Hannover. In diesem Jahr gab es zwei Dutzend Notrufe wegen CDL-Vergiftung. Auch Kindern wird es verabreicht. Experten sprechen von „sektenähnlichem Verhalten“.

Angesichts der seit Pandemiebeginn gestiegenen Fälle von Vergiftungen mit Chlordioxid zeigt sich der Kinderschutzbund Niedersachsen besorgt. „Wenn Eltern ihren Kindern die giftige Substanz CDL geben, täuschen sie die Kinder und berauben sie ihrer eigenen Würde“, sagt Johannes Schmidt, Vorstand des Kinderschutzbundes, dem NDR am Freitag. Einige Menschen nutzen das giftige Bleichmittel als vermeintliches Heilmittel, etwa gegen Krebs oder Corona und verabreichen es laut dem Giftinformationszentrum Nord auch ihren Kindern.

Das Giftinformationszentrum Nord hatte Anfang der Woche mitgeteilt, dass es in diesem Jahr bereits 24 Notrufe im Zusammenhang mit dem giftigen Bleichmittel Chlordioxid-Lösung (CDL) gab. Zwischen 2019 und 2021 stieg die Zahl von sieben auf 50 Notfälle.„Perfider geht es wirklich nicht. Im Grunde genommen ist es ein sektenähnliches Verhalten“, sagte Schmidt. Er forderte die Gesellschaft auf, bei diesem Thema wachsam zu sein.

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Ministierums-Sprecherin reagiert fassungslos

Bisher handele es sich laut dem niedersächsischen Gesundheitsministerium aber nicht um ein Massenphänomen, hieß es in dem Bericht. „Das lässt mich ehrlich gesagt relativ fassungslos zurück, wie man so handeln kann und seinem Kind Bleichmittel geben kann“, sagte zuletzt eine Sprecherin des Ministeriums in Hannover. „Das geht natürlich gar nicht, dafür gibt es gar keine wissenschaftliche Grundlage.“