London. Es ist ein Leben voller Dramen und Drogen, Hits und Höhenflügen: Hit-Gigant Elton John feiert seinen 70. Geburtstag – auf der Bühne.

Der Mann, der da auf die Bühne sprang, sah nicht so aus, als ob er an diesem Samstag seinen 70. Geburtstag feiert. Auch im Rentenalter begeisterte Elton John, der britische Superstar, seine Fans – wie zuletzt bei einem Livekonzert in Albuquerque (USA) am vergangenen Mittwoch. Die Kritiker für seine jüngste Tournee sind begeistert. „Solch einen Entertainer wie ihn machen sie nicht mehr“, hieß es im „Albuquerque Journal“.

Auch an seinem 70. Geburtstag auf Tour zu sein – das spricht von einer fast preußischen Arbeitsmoral. Doch Elton John – Pardon: Sir Elton, denn die Queen hat ihn 1998 zum Ritter geadelt – bedeutet die Bühne alles. Sie ist der Ort, wo der im wirklichen Leben eher schüchterne Brite richtig aufdrehen kann: schrille Outfits präsentieren, übertriebene Riesenbrillen tragen und natürlich: Klavier spielen und singen, singen, singen.

Mit vier Jahren lernte er Klavierspielen

Elton John ist auch mit 70 Jahren noch immer auf der Bühne zu Hause.
Elton John ist auch mit 70 Jahren noch immer auf der Bühne zu Hause. © dpa | Estela Silva

Am 25. März 1947 wurde Reginald Kenneth Dwight, der sich später zu Elton Hercules John umbenennen sollte, in London geboren. Mit seinem Vater, einem Luftwaffenoffizier, verstand er sich nicht – der Junge wuchs größtenteils bei seiner Großmutter im Londoner Vorort Pinner auf. Mit vier Jahren begann Reginald, sich das Klavierspielen beizubringen. Mit elf gewann er ein Stipendium für die Royal Academy of Music. „Als ich ihm ein Stück von Händel vorspielte“, erinnerte sich ein Lehrer, „hat er es sofort aus dem Gedächtnis nachgespielt, wie ein Grammophon.“

Der Vater hielt nichts vom Musikerberuf und pochte auf eine ordentliche Ausbildung, Bankwesen zum Beispiel. Seine extravagante Kleidung und die wilden Bühnenshows seien wohl eine späte Reaktion auf seine repressive Kindheit, sagt John später einmal. Mit 17 Jahren brach er die Schule ab. Als er 1967 den Songtexter Bernie Taupin traf, begann eine lange und fruchtbare Zusammenarbeit. Aus Reginald Dwight wurde Elton John.

Komponieren fiel ihm leicht

Das Komponieren ging ihm zügig von der Hand – für manche Songs brauchte er gerade einmal eine halbe Stunde. Noch heute kann Elton John in Rekordzeit produzieren. Sein jüngstes Album „Wonderful Crazy Night“ wurde innerhalb von 17 Tagen eingespielt.

Mit Taupin zusammen schrieb John Hits wie „Crocodile Rock“, „Rocket Man“ oder „Goodbye Yellow Brick Road“. Seine Lieder „Candle in the Wind“ (bis heute die erfolgreichste Single aller Zeiten) und „Don’t Let the Sun Go Down on Me“ machen ihn zum Superstar der 70er-Jahre. In den 80er-Jahren folgten Hits wie „I’m Still Standing“ oder „Nikita“. Doch mehr und mehr rutschte Elton in die Drogensucht ab, litt auch an Bulimie und Kaufsucht. Sein Kokainkonsum machte eine Kehlkopfoperation nötig, durch die Elton John sein Falsett verlor. Er kam an einem Punkt in seinem Leben an, erinnerte er sich, „wo ich nur zwei Möglichkeiten hatte: entweder sterben oder weiterleben.“

Der Popstar wird Familienmensch

Elton wurde clean. Oder wie er es selbst ausdrückte: Er ersetzte Drogen „mit einer viel gesünderen Sucht“. Er entdeckte 1990 seine Sammelleidenschaft für Fotokunst. Er, der vier Jahre mit einer Deutschen verheiratet war, bekannte sich nun zu seiner Homosexualität. Und er setzte sich mit aller Kraft für den Kampf gegen Aids ein.

Elton John (l.) mit seinem Partner David Furnish.
Elton John (l.) mit seinem Partner David Furnish. © dpa | Daniel Deme

1993 traf er den Filmemacher David Furnish, mit dem er 2005 eine eingetragene Partnerschaft einging. Dank einer Leihmutter bekamen sie 2010 den Sohn Zachary und 2013 dessen Bruder Elijah. „Wenn ich 15 Jahre jünger wäre“, sagte Elton kürzlich in einem Interview, „hätte ich noch zwei, drei Kinder mehr. Ohne Frage.“