Hannover. . Der steigende Cannabis-Konsum bei jungen Menschen sorgt die Polizei. 3282 Fälle weist die Statistik für 2018 aus – doppelt so viele wie 2010.

Der weiter steigende Konsum von Cannabis bei jungen Menschen macht der Polizei Sorge. 3282 Fälle weist die Statistik für das vergangene Jahr aus, das sind doppelt so viele wie noch 2010. Auch die Zahl der mit Drogen erwischten Minderjährigen hat sich seitdem verdoppelt. Das vermutete Dunkelfeld sei hoch und die Präventionsbemühungen der Beamten an Schulen würden durch die immer wiederkehrende Debatte um eine Freigabe von Cannabis konterkariert, berichtete das Landeskriminalamt (LKA) in Hannover.

Polizei warnt mit Anti-Cannabis-Kampagne vor Gefahren

Kürzlich beklagte dies Landespolizeipräsident Axel Brockmann bei der Vorstellung der Kriminalstatistik: "Die Legalisierungsdiskussionen über Cannabis führt leider dazu, dass wir im Bereich der Prävention an Schulen immer mehr Schwierigkeiten haben." Seit 2016 versucht das LKA mit der Anti-Cannabis-Kampagne "Die Rauchmelder" an weiterführenden Schulen vor den Gefahren des Konsums zu warnen. Thüringen hat das Projekt inzwischen in Gänze und Baden-Württemberg teilweise übernommen. Ein vom LKA erstelltes Medienpaket für Lehrer wurde bundesweit zehntausendmal an Schulen verteilt.

Weniger Mädchen als Jungen mit Rauschgift erwischt

Während 2010 noch 2154 Minderjährige mit Rauschgift ertappt wurden, waren es im vergangenen Jahr mit 4498 mehr als doppelt so viele. Im Vergleich zu 2017 entspricht das aber einem Rückgang um 4,9 Prozent. Die jungen Mädchen waren mit 797 Fällen deutlich in der Minderzahl und auch ihr Anteil sank.

Gründe für den langjährigen Anstieg sind nach LKA-Erkenntnissen unter anderem die Verfügbarkeit von Cannabis auf dem Markt. Ermittlungen zeigten, dass Cannabis auch im großen Umfang von mehreren Hundert Kilo aus dem südosteuropäischen Raum importiert wird.

Aber nicht nur die Verfügbarkeit sei der Grund für den Anstieg, sondern nach Auffassung von LKA-Präsident Friedo de Vries auch die andauernde Legalisierungsdebatte. "Diese suggeriert gerade jungen Menschen, dass etwas, dass legal erworben werden kann, ja für sie nicht schädlich sein kann." Diese gefahrenverneinende Einstellung minderjähriger Schüler gegenüber Cannabis schlage der Polizei in ihrer suchtpräventiven Arbeit an Schulen sehr häufig entgegen, berichteten die Beamten.

FDP und Grüne wagten Vorstoß zur Legalisierung von Cannabis

Zuletzt im vergangenen Sommer waren im Landtag in Hannover FDP und Grüne mit ihrer Forderung nach einer legalen Abgabe von Cannabis an Erwachsene auf Ablehnung gestoßen. Die beiden Fraktionen hatten die Einrichtung eines wissenschaftlich begleiteten Modellprojekts vorgeschlagen. Kanada hatte im vergangenen Herbst mit der Legalisierung von Cannabis begonnen.

"Mit zunehmend großer Sorge beobachte ich bereits jetzt die negativen Auswirkungen der Cannabis-Legalisierungsdebatte mit Verharmlosung der gesundheitlichen Folgen bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen", sagte die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen und Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, Martina Wenker. Eine aktuelle kanadische Studie warne erneut vor frühem Cannabiskonsum, da dieser einen weitaus größeren gesundheitlichen Schaden in der Entwicklung Heranwachsender verursacht als Alkoholmissbrauch. Wenker forderte statt einer Legalisierung von Cannabis eine deutlich stärkere Aufklärungs- und Präventionsarbeit. dpa