Wolfsburg. Gemeinsam mit Wolfsburgs Sozialdezernentin Monika Müller hat unsere Redaktion konkrete Beispiele durchgespielt.

Mundschutz, Abstand, Händewaschen – das ist mittlerweile unser aller Alltag. Die Corona-Regeln aber, insbesondere alles, was die Quarantäne-Vorschriften angeht, verändern sich ständig, und nicht alles ist auf den ersten Blick klar und nachvollziehbar. Wir haben uns daher verschiedene lebensnahe Szenarien überlegt – und mit der Wolfsburger Sozialdezernentin Monika Müller durchgespielt.

Kind 1 fährt mit dem Bus zur Schule. Eines der Kinder im Bus wird positiv auf das Corona-Virus getestet. Was passiert? Wer muss in Quarantäne?

Sofern alle Kinder, der Busfahrer bzw die Busfahrerin und alle andere Fahrgäste ihre Mund-Nasen-Bedeckung ordnungsgemäß getragen haben, muss grundsätzlich nur das infizierte Kind in Quarantäne. Sofern sich das Kind längere Zeit (beispielsweise 30 Minuten) im Bus aufgehalten hat, der Bus überfüllt war und die Abstände stark reduziert waren, kann ggf eine Quarantäne auch für Personen im Umfeld des Kindes möglich sein, das Gesundheitsamt prüft immer die konkreten Umstände und legt dann entsprechende Maßnahmen fest.

Kind 1 geht zur Schule. Einer seiner Klassenkameraden wird positiv getestet. Was passiert? Wer muss in Quarantäne?

Nach den aktuellen Regelungen gilt in Niedersachsen die Maskenpflicht in Schulen nicht am Sitzplatz, wobei auch die Abstandsregelungen von mindestens 1,5 Meter in den Klassenräumen kaum eingehalten werden können. Daher ist beim Bekanntwerden eines positiven Tests bei einem Angehörigen der Schulgemeinschaft grundsätzlich jeweils die gesamte Klasse zu testen, inklusive Lehrpersonal und anderen Personen, die sich mindestens 30 Minuten im Raum aufgehalten haben (z.B. Schulbegleitung). Es wird eine Quarantäne dann für alle aus der Klasse ausgesprochen, wenn der positive Test bei einem Kind festgestellt wurde, dass in den letzten 2 Tagen in die Schule gegangen ist, da dann eine erhöhte Übertragungswahrscheinlichkeit gegeben war.

Welche Maßnahmen bei Corona-Kontakt
Welche Maßnahmen bei Corona-Kontakt © Jürgen Runo

Kind 1 geht zur Schule. Einer seiner Mitschüler aus einem anderen Jahrgang wird positiv getestet. Was passiert? Wer muss in Quarantäne?

Da Mitschüler eines anderen Jahrgangs einer anderen sogenannten Kohorte zugeteilt werden und die unterschiedlichen Kohorten untereinander nach den derzeit geltenden Regelungen des Landes keinen Kontakt haben dürfen, muss die Kohorte des anderen Jahrgangs nicht in Quarantäne und wird auch nicht getestet.

Kind 1 geht zur Schule. Die Schwester eines Mitschülers wird positiv getestet. Was passiert? Wer muss in Quarantäne?

Der Mitschüler als Geschwisterkind eines positiv getesteten Kindes wird als Kontaktperson 1. Kategorie in Quarantäne gesetzt und getestet. Die anderen Schüler werden nicht getestet, solange für den Mitschüler kein positives Testergebnis vorliegt, da sie zunächst nur „mittelbaren“ Kontakt hatten. Sollte der Mitschüler ebenfalls positiv getestet werden, läuft es wie unter Fall 2.

Kind 1 trainiert im Fußballverein. Einer seiner Mitspieler oder Trainer wird positiv getestet. Was passiert? Wer muss in Quarantäne?

Das Gesundheitsamt prüft die Umstände und entscheidet anhand der konkreten Lage. Es wird daher abgefragt, wie eng und wie lange der Kontakt der Spieler untereinander beim Training und davor und danach war, wie sich die Situation in Umkleide und Dusche verhielt, ob im Freien oder einer Halle trainiert wurde, ob der Trainer oder die Trainerin Abstand hielt bzw. eine Maske trug. Ergeben sich aus den Ermittlungen der konkreten Umstände Hinweise für ein Infektionsrisiko, wird ggf die gesamte Gruppe getestet und in Quarantäne gesetzt, bis die Ergebnisse vorliegen.

Kind 1 trainiert im Fußballverein. Der Vater eines Mitspielers wird positiv getestet. Was passiert? Wer muss in Quarantäne?

