Berlin. „Die Höhle der Löwen“ ist zurück: Am Dienstagabend startete Staffel sechs auf Vox. Mit neuem Investoren-Gesicht – und hohem Pokern.

Am Ende geben sie sich einen Ruck. Es wäre doch jammerschade, wenn dieser Gründer einfach abziehen würde, um mit seiner Idee den Markt zu erobern, könnten sie sich gedacht haben. Also: „Wollen wir, dass er nochmal reinkommt?“, fragt Carsten Maschmeyer. Na klar. Gesagt, getan.

Kurz darauf steht der 19 Jahre alte Jungunternehmer Rubin Lind in der ersten Folge der neuen Staffel „Die Höhle der Löwen“ wieder vor der Investoren-Jury – und schließt den Deal ab. 700.000 Euro für 25,01 Prozent der Anteile an seinem Start-Up ab. Die Geschäftsidee: eine Lern-App für Schüler, die individuelles, interaktives Lernen ermöglichen soll.

Der eloquente Abiturient hat hoch gepokert – und gewonnen. Zunächst lehnte er das Angebot der Juroren Maschmeyer und Georg Kofler ab. Beide wollten erst 30, dann 28 Prozent an seinem Start-Up. „Dann sage ich leider ab“, konterte der Gründer. Und ging. So viel Schneid stimmte die Juroren der Vox-Show doch noch um. „Das gab’s auch noch nicht, dass die Löwen einem Gründer hinterherlaufen“, sagte Maschmeyer in einem Ton aus Irritation und Begeisterung.

Ralf Dümmel investiert in der „Höhle der Löwen“ in Paudar

Für Begeisterung beim Investor Ralf Dümmel sorgte dagegen ein Deal mit den Gründern der Marke Paudar. Sie machten dem Löwen den Deal mit einem Steak schmackhaft. Das Bratpulver Paudar sollte dabei aber nicht nur den Geschmack anregen, sondern auch Fettspritzer verhindern – ein Punkt, den der stets adrett gekleidete Dümmel auch beachtet haben dürfte.

Das Pulver wird einfach auf Bratgut oder in eine Pfanne gestreut. Dort verflüssigt es sich und soll durch seine Form Spritzer verhindern. Das Versprechen zudem: es werde weniger Fett benötigt als bei herkömmlichen Ölen, Margarine oder Butter. Dümmel war von dem Pitch überzeugt und investierte 200.000 Euro für 20 Prozent der Firmenanteile.

„Die Höhle der Löwen“: Format lebt von den Gründern und ihrer Begeisterung

„Die Höhle der Löwen“ ist zurück: Und die Auftaktsendung von Staffel sechs der erfolgreichen Gründershow hatte gleich ein paar Neuheiten zu bieten – inklusive Rückholaktion. Am bewährten Konzept hat sich indes nichts geändert. Noch immer stellen Jungunternehmer ihre Ideen den Investoren – im Sendungs-Jargon Löwen genannt – vor, um einen begehrten Deal zu ergattern. Die meisten Ideen sind kreativ, nett anzuschauen. Vor allem aber lebt die Sendung von den Gründern, die für ihr Business brennen und auf den Deal hoffen.

Nils Glagau ist als neuer Investor bei „Die Höhle der Löwen“

Als neues Gesicht in Staffel sechs fungiert der 43-Jährige Nils Glagau. Der Geschäftsführer eines Familienunternehmens – übrigens studierter Ethnologe – ist der siebte Löwe. Der Jahresumsatz seiner Firma liegt bei 100 Millionen Euro. „Wir stehen für den erfolgreichen Aufbau von Marken“, sagt Glagau. Mit diesem Anspruch passt er gut zur „Höhle der Löwen“.

Das Format schafft es, einen spannenden Einblick in die Gründerszene zu geben – und zu zeigen, wie optimistisch, dynamisch und innovativ die deutsche Start-Up-Landschaft ist. Natürlich: Nicht jede Idee ist vollends ausgereift. In der Auftaktsendung holten sich die Gründer Stephan, Anna und Helko mit ihrem Konzept eine blutige Nase. Sie kombinieren Gaming und Fitness – eigentlich keine schlechte Idee. Doch das Ganzkörper-Workout, ein spielbasiertes Training in einem halboffenen Würfel, ist teuer. Rund 20.000 Euro sollen Fitnessstudios für das Produkt berappen. „Der Vertrieb wird wahnsinnig schwer“, sagte Carsten Maschmeyer. Neu-Juror Nils Glagau vermisste entsprechende Marktforschung vorab: „Ich habe große Zweifel“. Und Löwin Dagmar Wöhrl sah „das Prinzip Hoffnung“ am Werk. Die Gründer gingen – ohne Deal.

Mehr Frauen sind gut für „Die Höhle der Löwen“

Was auffällt: Oft sind es Männer, die ihr Start-Up vorstellen. Selbstbewusst und schlagfertig. Dabei gibt es auch viele Frauen mit guten Ideen – und dem passenden unternehmerischen Spirit. Sie müssen sich nur trauen. So wie Janet Carstensen, 37. Die Idee der Gründerin? Sie verschickt ein Set aus Öl, Farbe und Tattoo-Vorlagen. Die Bilder bleiben 14 Tage auf der Haut – und verschwinden dann wieder. „Es hat in der Branche schon seit Ewigkeiten keine Innovation mehr gegeben“, sagt die Hamburgerin. Im nächsten Jahr peilt sie einen Umsatz von einer Million Euro an.

Schon heute ist jeder vierte Deutsche tätowiert. Ein Markt also, der Wachstumschancen bietet. Findet auch Investorin Judith Williams: „Jetzt kommt so ein Schatz wie du und den möchte ich heben“, sagte sie. Und schlug zusammen mit Neu-Löwe Nils Glagau zu. Für 30 Prozent Anteile gibt’s 150.000 Euro.

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Je größer der Markt, desto eher steigen die Investoren ein

Was alle Gründer der Auftaktsendung einte: ihr Glaube an den Erfolg des Produktes. Doch je kleiner der Markt, je zielgruppenspezifischer die Erfindung, desto geringer ist die Aussicht auf Erfolg bei den Investoren.

Das musste auch Patrick Meyer, 40, erfahren. Seit einem Sportunfall sitzt er im Rollstuhl. Und machte aus dem Schicksal eine Tugend. Damit Kinderwagen, Rollstühle und Rollatoren nicht mehr im Schnee stecken bleiben, entwickelte er eine Art Ski. So wird aus dem Rollstuhl ein kleiner Schlitten. Meyer braucht 100.000 Euro – und bot dafür zehn Prozent Firmenanteile. Doch die Juroren senkten den Daumen. Zu wenig Potential, zu sehr Nische.

Doch davon will sich der Gründer nicht unterkriegen lassen. „Ich bin ein Stück weit enttäuscht, aber ich gehe meinen Weg weiter“, sagte Meyer. Er habe einen klaren Plan, was er machen möchte und wisse, wohin es gehen soll.

An seiner Idee hält er also fest. Dann eben ohne das Geld der Löwen.