Goslar. Die amerikanische Künstlerin gilt als einflussreiche Konzeptkünstlerin und Philosophin. Die Stadt kürte sie in einem Video.

Adrian Piper erhält den Goslarer Kaiserring des Jahres 2021, einen der renommiertesten Kunstpreise der Gegenwart. Das gab die Stadt Goslar am Donnerstag, 21. Januar, bekannt. Piper gilt als einflussreiche Konzeptkünstlerin und Philosophin, die seit Mitte der 1960er-Jahre die amerikanische Konzeptkunst maßgeblich mitprägte. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte Goslars Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk den Namen der Preisträgerin nicht wie üblich beim traditionellen Neujahrsempfang der Stadt Goslar bekannt geben. Stattdessen veröffentlicht die Stadtverwaltung ein Kurzvideo auf Youtube.

In ihrer Begründung schreibt die Kaiserring-Jury: „Konsequent wie frei in Zeichnung, Malerei, Skulptur, Film und Performances entblößt Adrian Piper die harschen Strukturen des Normativen und führt nonchalant den Betrachtenden vor Augen, dass es immer auch auf uns selbst, unser Denken und unser Handeln ankommt.“ Als sie erfahren habe, dass sie den Kaiserring 2021 bekommen werde, sei sie einfach sprachlos gewesen, erklärt Adrian Piper. „Ich weiß ganz genau, was für eine außergewöhnliche Ehre es ist“, so die Preisträgerin vor dem Hintergrund, dass es heutzutage so viele hochbegabte gegenwärtige Künstler gebe. „Ich danke von tiefstem Herzen.“ Wenn die Pandemie es zulässt, sollen Adrian Piper sowie der Kaiserringpreisträger aus dem Jahr 2020, Hans Haacke, den Kaiserring in einer Doppelverleihung im Herbst entgegennehmen. Die Verleihung an Hans Haacke konnte im vergangenen Jahr wegen der Einschränkungen durch die Pandemie nicht wie geplant stattfinden.

Piper lebt und arbeitet in Berlin

Adrian Margaret Smith Piper, 1948 in New York geboren, ist eine US-amerikanische Konzeptkünstlerin der ersten Generation und eine analytische Philosophin. Seit 2005 lebt und arbeitet sie in Berlin, wo sie die APRA (Adrian Piper Research Archive) Foundation Berlin betreibt. Seither spricht sie ihren Namen deutsch aus. Adrian Piper schafft Kunstwerke in einer Vielzahl unterschiedlicher Medien - darunter Collagen, Zeichnungen auf vorgedrucktem Papier, Videoinstallationen, standortbezogene Installationen, digitale Bilder, Performances und Audioarbeiten.

Ihre Arbeiten erkunden die Natur von Subjektivität und Entscheidungsfreiheit. Die Grenzen des Selbst werden ebenso erforscht wie der Fortbestand und die Unterbrechungen der individuellen Identität. Adrian Piper befasste sich damit früh mit Themen, die noch heute aktuell sind, aber damals oftmals noch als Tabu galten. So setzte sie sich insbesondere mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auseinander. Ihre Medieninstallation und Gruppenperformance „The Probable Trust Registry“ (2013) brachte ihr auf der 56. Biennale von Venedig 2015 den Goldenen Löwen als beste Künstlerin ein. Darüber hinaus bekam Adrian Piper für ihre Kunst zahlreiche weitere renommierte Auszeichnungen. Als erste Amerikanerin wurde ihr zudem 2018 der Käthe-Kollwitz-Preis verliehen.

Der Kaiserring Goslar wird seit 1975 verliehen

Der Goslarer Kaiserring ist einer der weltweit renommiertesten Preise für moderne Kunst. Er wird seit 1975 verliehen. Die ersten Preisträger waren Henry Moore, Max Ernst und Alexander Calder. Ihnen folgten Pioniere der Gegenwartskunst wie Joseph Beuys, Gerhard Richter, Nam June Paik, Christo, Cindy Sherman oder Jenny Holzer. Vor Adrian Piper und Hans Haacke erhielten in den letzten Jahren unter anderem Andreas Gursky, Bridget Riley, David Lynch, Olafur Eliasson, Wolfgang Tillmans und zuletzt Barbara Kruger den Preis. Kaiserring-Jury Die Kaiserring-Jury setzt sich aus einer Fachjury und einer Goslarer Jury zusammen.