Amsterdam. Carlotta Truman und Laurita Spinelli treten als S!sters beim ESC in Tel Aviv für Deuschland an. Ein Gespräch über Show und Kritik.

Für die meisten Menschen findet der Eurovision Song Contest an einem Samstag im Mai statt. Nicht so für echte Fans: da beginnt jeder ESC am Tag nach dem vorherigen – und dauert eigentlich das ganze Jahr. In Internet-Foren und in Fanclubs gibt es ganzjährig nur ein Thema – und jeder ist ESC-Experte. Kurz vor dem Ereignis treffen sich dann Tausende Fans zum größten Pre-Event in Amsterdam.

Bei „Eurovision in Concert“ treten viele Künstlerinnen und Künstler das erste Mal live vor das „Fachpublikum“ und stellen ihren Song vor – auch die deutschen Teilnehmerinnen von S!ster. Wir hatten dort die Gelegenheit, mit den deutschen Teilnehmerinnen für duie Show in Tel Aviv am 18. Mai zu sprechen.

Hallo Laurita, hallo Carlotta. Seid Ihr selbst eigentlich Einzelkinder oder habt Ihr Geschwister?

Laurita Geschwister! Ich habe eine große Schwester.

Carlotta Und ich habe zwei Geschwister: meinen großen Bruder Amadeus, der heute auch mit dabei ist, und eine kleine Schwester.

Und wie funktionierte das zu Hause bei Euch? War da eher Kampf oder eher Solidarität angesagt?

Laurita Meine Schwester und ich waren immer komplett entspannt, aber das liegt auch daran, dass wir einen unglaublich großen Altersunterschied von sechs Jahren haben und da ist es eher so wie ein Mutter-Tochter-Verhältnis gewesen .

Carlotta Bei mir tatsächlich auch. Meine kleine Schwester ist sechs Jahre jünger und mein Bruder sechs Jahre älter. Und wir sind auch alle super cool. Ich meine, mein Bruder ist immerhin immer mit dabei und wenn wir uns dauernd zoffen würden, ginge das gar nicht.

In Eurem Song geht es vordergründig um Geschwister, aber weitergehend sicher auch um Frauensolidarität. Wie erlebt Ihr das in Eurem Beruf als Sängerinnen? Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht?

Laurita Ich finde tatsächlich, dass es in unserer Branche gar nicht so problematisch ist. Eher in der anderen Welt, wo die Kameras aus sind, besonders in den sozialen Netzwerken – da ist es schon krass und da ist es wichtig, dass man jungen Mädels jetzt schon sagt: ey, es ist alles gut, die Probleme, die jemand anderes mit dir hat, die sind nicht wichtig, die machen …

Carlotta …dich nicht aus. Du selbst musst wissen, wer du bist.

Laurita Und in drei Jahren interessiert das eh niemanden mehr.

Habt ihr selbst seit dem Vorentscheid aufgehört, soziale Netzwerke zu verfolgen – oder macht ihr es heimlich?

Laurita Doch, ich bin noch immer sehr viel online.

Carlotta Ich auch. Aber wir lesen uns nicht die ganzen Kommentare zu unserem Auftritt durch – was jetzt die ESC-Sache angeht. Denn sogar die positiven Kommentare beeinflussen total. Und das lässt einen ja nicht bei sich selbst bleiben, finde ich. Und deswegen lassen wir es, egal ob positiv oder negativ, nicht so an uns heran. Wichtig ist schließlich, was wir machen. Das können nur wir selbst in unserem Innern entscheiden und wissen.

Laurita Richtig!

Bekommt Ihr denn Feedback zu dem Inhalt Eures Songs?

Laurita Ja total!

Carlotta Wir haben auf Instagram ganz, ganz viele Mädchen, die uns Nachrichten schreiben, dass sie sowas auch erlebt haben. Oder auch am Internationalen Frauentag haben wir so viele Nachrichten bekommen, was das angeht, wo andere so eine Art Liebesbrief an ihre Sisters geschrieben haben – das war so toll zu sehen…also ganz, ganz viel Antworten darauf.

Und zuletzt die Gewissensfrage: Habt ihr selbst letztes Jahr eigentlich den ESC verfolgt?

Carlotta Da war ich mitten in meiner Hochschulaufnahmeprüfung. Ich habe das nur so nur halb gesehen. Aber davor habe ich jedes Jahr geguckt. Mit der ganzen Familie – wir saßen immer da und haben das gemeinsam geguckt.

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    Welche Eindrücke habt ihr von der ESC-Welt?

    Laurita Ich finde das toll, weil so unterschiedliche Charaktere da sind. Und so soll es sein: Dass jeder so ist, wie er Bock hat!

    Carlotta Es ist halt so schön, dass es eher einen Festival-Charakter hat – es ist keine ‚Competition‘!

    Die besten Chancen werden den S!sters nicht zugerechnet – was aber erfahrungsgemäß nicht unbedingt bedeuten muss, dass sie nicht doch vorne landen können. Eurovision Song Contest 2019: Das sind Favoriten – und mögliche Flops. Die Entscheidung liegt nicht nur bei den Zuschauern. So sieht die deutsche Jury aus.

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