wissen über Flora, Fauna und Historie

Je nach Routen-Zusammenstellung vermittelt die Brunnen- und Quellenwanderung auch an anderen Stellen viel über Flora, Fauna und Historie. So wie am Arboretum, einem Baumlehrpfad mit mehr als 60 Baum- und Straucharten. Oder an der Zufahrt zum 2019 neu angelegten Svekendorper Weg, der mitten in dem Waldstück an ein wüst gefallenes Mittelalter-Dorf erinnert und von der Rothehofer Trift zum Spechtbrunnen am Rabenberg führt.

Im Laufe der Jahrzehnte ist der Wasserlehrpfad immer weiter ausgebaut worden und umfasst inzwischen 18 Stationen. Als jüngste kam 2019 anlässlich der 40. Brunnen- und Quellenwanderung – jährlich von der Stadtforst und der LSW veranstaltet, außer in den beiden ersten Corona-Jahren – der Spechtbrunnen hinzu. Ein Symbol dafür, dass im Wolfsburger Wald alle heimischen Spechtarten zu finden sind, wie Stadtförster Dirk Schäfer bei unserer kleinen Exkursion erklärt, „das ist eine Besonderheit“.

Ursprünglich gab’s die Idee einer römischen Aquädukt-Nachbildung

Älteste Station ist die Oldtimer-Handschwengel-Pumpe von 1980. LSW-Sprecherin Birgit Wiechert hat im Unternehmensarchiv gestöbert und eine Aktennotiz von 1977 mitgebracht: „Damals hat der Verein für Heimatpflege die Stadtwerke und die Stadt angesprochen und zu einem ersten Treffen eingeladen.“ Vorsitzender Hubert Gensior war damals zugleich der Stadtförster. „Es gab sogar die Idee der Nachbildung eines römischen Aquädukts“, verrät die LSW-Sprecherin. Die wurde dann aber doch nicht verwirklicht.

Erst 2021 wurde die 14. Station umgebaut: Weil der Wegdamm verstärkt werden musste, demontierte die Stadtforst das nostalgische kleine Wassermühlenrad am Stemmelbach. Damit es aber weiter zu sehen ist, stellten es die Forstleute am dortigen Teich auf und schufen dazu einen Picknickplatz mit Sitzgelegenheiten.

LSW-Sprecherin Birgit Wiechert zeigt LSW-Netzmeister Wilhelm Schneider und Stadtförster Dirk Schäfer (von rechts) eine Aktennotiz von 1977 aus dem Unternehmensarchiv. Darin ging es um erste Ideen für den Wasserlehrpfad, zu denen sogar die Nachbildung eins Aquädukts gehörte.
LSW-Sprecherin Birgit Wiechert zeigt LSW-Netzmeister Wilhelm Schneider und Stadtförster Dirk Schäfer (von rechts) eine Aktennotiz von 1977 aus dem Unternehmensarchiv. Darin ging es um erste Ideen für den Wasserlehrpfad, zu denen sogar die Nachbildung eins Aquädukts gehörte. © regios24 | Darius Simka

Corona hat dem Stadtwald noch mehr Fans beschert

„Wir haben in den letzten Jahren viel investiert, es gibt immer neue Aspekte. Die Brunnen- und Quellenwanderung unterliegt einem steten Wandel“, betont Stadtförster Schäfer. „Das Entscheidende ist, dass sie noch mehr Lebensqualität in den Wald transportiert.“ Die LSW-Sprecherin ergänzt: „Gerade durch Corona wurde vielen Leuten erst bewusst, was der Stadtwald alles zu bieten hat.“ Es gehe um Erholung, aber beispielsweise auch um Ressourcenschonung.

Und welches ist die Lieblingswasserstelle von Wilhelm Schneider, der als LSW-Netzmeister für die Brunnen und Quellen verantwortlich ist? „Ich finde die Tommy-Quelle als natürliche Quelle sehr schön, auch deren Stelle im Wald. Sie hat hartes Wasser und wenig Eisen, das ist gut.“

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Die wichtigsten Fakten zur Brunnen- und Quellenwanderung

1980 haben die Stadtforst Wolfsburg und die LSW als Trinkwasserversorger begonnen, den Wasserlehrpfad einzurichten. Er erinnert an vergangene Zeiten: Die artesischen Brunnen Herrenwiesen-Quelle, Köhlerbrunnen und Oldtimer-Handschwengel-Pumpe wurden 1938 zunächst als Notwasserquellen ausgebaut. Zusammen mit der Tommy-Quelle stellten sie die erste Eigenversorgung der Stadt Wolfsburg dar.

An vielen der 18 Stationen informieren Schautafeln über die Brunnen, Quellen und anderen Objekte der Wanderrouten.
An vielen der 18 Stationen informieren Schautafeln über die Brunnen, Quellen und anderen Objekte der Wanderrouten. © regios24 | Darius Simka

Für die 18 Stationen gibt es drei ausgeschilderte Routen mit 8, 10 oder 14 Kilometern. Offizieller Start ist am VW-Bad am Berliner Ring. Dort befindet sich ein Platz mit Trinkwasserspender. Von dort kann’s zu Fuß oder mit dem Rad losgehen. Dafür dem Libellenzeichen folgen. Starten kann man aber auch am Steimker Berg, in Barnstorf, am Waldparkplatz zwischen Mörse und Hattorf sowie in Detmerode.

Detaillierte weitere Informationen rund um die Brunnen- und Quellenwanderung inklusive Koordinaten und Wasseranalysen der Gewässer sowie ein Video gibt es unter www.lsw.de/brunnen-und-quellen.