Braunschweig. Zwei Dinosaurier-Experten haben sich das Science-Fiction-Spektakel in der der BZ-Premiere angeschaut und erklären, was stimmt und was nicht.

Der dritte Film der Trilogie „Jurassic World“ übernimmt viele Charaktere der Vorgängerfilme – Menschen wie Dinosaurier – bis zurück zum ersten „Jurassic Park“ aus den 90er Jahren. Dadurch wirkt die Rekonstruktion der die „Kernmarke“ bestimmenden Dinosauriergattungen, etwa Velociraptor und Tyrannosaurus, recht „old-fashioned“.

Nach neueren Erkenntnissen sollten zumindest die Raptoren ein Federkleid tragen, was bei neu im Film auftretenden Arten wie dem aus Südfrankreich beschriebenen Pyroraptor auch realisiert wurde, während „Blue“, die Velociraptor-Dame, wieder in nacktem Schuppenkleid gezeigt wird. Außerdem hat sie wieder senkrechte statt runde Pupillen, kann anders als vom Skelett vorgegeben mit dem Schwanzende wedeln und ist mehr als doppelt so groß wie in der Realität.

Selbst Elefanten hatten in der Eiszeit ein dichtes Fell

Das fehlende Federkleid ist besonders bedauerlich, da die Filmemacher sowohl Pyroraptor als auch „Blue“ in schneebedeckten Landschaften zeigen, womit sie offenbar andeuten wollen, dass sie warmblütig (endotherm) waren (das entspricht heutigem Erkenntnisstand). Eine hohe Körpertemperatur lässt sich aber bei Minustemperaturen nur halten, wenn man ein isolierendes Fell oder Federkleid hat (selbst Elefanten wie Mammute hatten ja in der Eiszeit ein dichtes Fell). Widersinnig ist auch, dass Pyroraptor in einer Szene unter dem Eis schwimmt. Sein Körperbau lässt ein Tauch-Schwimmen gar nicht zu.

Faszinierend ist die Vorstellung, Dinosaurier würden in unserer heutigen Naturlandschaft wie in den Dolomiten frei leben (Giganotosaurus frisst dort Hirsche, Therizinosaurus Laub). Dass beide am Ende mit Tyrannosaurus in einen Kampf verwickelt werden, ist leider wieder ein überflüssiger Rückfall in die alte Jurassic-Park-Dramaturgie.

Von den kleineren Arten hätten die Braunschweiger Experten gerne mehr gesehen

Positiv anmerken möchten wir, dass alle der über 30 (!) im Film gezeigten Dinosauriergattungen recht realistische Rekonstruktionen von Lebewesen sind, die es tatsächlich gegeben hat. Manche tauchen nur in sekundenkurzen Szenen auf; von diesen, oft kleineren Arten hätten wir gern mehr gesehen. Hervorzuheben ist wieder die annähernd perfekte Animation der arttypischen Bewegungen. Schön ist auch, dass das Hauptthema des Soundtracks in diesem Film wieder häufiger vorkommt als in früheren.

Unglaubwürdig ist allerdings, dass der Riesen-Flugsaurier Quetzalcoatlus ein Flugzeug angreift und zum Absturz bringt. Das wäre so, als würde ein leichtes Segelflugzeug eine schwere Transportmaschine attackieren.

Trotz unrealistischer Darstellungen ein Muss für Dino-Fans

Zur verworrenen Handlung und den reichlich unrealistischen Vorstellungen über Gentechnik und ihre möglichen Anwendungen im Film möchten wir hier nicht detailliert Stellung nehmen. Solche pseudowissenschaftlichen Handlungsstränge sind ja im Science-Fiction-Metier üblich.

Alles in allem: Für Dino-Fans ist der Film trotz mancher Fehler ein „Muss“!

Über die Autoren: Prof. Dr. Ulrich Joger war bis vergangenen Dezember 18 Jahre Leitender Direktor des Staatlichen Naturhistorischen Museums in Braunschweig. Dr. Ralf Kosma leitet dort die Abteilung Paläontologie/Mineralogie.

Hinweis: Die Fossilien-AG des Museums freut sich über Nachwuchs. Mitglieder haben bereits an Ausgrabungen von Dinosauriern teilgenommen. Kontakt ist möglich über die Mailadresse
r.kosma@3landesmuseen.de