Hannover. Am 3. Juni werden in Niedersachsens Schulen die Zeugnisse überreicht. Viele Kinder fürchten die Reaktion der Eltern.

Eltern sollten sich aus Sicht der Pädagogin und Telefonberaterin Petra Lorenz frühzeitig mit der Schulleistung ihrer Kinder beschäftigen, damit sie am Zeugnistag nicht negativ überrascht werden. In der Familie regelmäßig Zeit miteinander zu verbringen, Kinder nach ihren Erfahrungen in der Schule zu fragen und aufmerksam zuzuhören, entlaste auf Dauer nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern, sagte die Koordinatorin des Kinder- und Jugendtelefons „Nummer gegen Kummer“ in Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Zeugnisse gibt es Anfang Juni

„Nach unserer Wahrnehmung fehlt in vielen Familien allerdings die Zeit dafür.“ In Niedersachsen werden die Schulzeugnisse am 3. Juli überreicht. Das Kinder- und Jugendtelefon in Hannover ist nach eigenen Angaben das am stärksten frequentierte in ganz Deutschland. Nach wie vor hätten viele Kinder Angst, mit dem Zeugnis nach Hause zu gehen, erläuterte Lorenz. Sie fürchteten die Reaktion der Eltern. „Angst vor körperlicher Gewalt kommt dabei aber nur vereinzelt vor.“

Vor allem fürchteten sich Kinder davor, angeschrien zu werden, vor Streit in der Familie oder vor Stubenarrest. Allein zum Thema Schule haben die Mitarbeiter des Jugendtelefons im vergangenen Jahr 1149 Gespräche geführt. Die Beraterinnen und Berater versuchten dabei zu ergründen, warum die Eltern nicht auf dem Laufenden seien, sagte Lorenz. Sie übten dann mit den Kindern Strategien ein, die Eltern über das Zeugnis zu informieren.

Eltern können das Angebot nutzen

Traue sich ein Kind gar nicht erst nach Hause, vermittelten sie es an eine Beratungsstelle vor Ort. Über das sogenannte Elterntelefon könnten auch Eltern das Angebot nutzen, betonte Lorenz. Die Seelsorger empfehlen ihnen, am Tag der Zeugnisausgabe verständnisvoll zu reagieren. „Das Zeugnis gibt es da sowieso schon: Daran können sie nichts mehr ändern.“ Wichtiger sei, mit den Kindern den letzten Schultag zu feiern und im nächsten Jahr etwas besser zu machen. Die Eltern sollten sich dabei auch fragen, was sie selbst zu einem besseren Lernerfolg beitragen können.

Die bundesweite Hotline „Nummer gegen Kummer“ ist unter 116111 und 0800/1110333 (Kinder) und 0800/1110550 (Eltern) kostenlos zu erreichen.

Alle Anrufe verlaufen anonym, ohne dass das Gespräch auf der Telefonrechnung zu sehen ist. Hinter der Initiative steht der Verein „Nummer gegen Kummer, der Mitglied im Deutschen Kinderschutzbund ist. dpa