Braunschweig. Die Ärzte betonen: Die meisten Praxisinhaber arbeiten ohnehin mehr als 50 Stunden.

Die Wartezimmer sind rappelvoll, einen Termin bei einem Facharzt zu bekommen, kann Wochen dauern – immer wieder ziehen lange Wartezeiten bei Patienten Unmut nach sich. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will das ändern. Derzeit sind Vertragsärzte verpflichtet, mindestens 20 Stunden in der Woche in Form von Sprechstunden anzubieten. Nach den Plänen des CDU-Politikers sollen es mindestens 25 Wochenstunden sein. Das klingt zunächst gut, doch in der Ärzteschaft formiert sich Protest gegen das geplante Gesetz. Am kommenden Mittwoch, 23. Januar, wollen Mediziner auch aus unserer Region bei einer Kundgebung in Hannover ihrem Unmut Luft machen.

Die Kassenärztliche Vereinigung fürchtet vor allem einen gravierenden Eingriff in die Selbstverwaltung. „Das Gesetz ist Augenwischerei, denn es ändert nichts an den strukturellen Problemen“, sagt Thorsten Kleinschmidt, Sprecher des Bezirksausschusses der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Braunschweig. Schon jetzt seien die meisten Ärzte länger als 25 Stunden in ihren Praxen. Tatsächlich weisen nach Erhebungen des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung zehn Prozent der Einzelpraxen Öffnungszeiten von weniger als 25 Stunden auf. Grundlage der Untersuchung waren die Angaben von rund 3800 Einzelpraxen und 1000 Gemeinschaftspraxen von Vertragsärzten und –psychotherapeuten aus dem Jahr 2015. Demnach arbeiteten Praxisinhaber im Durchschnitt 51,5 Wochenstunden. Davon widmeten sie ihren gesetzlich versicherten Patienten 35,8 Wochenstunden. Auf Privatpatienten entfallen 5,8 Stunden – wobei es in ländlichen Gebieten verhältnismäßig wenig gibt. 14 Stunden fallen für Bürokratie an – Dokumentationen, Praxismanagement oder Befundstellungen.