Hannover. Trotz des eher nasskalten Wetters profitieren die niedersächsischen Tourismusregionen auch in diesem Sommer vom Trend zum Urlaub im Inland.

Nach dem monatelangen Lockdown in der Corona-Pandemie hat der Tourismus in Niedersachsen in diesem Sommer einen deutlichen Aufschwung erlebt. Die großen Urlaubsregionen Küste, Lüneburger Heide und der Harz zeigen sich kurz vor Ende der niedersächsischen Sommerferien mit der Buchungslage insgesamt recht zufrieden, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei den regionalen Tourismusverbänden ergab. Besonders im Juli und August waren demnach Ferienwohnungen, Hotels und Campingplätze vielerorts nahezu voll belegt. Die Tourismusverbände sind auch vorsichtig optimistisch, dass die hohe Nachfrage bis in Herbst hinein anhält.

Eine Familie mit einem Hund an der Leine wandert auf den Brocken.
Eine Familie mit einem Hund an der Leine wandert auf den Brocken. © dpa | Matthias Bein

„Bei uns waren die Sommerferien Granate. Die waren richtig, richtig gut“, sagte der Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH, Ulrich von dem Bruch. Das sei eher untypisch, denn die Hochsaison sei mit der Heideblüte eher etwas später bis Mitte September. Spätestens mit Beginn der Heideblüte im August sei die Region ausgebucht gewesen. „Wir haben kein einziges freies Bett mehr gefunden.“ Gerade von vielen jüngeren Leuten und Wanderurlaubern werde die Heide gezielt angesteuert. Das sei auch an den vielen Tagestouristen erkennbar, berichtete von dem Bruch. Dieses Jahr erwartet die Lüneburger Heide 35 bis 40 Millionen Tagestouristen. In den Vorjahren waren es rund 30 Millionen.

Solide Buchungslage auf den Ostfriesischen Inseln

Auf den Ostfriesischen Inseln, die traditionell viele Gäste aus Nordrhein-Westfalen anziehen, ist die Hochsaison im Sommer. Die Marketinggesellschaft der Inseln meldet für dieses Jahr eine „solide Buchungslage“.

Für Borkum sei die Nachfrage gar außergewöhnlich gut, teilte der Geschäftsführer der Nordseeheilbad Borkum GmbH, Göran Sell, mit. „Selbst Lücken von ein oder zwei Nächten zwischen der einen Ab- und der nächsten Anreise wurden und werden kurzfristig noch geschlossen.“ Das Nachholbedürfnis der Gäste sei teilweise so groß, dass für eine Woche auf der Insel sogar in Kauf genommen werde, während des Urlaubs einmal die Unterkunft zu wechseln.

Zahlreiche Touristen warten im Fährhafen vor der Überfahrt zur Insel Langeoog auf den Zugang zum Fährschiff.
Zahlreiche Touristen warten im Fährhafen vor der Überfahrt zur Insel Langeoog auf den Zugang zum Fährschiff. © dpa | Hauke-Christian Dittrich

Auch die übrigen Inseln scheinen weiterhin vom Trend zum Urlaub im Inland zu profitieren: Spiekeroog, Juist und Baltrum teilen auf Anfrage mit, dass die Nachfrage im Sommer 2021 mindestens so hoch gewesen sei wie im Vorjahr. Von Norderney heißt es, die Nachfrage gegenüber dem Vorjahr sei noch gestiegen. „Wir merken, dass vor allem auch für die kommenden Wochen noch eine rege Nachfrage herrscht“, sagte Wolfgang Lübben, Sprecher des Staatsbades Norderney.

Konzerte auf Spiekeroog mit 3G-Konzept

Konzerte und Veranstaltungen etwa auf Spiekeroog fänden im Rahmen von 3G-Konzepten (Geimpft, Genesen, Getestet) statt, berichtete Mirko Schwertfeger von der Nordseebad Spiekeroog GmbH. Daher fühle sich dieses Pandemie-Jahr – trotz weiterer Corona-Bedingungen – ein Stück „normaler“ an. Die Insel Juist meldete aber auch, dass bei einigen Gästen das Verständnis für die Corona-Maßnahmen gesunken sei. „Für uns bedeutet das zuweilen, zusätzliche Überzeugungsarbeit zu leisten“, erklärte Thomas Vodde von der Juister Kurverwaltung.

Mit ihren Füßen erfühlen Sabine Haarnagel, Waldpädagogin in Bad Harzburg, Jannis und Wenke das Flussbett des Kaltetalbachs.
Mit ihren Füßen erfühlen Sabine Haarnagel, Waldpädagogin in Bad Harzburg, Jannis und Wenke das Flussbett des Kaltetalbachs. © dpa | Hauke-Christian Dittrich

Einen ähnlich hohen Zuspruch melden Touristikverbände auch vom Festland: Es sei eine starke Sommer-Saison 2021 an der Nordsee, teilte Sonja Janssen von der Marketinggesellschaft Die Nordsee mit. „Sie hat uns zumindest in Teilen für die vorangegangenen Monate entschädigt.“ In vielen Orten, wie etwa in Butjadingen und Wilhelmshaven, überstieg die Auslastung den Angaben zufolge die des Vorjahres. „Die Gäste haben am Ende gebucht, was noch da war, egal ob Wohnungen, Häuser, Privat- oder Hotelzimmer. Das führte dazu, dass Butjadingen in den Sommermonaten eine Auslastung um die 100 Prozent hatte“, teilte Patrik Poelmeyer vom Tourismus-Service mit.

Tourismus kam zunächst nur schwer in die Gänge

Vertreter von Heide, Küste, Inseln und Harz betonten aber auch, dass der Tourismus zu Beginn des Sommers zunächst nur schwer in die Gänge kam. „Im Juni hätten wir uns gewünscht, dass wir da schneller an den Start gehen konnten“, sagte die Geschäftsführerin des Harzer Tourismusverbandes, Carola Schmidt. Das verlässliche Signal, dass der Tourismus wieder erlaubt war, sei dafür zu spät gekommen. Nach dem monatelangen Lockdown mussten Betriebe erst wieder Personal finden und anstellen, Lager mussten aufgefüllt werden – und auch die Nachfrage der Gäste habe erst wieder in Gang kommen müssen, erklärte Schmidt.

Ein kleiner Junge baut sich am Strand von Dangast eine Sandburg.
Ein kleiner Junge baut sich am Strand von Dangast eine Sandburg. © dpa | Mohssen Assanimoghaddam

Im Harz blieb die Auslastung daher im Juni laut Tourismusverband unter dem Vorjahresniveau. Mit dem Beginn der Sommerferien in den meisten Bundesländern sei die Nachfrage im Juli und August aber deutlich angestiegen. „Im Moment ist der Harz auch sehr, sehr gut belegt und ich gehe davon aus, dass wir nun das Vorjahresniveau auch wieder geschafft haben“, berichtete Schmidt.

Auch für den Spätsommer und den Herbst sind die Tourismusverbände grundsätzlich positiv gestimmt. Einige Nordseeinseln melden bereits, dass sich die Saison bis in den November hinein verlängern könnte. Insgesamt gingen aber viele Buchungen nach wie vor kurzfristig ein, meldete etwa die Lüneburger Heide. Die unklare Pandemie-Entwicklung und die genaue Umsetzung neuer Corona-Verordnungen mit der 3G-Regeln ließen Urlauber bei Buchungen auch noch zögern, hieß es.