Berlin. Amazon will Abenteuer aus Mittelerde als Serie zeigen. Der Deal mit den Rechte-Inhabern soll dem Streamingdienst einiges abverlangen.

Noch haben die Filmemacher von Amazon keine einzige Seite eines Drehbuchs geschrieben, keinen Regisseur oder Schauspieler verpflichtet – ja, eigentlich besteht beim Projekt, den Stoff aus „Der Herr der Ringe“ als TV-Serie zu produzieren, nicht viel mehr als die Idee. Und trotzdem steht schon fest: Amazon steht gewaltig unter Druck.

Denn der Deal mit den Rechte-Inhabern der Mittelerde-Saga von Autor J.R.R. Tolkien, den Amazon Studios Mitte November als fix bekanntgab, soll den Serienmachern einiges abverlangen. Und das nicht nur in finanzieller Hinsicht.

Die für gewöhnlich gut informierten Portale „Hollywood Reporter“ und „Deadline“ berichten, dass Amazon für die Rechte nicht nur rund 250 Millionen Dollar bezahlen, sondern sich auch verpflichten musste, fünf Staffeln zu produzieren und die erste Szene spätestens Ende 2019 im Kasten zu haben. Andernfalls sei die Vereinbarung hinfällig.

Amazon soll bereits mit Peter Jackson gesprochen haben

Laut der beiden Branchendienste zeichnet sich nun ab, dass die neue Serie, die gerüchteweise die Vorgeschichte des „Herr der Ringe“-Plots erzählen und 2020 Premiere feiern soll, die teuerste der Geschichte werden könnte – mit mehr als einer Milliarde Dollar auf ihrem Preisschild.

Offenbar hat es auch schon Gespräche mit Peter Jackson gegeben, dem Regisseur der erfolgreichen Tolkien-Kinofilme. Ebenso soll verhandelt worden sein, dass Amazon Bildmaterial aus Jacksons „Herr der Ringe“- und „Hobbit“-Filmen nutzen darf.

Wegen all dieser Rechte und Pflichten soll der Deal, bei dem Amazon die Mitbieter HBO und Netflix ausstach, sehr kompliziert geworden sein. Anwalt Matt Galsor, der als Architekt des Vertragswerks gilt, nannte es „den kompliziertesten Deal, den ich je gesehen habe“.

Filmrechte lagen bei Bob und Harvey Weinstein

Kompliziert allein schon deswegen, weil viele Parteien am Tisch saßen: Neben Amazon beteiligt sind erstens Tolkien Estate and Trust, also Nachkommen Tolkiens und Verwalter seiner hinterlassenen Werke, zweitens die Warner-Bros.-Tochter New Line Cinema, die die „Herr der Ringe“- und „Der Hobbit“-Filme ins Kino brachte, und drittens der Verlag HarperCollins, der die Tolkien-Bücher herausbringt.

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    New Line Cinema soll im Übrigen nur wegen der Bildrechte an den jüngsten Kinofilmen am Tisch gesessen haben – die Filmrechte lagen nämlich all die Jahre bei Miramax, der Produktionsfirma von Bob Weinstein und dessen wegen Missbrauchsvorwürfen in Verruf geratenen Bruder Harvey. Sie hatten New Line die Filmrechte nur überlassen und bei „Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ mitverdient. Dem Vernehmen nach sollen sie nun aber noch nicht tätig geworden sein, um den Amazon-Deal zu torpedieren.

    Welche Geschichten genau erzählt werden, von wem und mit welchen Schauspielern, das scheint indes noch geklärt werden zu müssen. Sicher ist aber, dass die Nachrichten darüber nicht mehr lange auf sich warten lassen können. Viel Zeit hat Amazon schließlich nicht mehr.