Salisbury. Erstaunlich fit und munter wirkte die Queen bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt seit sieben Monaten. Dass sie und ihr Enkel Prinz William dabei keine Maske trugen, sorgte für Verwunderung.

Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie vor über sieben Monaten ist die Queen wieder bei einem öffentlichen Termin aufgetreten.

Die 94-Jährige besuchte gemeinsam mit ihrem Enkel William (38) ein Rüstungstechnologiezentrum in der Nähe der südenglischen Stadt Salisbury und traf dort auch auf Mitglieder einer Einsatztruppe, die bei dem Giftanschlag auf den früheren russischen Geheimdienstler Sergej Skripal im Einsatz waren.

Die Monarchin zeigte sich dort im rosafarbenen Mantel samt passendem Hut der britischen Öffentlichkeit - allerdings wie Prinz William ohne Maske. Das stieß sofort auf Kritik.

"Die Königin sollte ein Vorbild sein", sagte Graham Smith von der Vereinigung "Republic", die sich für die Abschaffung der Monarchie einsetzt. Er wisse wirklich nicht, wie das mit Regeln zusammenpassen solle, die andere befolgen müssten, so der "Republic"-Chef weiter.

Der Buckingham-Palast sieht keine Verletzung von Verboten. Abstandsregeln seien beachtet worden, sagte ein Palast-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur in London. Wurde auch Prinz William zuvor auf das Coronavirus getestet? Dazu schweigt der Palast. "Wir würden niemals solche Angaben über ein Mitglied der königlichen Familie machen." Eine Maske zu tragen, sei außerdem nicht verpflichtend. Der Besuch habe unter strengen Sicherheitsvorkehrungen stattgefunden.

Insgesamt sollen 48 Personen an dem Event beteiligt gewesen sein. Alle Anwesenden sind dem besuchten Zentrum zufolge auf das Coronavirus negativ getestet worden.

Royal-Experte Joe Little vom Magazin "Majesty" kann die Kritik an der Queen nicht nachvollziehen. Ihr Besuch könne doch als Zeichen gewertet werden, dass selbst im hohen Alter das Leben trotz Pandemie "in modifizierter Form" weitergehen könne. "Wie erwartet schien Ihre Majestät in guter Form zu sein." Zweifellos sei sie auch zufrieden gewesen, nach längerer Abwesenheit wieder auf einem Termin zu sein.

Königin Elizabeth II. hatte zuvor monatelang gemeinsam mit Prinz Philip (99) auf Schloss Windsor in der Nähe von London ausgeharrt. Das Paar gehört wegen des hohen Alters zur Corona-Risikogruppe. Versorgt wurden die beiden Royals dort von einer kleinen Schar von Höflingen - unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen. Nach Urlauben im schottischen Balmoral und im ostenglischen Sandringham kehrte die Monarchin in der vergangenen Woche nach Windsor zurück.

Eine Maskenpflicht besteht in England unter anderem im öffentlichen Verkehr, in Geschäften und in Kirchen. Großbritannien gehört zu den am schwersten betroffenen Ländern der Pandemie in Europa.

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