Essen. Michael Douglas spielt mit viel Selbstironie einen abgehalfterten Schauspieler in der neuen Netflix-Comedyserie „The Kominsky Method“.

Es war lange Zeit ein ehernes Hollywood-Gesetz: Ein echter Kinostar dreht nicht fürs Fernsehen. Doch seit dem weltweiten Serienboom kennen selbst Oscar-Preisträger wie Nicole Kidman („Big Little Lies“), Anthony Hopkins („Westworld“) oder Matthew McConaughey („True Detective“) keine solchen Berührungsängste mehr.

Jetzt hat es auch Michael Douglas getan: Der 74-jährige Superstar aus Filmen wie „Basic Instinct“ oder „Wall Street“ spielt in der neuen Netflix-Comedyserie „The Kominsky Method“ (ab 16. November) mit viel Selbstironie einen abgehalfterten Darsteller, der eine Schauspielschule in Los Angeles betreibt und so die Reste seines lange verblassten Ruhms versilbert.

Frauenheld und Zyniker

Der von Michael Douglas enorm charismatisch gespielte Sandy Kominsky ist ein Frauenheld und Zyniker. Doch schon in der ersten Episode bekommt der emotionale Panzer des smarten Schönlings erste Risse: Die krebskranke Ehefrau seines langjährigen Agenten Norman (gespielt vom 84-jährigen Alan Arkin, der 2007 den Oscar für „Little Miss Sunshine“ erhielt) verpflichtet Sandy auf ihrem Sterbebett dazu, dass er sich nach ihrem Tod um Norman kümmert – das tut er dann auch.

Mit viel Ironie und Fatalismus begegnen die beiden Protagonisten der Rentner-Buddy-Komödie den Zumutungen des Älterwerdens, die zwei alten Herren liefern sich grimmig-komische Wortgefechte wie einst Walter Matthau und Jack Lemmon in „Ein seltsames Paar“.

Die Kunst, ohne Verbitterung alt zu werden

„The Kominsky Method“ ist der neueste Streich von Serien-Großmeister Chuck Lorre, der mit Welterfolgen wie „The Big Bang Theory“ und „Two and a Half Men“ berühmt wurde. Für den Video-on-Demand-Anbieter Netflix hat er voriges Jahr bereits die Kifferserie „Disjointed“ gedreht, der jedoch kein großer Erfolg beschieden war.

Mit seinem zweiten Netflix-Projekt ist dem 66-Jährigen nun aber ein ebenso warmherziger wie witziger Mix über zwei verschrobene alte Käuze geglückt, die auch von der Kunst des Schauspielens handelt – und davon, wie man glücklich und ohne Verbitterung alt wird.Die acht jeweils 30-minütigen Folgen der ersten Staffel punkten mit erfrischenden Gags, wenn auch manchmal unter der Gürtellinie.

Großes Schauspielerkino mit erlesenen Stars

Schauspielcoach Sandy ist notorisch von seinen Schülern genervt: weil er sie für Einfaltspinsel hält, die lieber einen lukrativen Werbespot ergattern als künstlerisch nach den Sternen zu greifen, vor allem aber weil sie ständig Hygieneartikel ins Klo werfen und er den Klempner spielen muss. Außerdem schimpft er auf den Sender CBS, der eine Rolle, die Sandy ergattern wollte, einem Rapper mit unaussprechlichem Namen gegeben hat.

Er erkennt, dass er jetzt zum alten Eisen gehört. Halt findet Sandy in der Beziehung zu seiner reifen Schülerin Lisa (Nancy Travis), die hinter seine zynische Fassade blickt. Fazit: „The Kominsky Method“ bietet großes Schauspielerkino mit erlesenen Stars nicht nur in den Hauptrollen – unter anderem hat Michael Douglas’ alter Kumpel Danny DeVito einen Gastauftritt als Doktor.