Hannover. . Ernst August möchte dem Land sein Schloss für einen Euro verkaufen. Sein Vater widerruft den Deal. Kulturminister Thümler appellierte an die Welfen.

Um den geplanten Verkauf der maroden Marienburg an die öffentliche Hand ist ein Streit zwischen Schlossbesitzer Ernst August von Hannover und seinem Vater entbrannt. In einem Brief an die Tochtergesellschaft der Klosterkammer, die das Schloss erwerben wollte, habe Ernst August Senior (64) die Schenkung an seinen Sohn "wegen groben Undanks" widerrufen, teilte eine Sprecherin der Klosterkammer am Dienstag mit. Das Land will den Deal nun vorerst auf Eis legen. Der Sohn Ernst August (35) betonte dagegen, er wolle an dem Verkauf festhalten und sei erbrechtlich auch dazu befugt.

"Streit um Marienburg beilegen"

Niedersachsens Kulturminister Björn Thümler (CDU) appellierte an die Welfen, ihren Konflikt beizulegen. "Das Haus Hannover muss das jetzt aufklären, solange ruht die Angelegenheit", sagte er am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Hannover am Rande einer Landtagssitzung. Das Land habe zwar keinen Hinweis darauf, dass der vom Vater Ernst August senior erhobene Einwand an der behördlich festgestellten Eigentumslage etwas verändern könnte. Auch sei nicht bekannt, dass dieser über das in den Medien erwähnte Schreiben hinaus Schritte unternommen habe, um einen Widerruf der Schenkung rechtlich durchzusetzen. Dennoch könne das Land unmöglich als Schiedsrichter in dieser familieninternen Auseinandersetzung auftreten.

Der bisherige Schlossherr Ernst August (35) hatte 2017 erklärt, dass er die 1867 fertiggestellte Sommerresidenz der Welfen nicht mehr unterhalten könne und sie ohne gangbare Lösung schließen müsse. Die Sanierungskosten in Höhe von etwa 27 Millionen Euro würden seine finanziellen Möglichkeiten übersteigen. Das Schloss sollte an eine Tochter der Klosterkammer Hannover verkauft werden. Laut Thümler war geplant, dass sich Bund ebenso wie das Land mit jeweils 13,6 Millionen Euro an den Kosten für die Sanierung beteiligt.

Ernst August hält an Verkauf fest

Der Welfenprinz betonte am Dienstag, er wolle an dem Verkauf wie geplant festhalten. Er habe gemeinsam mit dem Land Niedersachsen die bestmögliche Lösung für den Erhalt gefunden, sagte Ernst August Junior der dpa. Sämtliche Verträge würden rechtssicher geregelt. «Nach umfassender erbrechtlicher Prüfung bestehen keinerlei Zweifel daran, dass ich in allen Belangen mit Bezug auf die Immobilien und deren Inventar zum Abschluss der beabsichtigten Verträge berechtigt bin.» Für gegenteilige Spekulationen gebe es keine Gründe. Zum Vorgehen seines Vaters äußerte sich Ernst August nicht.

Bereits 2017 machte ein Streit zwischen dem Welfenprinzen und seinem Vater Schlagzeilen. Laut einem Sprecher der Anwaltskanzlei von Ernst August Senior forderte dieser von seinem Sohn die Rückgabe einer Schenkung. 2004 hatte er ihm den Besitz der Welfen in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt übertragen - darunter Schloss Marienburg und ein Fürstenhaus in Hannover-Herrenhausen. Seitdem verwaltet der Junior dieses Vermächtnis.

Die Welfen zählen zu den ältesten Adelsgeschlechtern Europas. Von 1714 bis 1837 saßen die Herrscher von Hannover auch auf dem Thron von Großbritannien und Irland.

Während der Landtagsdebatte übte die Opposition erneut heftige Kritik an dem geplanten Erwerb der Welfenburg durch das Land. Die Grünen-Fraktionschefin Anja Piel warf Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) Intransparenz vor. «Sie wollten sich am Parlament vorbei selbst ein königliches Weihnachtsgeschenk machen.» Jetzt fliege der Deal der Landesregierung um die Ohren. Auch die FDP rügte, dass der Landtag die Informationen rund um die Vereinbarung aus der Presse erfahren müsse. «Wir haben große Zweifel an den genannten Zahlen», sagte die FDP-Abgeordnete Susanne Schütz.