Helmstedt. Die Flugblätter des stark umstrittenen Arztes und Corona-Kritikers Bodo Schiffmann sorgen für Aufregung – in Helmstedt wie auch bundesweit.

Freitagnachmittag lag der Flyer plötzlich im Briefkasten ihrer Arbeitsstelle – er muss zwischen 13 und 15 Uhr gekommen sein, da ist sich die Leserin (Name der Redaktion bekannt) sicher: ein DIN-A5 großer Flyer, glattes und glänzendes Papier. Darauf groß geschrieben: „Positiv ist nicht krank – Wenn man zu viel testet, bekommt man zu viele Fehler“.

In Helmstedt, mindestens in der Johannesstraße und der Dr.-Heinrich-Jasper-Straße – wie die Leserin vermutet, im gesamten Viertel – sind am Freitag Flyer verteilt worden, deren Verfasser die Corona-Fallzahlen in Deutschland aufgrund von „Fehlerquoten“ bei Corona-Tests anzweifeln und angeben, dass die zweite Infektionswelle weltweit bislang ohne erkennbaren Anstieg von Todesopfern verlaufe. Die zur Untermalung beigefügten Daten enden bereits Mitte September. Im Impressum genannt: der Arzt Bodo Schiffmann aus Sinsheim. Bekannt geworden ist dieser als eine der Führungsfiguren der Corona-Maßnahmen-Kritiker und Mitgründer der umstrittenen Bewegung „Widerstand2020“. Immer wieder gerät er für Spekulationen und nicht belegte Behauptungen über die Corona-Pandemie in die Kritik.

Leserin: „Dass so etwas mittlerweile auch in Helmstedt angekommen ist“

„Ich war ein wenig entsetzt, weil ich solche Werbung unmöglich finde. Und zweitens muss man schon wirklich mit einer Lupe auf der Rückseite ganz unten nachschauen, um zu sehen, von wem der Flyer stammt“, sagt die Hinweisgeberin. „Mein erster Gedanke war: Ich schreibe dahin und schicke den Flyer zurück, um mich gegen solche Flugblätter zu wehren. Aber das war mir nicht ganz geheuer. Dann war mein nächster Gedanke: Man muss öffentlich machen, dass so etwas mittlerweile auch in Helmstedt angekommen ist.“

Nicht nur in Helmstedt: Wie verschiedene Medien berichten, wurden in den vergangenen Tagen ähnliche oder gleiche Flugblätter in ganz Deutschland verteilt. Sogenannte „Querdenker“, die Art und Ausmaß der Pandemie gezielt in Zweifel ziehen wollen, organisieren sich etwa über den Messenger-Dienst Telegram, ordern aus einer Auswahl verschiedener Motive und verteilen diese in ihren Heimatorten. Auch für die Region Helmstedt gibt es eine solche Telegram-Gruppe.

Stadt Helmstedt: „Bürger dürfen ihre Meinung kundtun“

Der Stadt selbst waren am Montagnachmittag keinerlei Verteilaktionen solcher Flyer bekannt. „Grundsätzlich dürfen die in einer Demokratie lebenden Bürger ihre Meinung kundtun. In Bezug auf den Umgang mit der Corona-Pandemie handelt die Stadt entsprechend den Vorschriften und Verordnungen der Landesregierung“, heißt es auf Nachfrage.

Auch die zuständigen Behörden des Landkreises reagieren: Das Testen sei essenzieller Bestandteil der umfassenden Strategie zur Bekämpfung der Pandemie – etwa, um Infektionsketten zu unterbrechen und das Gesundheitssystem vor einer Überlastung zu schützen. Die steigenden Fallzahlen seien jedoch nicht nur mit einem steigenden Testaufkommen zu erklären – sondern mit vielen kleineren Ausbruchsgeschehen. Eine hundertprozentige Sicherheit bei Tests könne jedoch tatsächlich nicht erreicht werden, so der Landkreis. Das Robert-Koch-Institut (RKI) verweist jedoch auf Wahrscheinlichkeiten von nahezu 100 Prozent.

Landkreis empfiehlt dringend, nur offizielle Quellen für Informationen über das Coronavirus zu nutzen

Der Landkreis empfiehlt außerdem dringend, sich statt über Flyer ausschließlich über offizielle Quellen zu informieren – das seien zum Beispiel der Landkreis, das Landesgesundheitsamt oder das RKI.

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