Berlin. Superstar Kylie Minogue feiert 50. Geburtstag. Die Sängerin verkauft die perfekte Illusion, aber sie kennt die Tücken des Lebens.
Kylie Minogue gehörte immer zu den wenigen Stars, die eigentlich keinen Nachnamen brauchen, weil es von ihnen nur eine geben kann. Das ist nur wenigen Größen vorbehalten, Madonna etwa, Cher und Lassie. Wer heute „Kylie“ bei Google eingibt, bekommt zuerst eine ganz andere Kylie ausgespuckt. Kylie Jenner, 20 Jahre, Schwester von Kim Kardashian.
Vor einiger Zeit hatte sich die junge Kylie gar erdreistet, ihren Vornamen als Marke schützen lassen zu wollen. Da fuhr Kylie, die Große, die juristischen Krallen aus gegen die laut ihrer Anwälte „unbedeutende Reality-TV-Darstellerin“ – und gewann.
Zu Recht. Als Kylie Jenner geboren wurde, hatte Kylie Minogue, die am Montag 50 Jahre alt wird, bereits alle Höhen und Tiefen eines Weltstars erlebt. Im Jahr 1987 erschien ihre erste Single „I Should Be So Lucky“. Damals glaubte keiner daran, dass der dauergewellte Teenie länger als einen Sommer durch den Pop-Himmel schwirren würde, auch wenn Kylie in ihrer Heimat Australien längst als Seifenopernstar bekannt war.
Zuckersüß wirkte sie und seltsam synthetisch, als habe ein verrückter Professor eine Barbiepuppe zum Leben erweckt. „Ich kann meine alten Videos nicht anschauen, ohne mich zu schämen“, sagt sie heute.
Kylie war ein Produkt der britischen Hitfabrikanten Stock Aitken Waterman, doch Anfang der Neunziger galten deren Plastikliedchen auf einmal als hoffnungslos uncool. Kylie hatte den Mumm, sich von ihren Entdeckern loszusagen, liebäugelte mit Indie-Musik, sang ein Duett mit Düsterrock-Ikone Nick Cave. Ein Album, das sie mit den Rockern Manic Street Preachers aufnahm, floppte grandios. Ihre Plattenfirma warf sie raus. Kylie war 30 und arbeitslos. Bereit aufzugeben war sie nicht.
Wie gut, dass im neuen Jahrtausend wieder Glamour gefragt war. Kylie erfand sich als Disco-Diva neu. Sie zog sich die heute legendären goldenen Hotpants an, die sie für 50 Pence auf einem Londoner Trödelmarkt gekauft hatte, turnte für eine neue Plattenfirma durch das Video ihrer Single „Spinning Around“ und landete einen Riesenhit. Im Jahr 2001 schaffte sie mit dem unterkühlt-erotischen „Can’t Get You Out Of My Head“ den größten Erfolg seit ihrem Debüt.
Auf Kylie konnten sich plötzlich alle einigen, sie galt als Kitsch, aber auch als Kunst. Sie verkaufte Illusionen, aber wirkte dennoch echt: „Meine Wahrheit ist, dass ich diesen Job ernst nehme und aufrichtig angehe“, sagte sie einmal. Bei ihrer spektakulären „Showgirl“-Welttournee 2005 war Kylie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere – genau da kam die Brustkrebs-Diagnose.
Kylie Minogue kämpft erfolgreich gegen den Krebs
Nach einer erfolgreichen Therapie beeilte sie sich, die Tour fortzusetzen, manche Konzerte musste sie jedoch vor Schwäche abbrechen. Ihr „Sie ist zurück“-Album „X“ wurde nur ein mäßiger Erfolg. Im Rückblick weiß Kylie, dass sie damals zu hastig handelte: „Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich die Platte persönlicher machen. Meine Fans erwarteten von mir aufklärende Worte über meine Erfahrungen mit der Krankheit.“
Ihr aktuelles Album „Golden“ verkauft sich ordentlich, sie durfte es sogar im Berliner Nachtclub Berghain präsentieren, in dem schnöder Pop sonst nicht geduldet ist. Aber Kylie ist eben eine Ikone, besonders eine der Schwulen. Sie wolle erst heiraten, wenn die Schwulenehe in Australien erlaubt sei, verkündete sie einmal. Das ist sie inzwischen, Kylie ist immer noch nicht verheiratet. Denn das ist ein schwieriges Kapitel, Kylie und die Männer.
Diese prominenten Frauen sind 50 Jahre
Ihr Wunsch: Jemanden mit Familie kennenlernen
Gerade trennte sie sich von dem 20 Jahre jüngeren Schauspieler Joshua Sasse. In ihrer rebellischen Phase in den Neunzigern war sie mit Rockstar Michael Hutchence von INXS zusammen, der sich im Jahr 1997 das Leben nahm.
Der französische Schauspieler Olivier Martinez stand ihr während der Krebszeit bei, nach der Genesung zerbrach die Liebe. In Interviews bedauert die Wahl-Londonerin, dass sie es nicht geschafft hat, eine Familie zu gründen wie ihre Eltern. „Aber wir werden sehen“, sagt sie im „Stern“. „Schließlich besteht immer noch die Möglichkeit, dass ich jemanden kennenlerne, der bereits eine Familie hat.“ Es klingt fast wie ein Geburtstagswunsch.