Oldenburg. Das Baby war wegen verunreinigter Milchpulvernahrung im Klinikum Oldenburg gestorben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung.

Nach dem Tod eines frühgeborenen Babys wegen verunreinigter Milchpulvernahrung am Klinikum Oldenburg ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen Klinikpersonal. Es werde untersucht, ob Hygienevorschriften verletzt worden seien, sagte ein Sprecher der Oldenburger Staatsanwaltschaft am Mittwoch. Es müsse geklärt werden, ob Fehler gemacht wurden. Details zu dem oder den beschuldigten Menschen nannte er zunächst nicht. Zuvor hatte die Anklagebehörde wegen fahrlässiger Tötung gegen Unbekannt ermittelt.

Der frühgeborene Säugling war nach Klinik-Angaben am 7. Juni auf der Intensivstation gestorben. Untersuchungen ergaben, dass die Nahrung, die das Baby am 3. Juni – einen Tag nach seiner Geburt – bekam, mit einem Keim belastet war. Ein weiteres Frühchen, das wegen der verunreinigten Milch schwer erkrankte, hat sich erholt. Es sei noch nicht absehbar, ob Folgeschäden bleiben, sagte Kliniksprecherin Sigrid Jürgensmann.

Säugling stirbt in Oldenburger Klinik – Keim bei drei weiteren Babys nachgewiesen

Der Umweltkeim Cronobacter wurde bei drei weiteren Babys nachgewiesen, die dem Krankenhaus zufolge aber keine Krankheitszeichen zeigten. Der Direktor der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Oldenburg, Prof. Axel Heep, erklärte dies damit, dass diese Babys zwei bis zweieinhalb Wochen älter waren. Ihm zufolge dauert es ungefähr zwei bis drei Wochen, bis die Darmflora eines neugeborenes Kindes eine gewisse Stabilität aufgebaut hat.

Der gefundene Keim kommt dem Krankenhaus zufolge im Staub, auf dem Boden, im Ab- und Trinkwasser und auf Oberflächen vor. Für Babys bis zum 12. Monat könne er eine Gefahr bedeuten, für ältere Kinder und Erwachsene nicht. „Das ist kein multiresistenter Keim“, sagte Heep. In der Regel sei dieser Cronobacter gut mit Antibiotika zu behandeln.

Krankenhaus äußert sich nicht zu Ermittlungen der Staatsanwaltschaft

Wie der Keim in die Milchpulvernahrung kam, ist bislang unklar. „Außer in dieser einen Milch-Probe haben wir nichts gefunden“, sagte Heep. Da bei der Zubereitung von Nahrung in der Milchküche des Krankenhauses sogenannte Rückstellproben genommen und vorübergehend aufbewahrt werden müssen, konnte geklärt werden, welche Kinder belastete Nahrung erhielten.

Das Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen hat weitere Abstriche in der Milchküche genommen, wie die Kliniksprecherin am Mittwoch sagte. Diese Proben würden nun untersucht. „Das wird ein paar Tage dauern.“ Zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft äußerte sich das Krankenhaus zunächst nicht näher, sondern bestätigte lediglich den Sachverhalt.

„Wir sind alle tief betroffen und es tut uns natürlich auch leid“

Die Frühgeborenen-Station des Krankenhauses ist Direktor Heep zufolge die größte in Niedersachsen. Pro Jahr werden demnach rund 120 Babys betreut, die mehr als acht Wochen zu früh auf die Welt gekommen sind. „Das ist auf Niedersachsen bezogen die größte Frühgeborenen-Einheit, die es gibt“, sagte er mit Blick auf die Zahl der Frühgeborenen. Von der Keimbelastung und den fatalen Folgen zeigte er sich erschüttert. „Wir sind alle tief betroffen und es tut uns natürlich auch leid.“ Das Krankenhaus sei mit den Eltern des gestorbenen Babys im Gespräch und versuche, sie zu unterstützen.

Landesweite Auswirkungen hat der Fall in Oldenburg nach Angeben des Sprechers des Gesundheitsministeriums in Hannover, Oliver Grimm, nicht. Die Regeln für die Milchküchen in den Frühchenstationen seien sehr streng und es gebe hohe Hygienestandards.Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) halte es für richtig, dass es staatsanwaltschaftliche Ermittlungen zur Aufklärung des Falls gebe.

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