Berlin. „Dark“-Schauspielerin Jördis Triebel erzählt, worauf es ihr beim Drehen ankommt. Und wie gestresst sie als berufstätige Mutter ist.

Das Gespräch beginnt ungeplanterweise bei der Astrologie. Es ergibt sich so – und Jördis Triebel fällt dazu überraschend viel ein. Sie hat gelesen, dass Jupiter fast das ganze Jahr 2018 im Skorpion stand. Das Ergebnis: mehr Stress. Inzwischen sei er endlich weitergewandert, und ob das nun der Placebo-Effekt sei oder nicht: „Da geht’s mir gleich besser.“ Sagt sie und lacht einladend.

Die Schauspielerin erzählt von den Tarot-Karten, die sie sich legt, und vom Jahreshoroskop, das sie liest. Dabei wirkt sie ganz geerdet und geradeaus – vielleicht passt es gerade deshalb: Wozu sich verstellen, nur weil es Astrologie-Skeptiker gibt?

Die 41-Jährige ist an vielem interessiert, mit ihr ist gut reden, auch in diesem schmucklosen Büro im ZDF-Hauptstadtstudio. Über den „permanenten Stresslevel“ zum Beispiel, den man erst bemerkt, wenn man im Urlaub krank wird. „Das Leben ist ja grundsätzlich anstrengend, wenn man Kinder hat und arbeitet“, sagt die Mutter von zwei Söhnen.

Ihre Erkenntnis aus dem besonders stressigen vergangenen Jahr: Sie will das Leben mehr genießen. Jetzt gleich, nicht irgendwann. Mehr Zeit für Familie und Freunde nehmen. Mehr Urlaub machen.

Triebel spielt in „Vermisst in Berlin“ Polizistin in Auszeit

Jordis Triebel und Oliver Masucci in der hochgelobten Netflix-Serie „Dark“.
Jordis Triebel und Oliver Masucci in der hochgelobten Netflix-Serie „Dark“. © imago/Cinema Publishers Collection | Stefan Erhard / Netflix

Zu viel Urlaub geht aber natürlich auch nicht, das Leben muss schließlich finanziert werden. „Alle denken ja immer, Schauspieler verdienen wahnsinnig viel Geld“, sagt sie und fügt, ganz Berlinerin, hinzu: „Also, ick nich.“

Sie versuche immer, so über die Runden zu kommen. Da liege nirgendwo ein Vermögen herum, weder ererbt noch erarbeitet. Also: Immer weitermachen, wie die allermeisten arbeitenden Menschen. „Ich muss dazusagen, meine Arbeit macht mir total Spaß.“ Zu jammern, das würde auch nicht zu ihr passen.

Am 11. Februar ist sie im ZDF-Film „Vermisst in Berlin“ zu sehen. Sie spielt eine Polizistin in Auszeit, die kellnert, anstatt zu ermitteln – bis sie natürlich doch wieder ermittelt, heimlich. Sie erfährt, dass Tausende minderjährige Flüchtlinge in Deutschland als vermisst gelten. Und dass Jugendliche, die als Hoffnung ihrer Familien allein aus der Heimat geflohen sind, auf perfide Weise zur Prostitution gebracht werden.

Dreharbeiten mit Baran bo Odar für Netflix-Serie „Dark“

Ein hartes Thema. Reales Elend. „Dass es Kindern passiert, die eh schon solche Schrecknisse hinter sich haben – dieses Grauen zu beschreiben, dafür gibt es keine Worte“, sagt Triebel, die die Kinderhilfsorganisationen Save the Children und World Vision unterstützt.

Jördis Triebel als Nelly Senff in „Westen“.
Jördis Triebel als Nelly Senff in „Westen“. © © Frank Dicks / zero one film | ARTE/Frank Dicks / zero one film

Es sei wichtig, auch von unbequemen Themen zu erzählen. Zudem fand sie ihre Rolle toll: „Die hat Humor, die ist anarchisch – das ist eher so eine Figur, die früher ein Mann gespielt hätte. Und dass das jetzt eine Frau sein darf ... Ich hatte an ihr total Spaß.“

Insgesamt war es eine sehr weibliche Produktion – Drehbuch: Silke Zertz und Frauke Hunfeld. Produzentin war Gabriela Sperl. Regie führte Sherry Hormann. Ändert das etwas an der Arbeit? Triebel überlegt lange. „Frauen haben miteinander eine ganz andere Sprache, das ist einfach so, die zeigen sich viel mehr“, sagt sie.

„Aber das heißt nicht, dass es weniger spannend ist, mit Christian Schwochow zu arbeiten oder mit Baran bo Odar.“ Mit diesem drehte sie für die erste deutsche Netflix-Serie, „Dark“, mit jenem hat sie den Kinofilm „Westen“ gemacht.

Neue Staffeln von „Babylon Berlin“ in Planung

Wichtiger als das Geschlecht der Person auf dem Regiestuhl sei, dass sie einen kreativen Prozess zulasse und die Schauspieler nicht einenge. „Wenn wirklich alle miteinbezogen werden und wissen, wir arbeiten der einen Sache zu, und jeder gibt sein Bestes – wenn das stattfinden kann, also: Dafür mache ich Filme“, sagt Triebel. Sie spricht von „Zaubermomenten“.

Das ist die Arbeits-Triebel. Die trennt sie normalerweise von der privaten. Das ging hier nicht: Florian Stetter spielte mit, der Mann an ihrer Seite. „Ich hatte mir das leichter vorgestellt“, räumt sie ein. „Sobald ich am Drehort ankomme, ist das auch eine andere Welt. Ich bin dann anders, ich verhalte mich anders. Das ist wie mein Schutzraum.“ Sie hätten es dann aber hinbekommen.

Als Nächstes dreht sie wieder ohne Privat-beruflich-Verquickung: neue Staffeln von „Babylon Berlin“ und „Dark“. Starkes Programm, aber weiterhin recht düster. Dabei würde sie, sagt sie, so gerne mal eine Komödie machen. „Mal so richtig auf die Kacke hauen!“ Sie kann sich nicht aussuchen, welche Rollen ihr angeboten werden. Nur gelegentlich daran erinnern: „Ich kann nicht nur weinen.“