Der Vater und dessen Sohn als Kontaktperson der Kategorie 1 müssen in Quarantäne, der Sohn und die Familie insgesamt werden getestet. Sonst zunächst keine Testungen im Verein, da alle anderen nur „mittelbare“ Kontaktpersonen sind.

Kind 2 geht in die Kita. Ein Kind aus seiner Gruppe wird positiv getestet. Was passiert? Wer muss in Quarantäne?

Da in Kitas weder Maskentragen noch Abstandswahrung greifen oder einhaltbar sind, wird die Kitagruppe inklusive dem dort tätigen Personal in Quarantäne gesetzt und getestet.

Kind 2 besucht die Kinderturngruppe, in der Stunde tragen die Eltern sowie die Kursleiterin einen Mund-Nasen-Schutz. Ein Kind wird positiv auf das Virus getestet. Was passiert? Wer muss in Quarantäne?

Eltern und Kursleiter müssen aufgrund des Schutzes zunächst nicht in Quarantäne. Bei den Kindern ist wieder der konkrete Fall zu betrachten und dann zu entscheiden. Dazu wird abgefragt, wie eng war der Kontakt der Kinder untereinander, fand Turnen mit Abstand statt? Turnen im Freien oder in der Halle? Zeitliches Beisammensein?

Kind 2 besucht die Kinderturngruppe, in der Stunde tragen die Eltern sowie die Kursleiterin einen Mund-Nasen-Schutz. Die Oma eines Kindes wird positiv getestet. Was passiert? Wer muss in Quarantäne?

Die infizierte Großmutter und deren Restfamilie werden in Quarantäne gesetzt und getestet, sofern die Familienmitglieder als Kontaktpersonen der Kategorie 1 einzuordnen sind (leben z.B. im gleichen Haus oder Haushalt).

Mama trifft sich mit einer Freundin in einem Café. Eine fremde Besucherin am Nachbartisch wird positiv getestet. Was passiert? Wer muss in Quarantäne?

Bei Beachten der Abstandsregeln nur die fremde infizierte Besucherin.

Mama trifft sich mit einer Freundin in einem Café. Die Freundin wird positiv auf Corona getestet. Was passiert? Wer muss in Quarantäne?

Auch hier kommt es auf den Einzelfall an: Hatten die beiden ausreichend Abstand, dauerte das Treffen länger etc. Wenn ausreichend Hinweise für eine Infektionswahrscheinlichkeit sprechen, müssen die infizierte Freundin und die Mutter, sofern als Kontakt Kategorie I eingestuft, in Quarantäne.

Papa fährt mit dem Auto und zwei Freunden in die Eisdiele. Einer der Freunde wird positiv getestet, Was passiert? Wer muss in Quarantäne?

Einzelfallentscheidung: Hatten die drei Abstand, Zeitdauer des Treffens, fuhren alle drei mit Auto, hatten sie Maske auf? Auf jeden Fall muss natürlich der infizierte Freund in Quarantäne, die anderen, wenn sie als Kontaktperson Kategorie I eingestuft wurden.

Papa fährt mit zwei Freunden in die Eisdiele. Die Freundin von einem der beiden Freunde wird positiv getestet. Was passiert? Wer muss in Quarantäne?

Die infizierte Freundin und deren Freund als Kontaktperson der Kat. I. Der Vater und der andere Freund als mittelbare Kontaktpersonen zunächst nicht.

Und natürlich: Ich bin positiv getestet worden. Wen muss ich informieren? Wer muss in Quarantäne? Welche Maßnahmen sind notwendig?

Wer infiziert ist, muss nach dem Infektionsschutzgesetzt das zuständige Gesundheitsamt informieren und über Kontaktpersonen Auskunft geben. Diese werden nach Befragung durch Gesundheitsamt als Kontaktpersonen Kat I oder II eingestuft, wobei das Gesundheitsamt aus Gründen des Datenschutz die infizierte Person nicht benennen darf. Kontaktpersonen Kat I gehen in Quarantäne, bei Kontaktpersonen der Kat II wird ausschließlich Selbstbeobachtung aufgetragen, um im Zweifelsfall bei entsprechenden Symptomen alle weiteren Schritte zu veranlassen. Erforderlich ist bei allen Genannten das Führen eines Gesundheitstagebuchs und täglich zweimal Temperaturmessung für Infizierte und Kontaktpersonen der Kategorie I. Quarantänepflichtige sollten möglichst umgehend ihre Versorgung mit Lebensmitteln durch andere organisieren.

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