Braunschweig. Eventuell werden Wassersäcke ausgegeben. Die Wetterforscher vom Kanzlerfeld stellen starken Wassermangel fest.

Rekordhitze und fehlender Regen bedrohen Braunschweigs Bäume. Die Stadtverwaltung bittet darum die Bürgerschaft um Unterstützung: „Jeder Liter Wasser hilft unserem durch Hitze und Trockenheit gestressten städtischen Baumbestand.“ Erwogen wird sogar, Wassersäcke an hilfsbereite Bürger auszugeben.

Wie stark die Trockenheit ist, messen am Kanzlerfeld die Wissenschaftler des Deutschen Wetterdienstes. Die dort täglich erhobenen Messwerte sind nicht ermutigend. Corina Schube fasst sie so zusammen: „Die Trockenheit reicht bis in eine Tiefe von 70 bis 80 Zentimetern und nimmt zu.“ Grund: Seit Monaten fehlen Niederschläge. „Seit Jahresbeginn betrachten wir nur den Februar als nassen Monat. Alle anderen Monate waren zu trocken.“

In Zahlen hieße das, so die Meteorologin: „Die durchschnittliche Niederschlagsmenge im Jahr liegt in Braunschweig bei 618 Millimetern je Quadratmeter. Bis heute fielen 231 Millimeter. Was an Regen noch bis zum Ende des Monats fällt, wird in die Kategorie Kleinkram fallen.“ Für die ersten sieben Monate werde im Stadtgebiet gelten: „Bislang sind nur etwa 37 Prozent der üblichen Jahres-Regenmenge gefallen.“

Linden werfen das Laub ab

Erst in 70 bis 80 Zentimeter Tiefe finden Wurzeln ausreichend Wasser im Boden.
Erst in 70 bis 80 Zentimeter Tiefe finden Wurzeln ausreichend Wasser im Boden. © Jürgen Runo | Jürgen Runo

Die Bäume im Stadtgebiet reagieren bereits. Linden schützen sich zum Beispiel dadurch, dass sie vorzeitig Laub abwerfen. Eine natürliche Reaktion. Gleichwohl werden Erinnerungen an die Hitzesommer 2018 und 2019 wach. Braunschweigs verlor damals rund 1200 Bäume. Nicht nur ein ökologischer Verlust mit Folgen für das Mikroklima in der Stadt. Auch ein hoher finanzieller Schaden entstand. Braunschweigs Grünflächen-Verwaltung rechnet mit etwa 2000 Euro, die das Nachpflanzen eines einzigen Jungsbaums samt Erhaltungspflege in den ersten drei Jahren kostet.

Die Stadt hat mittlerweile reagiert. Auf vielen Baumscheiben findet man Wassersäcke, die über mehrere Tage kontinuierlich Bäume mit Wasser versorgen. Der Personalaufwand für das Wässern kann so verringert werden. Dennoch reichen die Möglichkeiten bei der Grünflächen-Verwaltung längst nicht mehr aus, die Bewässerung allein in Eigenregie vorzunehmen. Stadtsprecher Rainer Keunecke: „Aktuell sind Wässerungsaufträge an Fremdfirmen in Höhe von 400.000 Euro vergeben. Da mit den entsprechenden Vergabeverfahren zumeist schon Ende des vergangenen Jahres begonnen wurde, gab es keine Schwierigkeiten bei der Auftragsvergabe.“

Trockenschäden zeigen sich erst 2023

Doch es werden längst nicht alle Bäume im Stadtgebiet gegossen. Aktuell, so der Sprecher, würden regelmäßig etwa 5000 Jungbäume gewässert. Das bedeute: „Das Wässern des Baumbestandes, insbesondere des Straßenbaumbestandes mit mehr als 35.000 Einzelbäumen, durch die engagierte Bürgerschaft ist der Verwaltung hochwillkommen.“

Eventuell will die Stadtverwaltung die Bürgerschaft dabei auch unterstützen: „Die Frage, ob Wassersäcke zur Wässerung städtischer Bäume auch an Bürger ausgegeben werden könnten, wird zur Zeit von der Grünflächen-Verwaltung geprüft.“

Welche Folgen der Trockensommer 2022 für Braunschweigs Baumbestand bereits hat, lässt sich momentan noch nicht abschätzen. Eventuelle Hitzeschäden, so der Stadtsprecher, würden sich erst im Frühjahr 2023, möglicherweise aber auch erst im Frühjahr 2024 zeigen.

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