Berlin. Barbara Wussow ist die Neue auf dem „Traumschiff“. Ein Gespräch über romantische Filme, langlebige Ehen und ihren verstorbenen Mentor.

Oliver Stöwing

Revoluzzerinnen oder knurrige Kommissarinnen: Das sind Rollen, mit denen Schauspielerinnen Kritiker begeistern. Aber dann müssen ja auch die Rollen besetzt werden, die ein Millionenpublikum in schönere Welten entführen. Und da kommt Barbara Wussow ins Spiel.

Die 58-Jährige spielt meist romantische Figuren. „Gut und gerne“, wie sie betont. Das ist so, seit sie in den 80ern an der Seite ihres Vaters Klausjürgen Wussow in der „Schwarzwaldklinik“ berühmt wurde. Am Ostersonntag ist ihr Einstand als Crew-Mitglied des ZDF-„Traumschiffs“ (20.15 Uhr).

Eine Hauptrolle auf dem „Traumschiff“, was kann es Schöneres geben.

Barbara Wussow: Ich bin unglaublich dankbar, dem ZDF und auch Wolfgang, der da ein bisschen Vorarbeit geleistet hat, wie ich hörte.

Sie meinen Wolfgang Rademann, den 2016 gestorbenen Erfinder von „Das Traumschiff“ und „Die Schwarzwaldklinik“ ...

Wussow: Er hat mich erfunden. 1983 für die „Schwarzwaldklinik“, und ich bin immer noch in seinen Händen. Er fehlt mir unglaublich, als Produzent, als Mensch. Nach meinem abenteuerlichen Drehstart stand ich auf dem Schiff und habe gedacht: Wolfgang, dieser Einstand hätte dir gefallen.

Sie verkörpern eine Schiffhotelchefin. War das überfällig, dass Frauen auch auf dem „Traumschiff“ solche Positionen einnehmen?

Wussow: Es ist zeitgemäß. Es gibt doch inzwischen viele Hotelchefinnen. Das Hotel Sacher wird von einer Frau geführt, es gibt Pilotinnen, ich weiß nicht, ob es auch Kreuzfahrtschiffskapitäninnen gibt. Oder wie heißt das? Diese Gendersprache finde ich deppert, ich bin kein Freund davon, genauso wenig wie vom Gleichmachen der Geschlechter.

Ach nein?

Wussow: Männlein und Weiblein sind nicht gleich, aber wir sollten gleich viel verdienen. Da gibt es in jeder Branche Ungleichheiten, auch in unserer, es ist ein Kampf.

Ihre Rollen sind klassisch weiblich. Sie spielen immer wieder romantische Frauen, die für die Liebe kämpfen. Warum gerade Sie?

Wussow: Was glauben Sie? Vielleicht, weil ich es gut mache. Ich spiele diese emotionalen Figuren sehr gerne. Ich habe auch Krimis gedreht. Aber es gibt so viel wunderbare Kolleginnen, die Kommissarinnen spielen, und dann gibt es eben auch die, die Rollen mit großen Gefühlen spielen, und ich fühle mich da gut aufgehoben. Ich stehe dazu.

Wird es schwieriger mit Rollen in reiferen Jahren?

Wussow: Wenn man das Glück hat, drehen zu können, gibt es schon auch gute Rollen. Für das Rosamunde-Pilcher-Mädchen bin ich zu alt, aber es gibt ja meist noch das zweite, etwas ältere Paar. Ich schwebe in einem Zwischenraum, für Oma-Rollen bin ich noch zu jung. Biologisch zwar nicht, aber vom Aussehen her.

Hält es Sie jung, dass Sie vergleichsweise spät Mutter wurden?

Wussow: Vielleicht. Ich hab mit 38 meinen Sohn bekommen und mit 44 meine Tochter. Trotzdem würde ich jeder Frau empfehlen: Bekomm die Kinder mit 30. Man ist doch belastbarer als jüngere Frau. Ich halte es für eine Verantwortungslosigkeit, wenn man mit 50 noch Mutter wird.

Warum haben Sie gewartet?

Wussow: Weil ich meinen Mann genießen wollte und an die Karriere gedacht habe. Heute würde ich die Hochzeitsnacht nutzen, statt sie zu verblödeln.

Mit Ihrem Mann, dem Schauspieler Albert Fortell, sind Sie seit 1983 zusammen.

Wussow: Gut, gell?

Warum schafft das kaum noch jemand?

Wussow: Man geht die Probleme nicht mehr an. Es ist wie beim Aquaplaning. Was soll man da nicht machen? Bremsen und aussteigen. Oder das Steuer wild herumreißen. Besser: Lenkrad ruhig halten, abwarten, bis sich die Lage beruhigt. Wenn es heute schwierig wird, rennt man gleich zum Scheidungsanwalt.

Was sollte man stattdessen tun?

Wussow: Statt alles zu zerreden, muss man sich manchmal eine Zeit lang in Ruhe lassen und Luft zum Atmen geben. Es sollte ein größtmöglicher gemeinsamer Nenner da sein. Was nicht deckungsgleich ist, muss man akzeptieren.