Berlin. In der Reportagereihe „37 Grad“ begleitet das ZDF einen Offizier ein Jahr lang nach Afrika. Die Doku ist informativ und sehenswert.

Personalmangel, defekte Gewehre, Panzer und Hubschrauber, die nicht funktionieren: Die Bundeswehr hat wiederholt negative Schlagzeilen gemacht. Zuletzt wirkte die Armee mit dem volltönenden Slogan „Wir. Dienen. Deutschland“ allzu oft wie eine marode Einsatztruppe.

Umso interessanter die Frage, die sich das Team von „37 Grad“ gestellt hat: Was bewegt junge Menschen heute noch dazu, Soldat zu werden? Für die ZDF-Reportage haben Jörg Stolpe und Daniel Moj den 27-jährigen Offizier Matthias Lehna ein Jahr lang bei seinem ersten Auslandseinsatz in den afrikanischen Krisenstaat Mali begleitet.

Fragen nach dem Sinn

Die Dreharbeiten starteten im Juni 2017 während der Planung eines Gebirgsjägerzuges aus Bad Reichenhall. Als Zugführer bereitet Oberleutnant Lehna sein Team auf den Einsatz in Afrika vor – auf dem Truppenübungsplatz wird der Ernstfall geprobt, die Explosion eines Sprengkörpers und die Rettung von Verletzten mit dem Hubschrauber.

Im September reist Lehna von Köln aus mit einem Airbus der Bundeswehr nach Mali, als Teil der UN-Mission Minusma übernimmt er mit seinem Team aus 40 Männern und Frauen für vier Monate die Aufgaben einer schnellen Eingreiftruppe. „Das wird die bisher größte Herausforderung in meiner Laufbahn“, sagt der junge Offizier: „Hauptsache, meine Jungs kommen alle wieder heil zurück.“

Lehna kommt oft zu Wort im Film und spricht – stellenweise etwas formelhaft – über seine schwierige Aufgabe. Nach Studium und militärischer Ausbildung musste er schon früh lernen, Führungsaufgaben zu übernehmen – seine Soldaten einteilen, ihnen aber auch als Chef väterlich zur Seite stehen.

Für Emotionen kein Platz

Während der vier Monate in der Wüste stellt sich Lehna aber mehr den Fragen nach dem Sinn des Einsatzes, nach der Pflicht des Dienens, dem Tod und dem Töten.

Seine schwangere Frau Klara, mit der er in München lebt, unterstützt ihn. „Ich habe schon Angst, dass er vor allem psychische Verletzungen davontragen könnte. Und was das dann für mögliche, auch längerfristige, Auswirkungen haben könnte“ sagt die Studentin.

Diese Angst kann auch den Alltag lähmen, den sie so normal wie möglich leben will. Gleichwohl sprechen beide von der Verantwortung, die die Bundeswehr und damit Deutschland in der Internationalen Gemeinschaft wahrnehmen. Es geht um Pflichtbewusstsein, um das Einbringen in die Gesellschaft – für Emotionen ist da kein Platz.

Fazit: Die Filmemacher zeigen auf spannende Weise, wie die Aufgabe einen Menschen verändert. Informativ wie sehenswert.

• ZDF, 26. Juni, 22.15 Uhr