Berlin. Alle gegen eine? Sahra Wagenknecht musste bei Markus Lanz viel Kritik einstecken – von ihrer Meinung weicht sie trotzdem nicht ab.

Sahra Wagenknecht hat sich für den Abend eine „harte Diskussion“ gewünscht. Und tatsächlich braucht die anwesende Runde bei Markus Lanz dieses Mal nicht lange, um auf Betriebstemperaturen zu kommen und die Politikerin in die Mangel zu nehmen.

"Markus Lanz" – Das waren die Gäste:

  • Kevin Kühnert, SPD Generalsekretär
  • Sahra Wagenknecht, Ex-Fraktionsvorsitzende die Linke
  • Marina Owsjannikowa, Journalistin und Aktivistin
  • Ljudmyla Melnyk, Ukraine-Expertin vom „Institut für Europäische Politik“

Sahra Wagenknecht bei "Markus Lanz": Keine neuen Waffen - das fordert die Politikerin

Natürlich sei Wladimir Putins Rede zur Lage der Nation, die er nur wenige Stunden vor der Talkshow gehalten hatte, eine „Kriegsrede“, stellt Wagenknecht direkt zu Beginn der Sendung klar. „Genauso gefährlich“ finde die Politikerin allerdings die Zeichen von US-Präsident Joe Biden. Dieser hatte der Ukraine bei seinem überraschenden Besuch in Kiew weitere Waffenlieferungen angekündigt. Abgesehen von militärischen Zusicherungen sieht Wagenknecht bei Biden allerdings „keine diplomatischen Anzeichen, keine diplomatischen Initiativen“.

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Generell hätte es bisher keine Friedensinitiative des Westens gegeben – auch deshalb bleibt sie in der gesamten ZDF-Sendung mit Markus Lanz beinahe stur bei ihrer Forderung, die sie auch in dem von ihr verfassten „Manifest für Frieden“ formuliert hatte: Der Westen müsse aufhören, Waffen an die Ukraine zu liefern und Wladimir Putin an den Verhandlungstisch bringen. Die Politikerin der Linken betont: „Wir gehen in eine Welt mit immer weniger Vertragswerk, wo immer mehr hochgerüstet wird.“ Das finde sie beängstigend.

"Markus Lanz" (ZDF): Kriegsverbrechen in der Ukraine - Wagenknecht schockt mit Aussage

Was aber wäre passiert, wenn Deutschland und andere Länder keine Waffen an die Ukraine geliefert hätte, fragt SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert die Linkenpolitikerin provokant. Er stellt im ZDF-Talk klar: „Hätte niemand Waffen geliefert, könnten wir heute nicht mehr darüber sprechen, dass die Ukraine mit Russland unter Zuhilfenahme von anderen Staaten etwas verhandeln soll. Es gäbe die Ukraine zwar völkerrechtlich noch, aber sie wäre wahrscheinlich auf dem ganzen Gebiet besetzt.“

Und was sei mit den russischen Kriegsverbrechen wie dem Massaker von Butscha, hakt auch Moderator Markus Lanz nach. „Kriegsverbrechen werden auf beiden Seiten begangen“, schmettert Wagenknecht seinen Einwand ab und erntet von Lanz dafür ein entsetztes „Uiiiuiiiuiii“. Außerdem seien Kriegsverbrechen „kein Grund, einen Krieg weiterzuführen, Kriegsverbrechen sind ein Grund mehr eine Krieg zu beenden und einen Waffenstillstand zu erreichen“, ergänzt sie.

Ljudmyla Melnyk bei "Markus Lanz": "Gefühl, dass Sarah Wagenknecht von Putin bezahlt wird"

Ljudmyla Melnyk lassen die Worte Wagenknechts zum Ukraine-Krieg im Talk bei Markus Lanz ratlos zurück. Sie höre hier einfach nur eine „Wiederholung von russischer Propaganda“, resümiert die in der Ukraine geborene Wissenschaftlerin kopfschüttelnd und wendet sich direkt an Wagenknecht. Warum habe sie bis heute eigentlich noch nicht die Ukraine besucht, um mit den Menschen vor Ort zu sprechen, die Stimmung im Land zu erfahren. Die aktuellen Besuche von Politikerinnen und Politikern seien für Wagenknecht "Polititourismus, wo man bewacht und beaufsichtigt in ein Land fährt".

Wagenknecht in der ZDF-Talkshow: Dadurch könne man nicht herausfinden, wie die Stimmung im Land sei. Auch die Journalistin Marina Owsjannikowa steht Sahra Wagenknechts Ansichten äußerst kritisch gegenüber. Sie hatte im vergangenen Jahr mit einem Antikriegs-Plakat eine Nachrichtensendung des russischen Staatsfernsehens gestürmt. Bei Markus Lanz wählt sie drastische Worte: „Ich habe seit 2014 das Gefühl, dass Sahra Wagenknecht von Putin bezahlt wird“, wettert sie und stellte klar: „Man kann mit einem Kriegsverbrecher nicht verhandeln.“

Markus Lanz: So liefen die letzten Sendungen

Markus Lanz muss Wagenknecht zur Seite springen: Würde für sie eine Hand ins Feuer legen

Da muss sogar Markus Lanz, der an diesem Abend selbst nicht mit Kritik hinterm Berg hält, der schockierten Politikerin zur Seite springen. Auch wenn er Frau Wagenknecht nur ein paar Mal begegnet sei, erklärt er, würde er für sie seine Hand ins Feuer legen. Einen versöhnlicheren, wenn auch nicht weniger kritischen Ton schlägt Kevin Kühnert beinahe zum Ende der ZDF-Sendung an. Dass am Ende des Ukraine-Krieges Verhandlungen stehen müssen, sei auch für ihn naheliegend.

Allerdings blende Wagenknecht bei ihrer Argumentation für eine westliche Friedensinitiative einen entscheidenden Faktor aus: „Die Ukraine selbst.“ Seit Monaten würde die Politikerin von möglichen Lösungen und Vereinbarungen sprechen, „ohne einmal zu hinterfragen, ob die Ukraine damit einverstanden gewesen wäre“. Für ihn degradiere Wagenknecht das angegriffene Land damit von einem handelnden Subjekt zu einem Objekt, das wie ein Spielstein in der internationalen Politik hin- und hergeschoben werde.